Continuatio Diarii des von Ihro Römisch=Kaiserlich= und Königlich=Catholischen Majestät an die Ottomannische Pfort abgeschickten Groß=Botschafters / Titl. Herrn Damian Hugo / Grafen von Virmont rc. Allerhöchstgedacht=Ihrer Kaiserlichen Majestät würklich=geheimen= und Hof=Kriegs=Rahts / General=Feld=Zeugmaisters / wie auch bestelten Obristen über ein Regiment zu Fuß / als von dem Tag dessen Aufbruchs von Nissa, und Anlangung zu Constantinopel / dan alda gehaltenen Einzugs / und so wohl bey dem Groß=Vezier / als Groß=Sultan selbsten Vom 13. Juny bis 10. Augusti 1719 Unknown Edition Helena Ulbrich Datenmodellierung Jakob Sonnberger Stephan Kurz Digital Edition Transcribed, corrected, edited by Helena Ulbrich TEI conversion Stephan Kurz Austrian Academy of Sciences, Institute for Habsburg and Balkan Studies Austrian Academy of Sciences, Institute for Habsburg and Balkan Studies Vienna 2022 CC-BY 4.0 o:vipa.pp.hbg.17190613 Digitale Edition von Quellen zur habsburgisch-osmanischen Diplomatie 1500–1918 Digital Scholarly Edition of Habsburg-Ottoman Diplomatic Sources 1500–1918 Habsburg-Osmanlı Diplomasisi Kaynakları Dijital Edisyonu 1500–1918 Projektleitung Arno Strohmeyer Based on the digitized item provided by the ONB Continuatio Diarii des von Ihro Römisch=Kaiserlich= und Königlich=Catholischen Majestät an die Ottomannische Pfort abgeschickten Groß=Botschafters / Titl. Herrn Damian Hugo / Grafen von Virmont rc. Allerhöchstgedacht=Ihrer Kaiserlichen Majestät würklich=geheimen= und Hof=Kriegs=Rahts / General=Feld=Zeugmaisters / wie auch bestelten Obristen über ein Regiment zu Fuß / als von dem Tag dessen Aufbruchs von Nissa, und Anlangung zu Constantinopel / dan alda gehaltenen Einzugs / und so wohl bey dem Groß=Vezier / als Groß=Sultan selbsten Vom 13. Juny bis 10. Augusti 1719 Schönwetter, Johann Baptist Reichs- u. Hof-Buchtruckerey Wien 1719 <biblScope from="15" to="26" unit="page">15-26</biblScope> </seriesStmt> </biblFull> </relatedItem> <note type="editorial">This document has been published in conjunction with another item</note> <relatedItem type="editorial"> <listRef> <ref target="/o:vipa.np.hbg.17190902">Wienerisches Diarium, 02.09.1719</ref> </listRef> </relatedItem> </notesStmt> <sourceDesc> <msDesc> <msIdentifier> <idno>http://data.onb.ac.at/rep/102CDB39</idno> </msIdentifier> <history> <origin> <origDate when="1719">1719</origDate> </origin> </history> <additional/> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <profileDesc> <langUsage> <language ident="de">Deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <encodingDesc> <appInfo> <application ident="transkribus" version="1.13"> <desc>Text has been recognized by use of a print HTR+ model in using Transkribus</desc> </application> </appInfo> <editorialDecl> <p>Once we have a serious documentation of our encoding guidelines, we have to reference them here.</p> </editorialDecl> <refsDecl> <p>Continuatio Diarii des von Ihro Römisch=Kaiserlich= und Königlich=Catholischen Majestät an die Ottomannische Pfort abgeschickten Groß=Botschafters / Titl. Herrn Damian Hugo / Grafen von Virmont rc. Allerhöchstgedacht=Ihrer Kaiserlichen Majestät würklich=geheimen= und Hof=Kriegs=Rahts / General=Feld=Zeugmaisters / wie auch bestelten Obristen über ein Regiment zu Fuß / als von dem Tag dessen Aufbruchs von Nissa, und Anlangung zu Constantinopel / dan alda gehaltenen Einzugs / und so wohl bey dem Groß=Vezier / als Groß=Sultan selbsten Vom 13. Juny bis 10. Augusti 1719, bearb. von Helena Ulbrich und Stephan Kurz, Datenmodellierung: Jakob Sonnberger, Stephan Kurz; in: Die Großbotschaften Damian Hugo von Virmonts und Ibrahim Paschas (1719/20), hg. von Arno Strohmeyer und Stephan Kurz (Digitale Edition von Quellen zur habsburgisch-osmanischen Diplomatie 1500-1918, hg. von Arno Strohmeyer, Projekt 1), Wien 2022</p> </refsDecl> <projectDesc> <ab> <ref target="info:fedora/context:vipa" type="context"> Die Großbotschaften Damian Hugo von Virmonts und Ibrahim Paschas (1719/20) </ref> <ref target="info:fedora/context:vipa.pp" type="context"> Flugschriften </ref> <ref target="info:fedora/context:qhod" type="context"> Digitale Edition von Quellen zur habsburgisch-osmanischen Diplomatie (1500–1918) </ref> </ab> <p>Projektbeschreibung</p> </projectDesc> </encodingDesc> <revisionDesc> <change> <persName>Stephan Kurz</persName> <date when="2022-09-01"/>add preliminary teiHeader</change> </revisionDesc> </teiHeader> <facsimile> <surface lrx="1886" lry="2223" start="#facs_15" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2223px" url="p016.jpg" width="1886px" xml:id="facs_15"/> </surface> <surface lrx="1886" lry="2223" start="#facs_16" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2223px" url="p017.jpg" width="1886px" xml:id="facs_16"/> </surface> <surface lrx="1816" lry="2219" start="#facs_17" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2219px" url="p018.jpg" width="1816px" xml:id="facs_17"/> </surface> <surface lrx="1831" lry="2228" start="#facs_18" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2228px" url="p019.jpg" width="1831px" xml:id="facs_18"/> </surface> <surface lrx="1817" lry="2221" start="#facs_19" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2221px" url="p020.jpg" width="1817px" xml:id="facs_19"/> </surface> <surface lrx="1827" lry="2225" start="#facs_20" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2225px" url="p021.jpg" width="1827px" xml:id="facs_20"/> </surface> <surface lrx="1810" lry="2219" start="#facs_21" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2219px" url="p022.jpg" width="1810px" xml:id="facs_21"/> </surface> <surface lrx="1830" lry="2225" start="#facs_22" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2225px" url="p023.jpg" width="1830px" xml:id="facs_22"/> </surface> <surface lrx="1813" lry="2213" start="#facs_23" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2213px" url="p024.jpg" width="1813px" xml:id="facs_23"/> </surface> <surface lrx="1824" lry="2229" start="#facs_24" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2229px" url="p025.jpg" width="1824px" xml:id="facs_24"/> </surface> <surface lrx="1830" lry="2219" start="#facs_25" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2219px" url="p026.jpg" width="1830px" xml:id="facs_25"/> </surface> <surface lrx="1808" lry="2217" start="#facs_26" ulx="0" uly="0"> <graphic height="2217px" url="p027.jpg" width="1808px" xml:id="facs_26"/> </surface> </facsimile> <text type="pamphlet"> <body> <div> <note place="bottom" resp="#SK">Dieses Dokument ist samt der Geschenkliste auch Teil des <ref target="/o:vipa.np.hbg.17190902"> <title>Wienerischen Diariums vom 2. September 1719, die Dokumente sind vom selben Satz gedruckt. Der Bericht umfasst acht Seiten, die Geschenkliste weitere vier; diese drei Bogen sind hier eingebunden. Continuatio Diarii des von Ihro Römisch=Kaiserlich= und Königlich=Catholischen Majestät an die Ottomannische Pfort abgeschickten Groß=Botschafters / Titl. Herrn Damian Hugo / Grafen von Virmont etc. Allerhöchstgedacht=Ihrer Kaiserlichen Majestät würklich=geheimen= und Hof=Kriegs= Rahts / General=Feld=Zeugmaisters / wie auch bestelten Obristen über ein Regiment zu Fuß / als von dem Tag dessen Aufbruchs von Nissa, und Anlangung zu Constantinopel / dan alda gehaltenen Einzugs / und so wohl bey dem Groß=Vezier / als Groß=Sultan selbsten Vom 13. Juny bis 10. Augusti 1719.

