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Continuatio Diarii Des von Ihro Römisch-Kaiserlich- und Königlich-Catholischen Majestät an die Ottomanische Pfort abgeschickten Groß-Botschafters, Titl. Herrn Damian Hugo, Grafen von Virmont etc. Allerhöchstgedacht Ihrer Kaiserlich- und Catholischen Majestät wirklich geheimen und Hof-Kriegs-Raths, General-Feld-Zeugmaisters, wie auch bestelten Obristen über ein Regiment zu Fuß, Constantinopel vom 5. September bis den 2. October 1719, bearb. von Helena Ulbrich und Stephan Kurz, Datenmodellierung: Jakob Sonnberger, Stephan Kurz; in: Die Großbotschaften Damian Hugo von Virmonts und Ibrahim Paschas (1719/20), hg. von Arno Strohmeyer und Stephan Kurz (Digitale Edition von Quellen zur habsburgisch-osmanischen Diplomatie 1500-1918, hg. von Arno Strohmeyer, Projekt 1), Wien 2022
Projektbeschreibung
Den
Groß=Botschaft nichts sonderbares vorgangen / und hatte sich alles diesen
Tag ganz still gehalten.
Den
vallieren / ausser dessen Seraglio
in der schön=umliegenden Gegend mit einer Hasens
Höz
belustiget / und etliche Hasen mitgebracht;
Eben an
und der
Seraglio an / um bey dem
zulegen / mit deme jene auch des Mittags zuspeisen die
Ehre gehabt.
Den
Cavallieren nacher
schaftere
selbe
zubesuchen / daselbsten dan Hochgedachter
sich zuverweilen belieben lassen;
Immittels ware bey dessen Abwesenheit /
Den
Dienst / samt einer Predig / welche A. R. P.
begangen worden.
Den
Den
bey sich gehabten Cavallieren von besagtem
ruckgelangt / und zwar höchstvergnügt von denen
Ehrerweisungen / welche ihme die
Den
schaft einiger Cavallieren / sich wieder mit einer Hasen=Höz zubelustigen sich
gefallen
lassen.
Den
Den
belustigen.
Den
nacher
mit diesem das Mittagmahl eingenommen / sodan des Abends in seinem Seraglio
sich wieder glücklich eingefunden; Und daselbsten /
Den
Den
Den
Täg vorhero von dem
so auf dem
ein Stund vor Tag zum
Aufsitzen geblasen / und sogleich die Pferde mit Sattel und
Zeig herbeygebracht / hiernächst / als selbe vertheilet worden / der
Groß=Botschafter
Cavalliers und Edelleuthe aber / nebst viel andern von der Kaiserlichen Groß=
Botschaft / zu Pferd / gegen der Stadt bis an den
Canal und Haven sich verfüget /
um sich auf die in der
Bereitschaft gestandene Transport=Schiffel zubegeben / wie
auch geschehen; Wohin aber / ware fast niemand bewust / und nachdeme man auf
dem Canal / welcher zu beeden Seiten stark bewohnet /
ein gute Weil gefahren / auch
auf der einen Seiten die
schöne Situation der Stadt
dern Seiten aber die Stadt
haften Oertern in
Augenschein hat nehmen können / passirten wir endlich zwey
gross= ausgerüstete Galleeren / und noch viel ander=gross= und kleine Theils
ausge-
rüstete und Theils nicht
ausgerüstete / so fremd= als einheimische Schiffe / die in Bru
lotten / Tschaicken / Brigantinen / Felucken / Caicken /
Gallioten und andern Fahrzeugen
bestanden; Unweit von
diesen noch weiter in dem Canal / gegen Asien zu / in dem
ausgezieret; Diese / so
die Capitana derer Türkischen Galeeren / ware mit 300. Sclaven
an den Rudern besezt; An jeder Ruder=Bank aber befanden sich 6. und zu beeden
Seiten 12. in einer Reyh / oder Linie / alle mit
roten Kappelen und roten Kleidern;
Welche die Türken
derer Sclaven Gala=Kleider nennen / auch diese nicht allemal:
sondern / wan ein Festin einem grossen Herrn zu Ehren gehalten wird / zum
Anlegen
vertheilet werden; In solch=gleichen Kleidern
die Sclaven zusehen ware wohl schön /
aber ihre
abscheulich=grosse Ketten / welche an die blose Füß geschmiedet gewesen /
entsezlich zuschauen; Die andere Schiff=Officiers und
Bediente giengen alle in ih
rer
besonders zierlich=Türkischen Kleidung / dabey bemühete sich ein jeder an die
sem Tag sein Dienst und Amt auf
das Beste zuversehen.
Gleich an der Stiege / bey dem Eintritt auf den hindern
Theil des Schiffes /
stunden die gewöhnliche 3.
Standarten mit ihrem Türkischen Wappen; Auf bee
den Seegelstangen ware fliegend angehenket die grosse
Flagge / und in der Mitten
auf dem Mastbaum noch ein
andere Fahn; Zu beeden Seiten aber der ganzen
Galeere
waren kleine Fahnen von rot= und gelbem Taffet aufgestecket / auch die Ru
dern alle / gleichwie die ganze Galeere /
schon rot angestrichen gewesen;
Bey unserer Ankunft begabe sich alles auf diese Galeer
/ ausser dem
lichen Herrn Groß=Botschafter
der Galeer an dem Canal gelegen /
ausgestiegen war / und erstlich alda dem
veranstaltet / und / nachdeme der
Herren Cavallieren sich auch auf die Galleere verfüget:
und den Siz oben auf dem
hindern Theil genommen hatte /
ein Stuck gelöset / um die Abstossung anzudeuten;
Kaum ware der Stuckschuß vorbey / so griffen die Sclaven
alle zugleich nach
denen Rudern / und fiengen mit allem
Gewalt an zu rudern / hielten auch solang
wider den Wind
auf dem Canal (aldort auf beyden Seiten die schönste Lust=Häu
ser zusehen) damit an / bis endlich ein Zeichen von denen
Pillotten gegeben worden / den einen Segelbaum / nebst dem in der Mitte stehenden Mastbaum
/ abzu
werffen / und die grosse
Flagge abzunehmen / um dardurch zuzeigen / wie alles gar
schön auf denen Galleeren reguliret seye;
Nun auf das gegebene Zeichen ware die Flagge so
geschwind abgenommen / und
der Mastbaum solcher
Gestalten umgeworffen / als wäre kein Segel / noch Mast
baum darauf jemalen gestanden / folglichen wurden die
dreyhundert Sclaven von
dem hocherhobenen hindern Theil
bis zum vorder Theil ganz frey: und gleichsam Mann
vor
Mann gesehen; Mit dieser abgeworffenen Galeere fienge man um so viel begierger
an zu rudern gegen den bestimten Ort; Und / bevor man
angeländet / wurden einige
Thürn auf der andern Seiten
passiret; Dieselbe grüsten die Capitana / dem Schiff=
Gebrauch nach / mit etlichen Stuckschussen; Darauf die Capitana mit drey ande-
ren Schussen dankte; Weiter hinein
liesen wir eine Festung auf der anderen Sei
ten / daselbsten alles / was auf dem
fahren muß / und
dahero diese Festung von denen Türken eine Vormauer des
Meers
schussen empfangen: und von derselben wieder mit andern Stuckschussen beant
wortet worden;
Diesemnach wurde der Anker geworffen / die Aussteigung
erlaubet / um mit
tels kleiner
Schaluppen gegen den bestimten Ort überzufahren; Alda den
lichen Herrn
Groß=Botschafter
vornehmen und andern Türken / schon erwartet
gehabt; Sobald nun der
liche Herr Groß=Botschafter
sonderliche Ordnung die
Speisen auf; Für den
ter
Tafel ware mit Moselinen Tücher gedeckt für die Herren
Cavalliers / und eine für
die Herren Edelleuthe / dan
noch eine für die Hauß= und andere Officiers; Das
Mittagmahl währete nicht lang / so wurde wieder abgetragen; Der Trunk dabey
bestund in Scherbet / und frischem Brunn=Wasser / zum
Beschluß aber gabe man
Caffee ohne Zucker;
Hiernächst retirirte sich alles in das Lustzimmer des
Mitten ein sehr zierlich gearbeiteter Brunn von weissem Marmor stunde / der das
Wasser viel Ehlen hoch springen liese; Der
sasse mit bedecktem Haupt auf der rechten / und der
Hand an denen Fenstern mit seinem Sohn / und etlich=vornehmen Türken auf ihren
kostbaren Polstern / und unterhielten einander mittels derer Dollmetschern in un
terschiedlichen Gesprächen; Dan und wan verlangte der
Rohr / und hatte Belieben / nach grossen weissen Vögeln zuschiesen / welche von de
nen Türken Meer=Anten genennet werden;
Immittels postirten sich auf der linken Seiten des
Lust=Zimmer verschiedene Türken mit allerhand Musicalischen Instrumenten / und
fiengen an / nach ihrer Art eine Musick zumachen / auch zusingen; Nach solcher
Musick gienge das Tara=Werffen zu Fuß an / und wurd ein gute Zeit mit beson
derer Geschicklichkeit damit angehalten; Gelung es einem / den andern wohl zu
treffen / so gerieht es diesem noch besser / jenem einen Wurf beyzubringen;
Wie dieses vorbey / so erschienen zwey und zwey nackende Männer / die nur
Hosen an hatten / und rungen miteinander in solange / bis einer den andern zu
Boden geworffen; Der überwältigt= und niedergeworffene gienge beyseits / und wur
de beschenket; Der Uberwinder aber muste mit andern nackenden Männern von
neuem ringen / und zwar solang / bis er auch von einem zu Boden geworffen: und
überwältiget worden; Alsdan wurde dieser doppelt und dreyfach nach der Zahl
deren Uberwundenen beschenket; Diesem Kampf folgten einige Taschen=Spieler /
welche ihre Kunst nacheinander fortspielten; Dan seynd auch verschiedene Tänze
gehalten: ingleichem nach der Scheiben ein Zeitlang geschossen worden;
Nach welchem allen die Tafelen wieder / wie zu Mittag / bereitet: und die Spei
sen aufgetragen worden / derer sich die Herren Gäste von der Kaiserlichen Groß=
Botschaft über Halß und Kopf wegen anbrechender Nacht bedienet hatten / so
dan verfügten sich die Herren Cavalliers zu dem
bung abzuwarten; wie dieselbe nun geschehen / so truge man ein roten Zobel=
Pelz herbey / und legte diesen dem
Herren Cavalliers aber theilte man florene mit Gold und Silber durchzogen Tür
kische Tüchel von allerhand Farben aus;
Während=dieser Austheilung hatten die Türken angehoben / nach einem auf
dem Canal auf einem Brett schwimmend=grossen Krug / wie auch nach einem klein
hölzernen Häusel / so auch auf den Canal gesetzet worden / zuschiesen / wer dan eines
von beyden getroffen / derselbe war ebenfals beschenket worden;
Der
luppen / samt dessen ganzem Gefolg / und begabe sich ferners wieder auf die Capi
tana / nahm auch seinen Posto mit dem Zobel=Pelz wieder oben auf dem hindern Theil;
Alsdan ware der Anker aufgehoben: die Seegel gespannt: und bey sehr gutem
Wind / auch unter Lösung derer Stucken von der gegen über gelegenen Festung
aus Asien wieder an das Ufer zu unsern Pferden gekehret worden; Mittels derer
wir sehr spaten Abends in un serm Seraglio wieder angelanget seyn / nachdeme wir
auf obbeschriebene Weiß diesen ganzen Tag in Asien zugebracht hatten; Folglichen
aber /
Von dem
ret / als / daß während=dieser Tägen der
dem
Groß=Botschafter
gelassen / hatte /
Den
Majestät
Herren Cavallieren / nacher Pera, alda die Herren Botschaftere logiren / sich begeben /
und das Quartier in des
Den
Ruzzini,
Volks dazu geloffen.