DEn 23. Juny. Nachdeme wir Gestern von Nissa wieder aufgebrochen / marschirte man nicht weiter / als 2. Stund Weegs / Heut aber reiseten wir bis Musta Bassa Palankese, so in allem 7. Stund von besagtem Nissa; Darauf wir /

Den 24. Dito / zu Scharküi Türkisch / Bulgarisch aber Pirot genent / in einem zimlich weitläuffigen Ort angelanget; Daselbsten der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter aus dreyen Stucken / so auf dem aldasig=alten Schloß gepflanzet / mit einer dreymaligen Salve begrüsset: und darauf gleich dick daran das Lager geschlagen worden; Nächst an diesem Ort gibt es unvergleichlich schöne Brunquellen / so aus einem lebendigen Felsen=Berg gleich dem obgedachten Schloß über heller / als Chrystall / entspringen.

Den 25. Dito wurd alda Rasttag gehalten; Daselbsten man dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter / dem aller Orten grosse Ehr angetahn wird / einen Sclaven / so denen Venetianern gedienet / und ein Tyroler von Geburt / frey geschenket hätte.

Den 26. Dito brache man wieder auf / und marschirte his Sarebrud, und von dar /

Den 27. Dito / nach Halkale, dan /

Den 28. Dito / anderthalb Stund an Sophia, bey dem Bach Philippowza; Von dar brache man /

Den 29. Dito / in der Fruh / wieder auf / und stellete sich ein gute vierdtel Stund von der Stadt in unsere bey dergleichen vornehmern Orten gewöhnliche Einzugs=Ordnung / marschirte darauf in der Parada durch Sophia bis an die Burg / oder Serail des Hassan Bassa, so vor diesem Guverneur des Landes gewesen / darinnen der Kaiserliche Herr Botschafter mit dessen meistem Gefolg logiret worden; Dieser Ort ist zwar ganz offen / aber nach Türkischer Art wohl gebauet / und recht angenehm gelegen; Es hat ein vortreflich warmes Bad / und viel vornehme Moscheen; Fünf oder 6. Stund nach unserer Ankunft hat sich ein Weibs=Person in des Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafters Quartier saluiret / welcher zwar ihr Mann / und noch einige Türken nachgesetzet / in Willens selbige aufzuhalten / allein sie entkam ihnen doch glücklich; Derselben gabe der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter den Schuz.

Den 30. Dito wurde dahier Rasttag gehalten / und die Vorspan abgelöst; Diesen Tag verlangte obgedachtes Weibes ihr Mann / so wegen Gestriger vor des Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafters Quartier erwiesener Ungestimme von denen Turken in die Eysen geschlagen worden / vor den Herrn Groß=Botschafter gebracht zuwerden / welchen hierauf der Kadi, oder Richter / auch sogleich folgen lassen; Jener / als er vorgelassen worden / bekennete / daß er zwar ein Mahometaner / aber mit Gewalt / und vielen Schlägen darzu gemacht worden; Er wär ein Oesterreicher von Geburt / und wünschte / wieder ein Christ zuwerden / bahte auch zu dem Ende den Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter / er mögte sich seiner annehmen / und ihn nicht wieder denen Türken ausfolgen lassen; So auch geschehen / und werden nun beyde mit nach Constantinopel genommen; Inzwischen aber / weil gedachtes Weib ausgesagt / daß sie vor dem schon einen Mann in Sachsen / alda sie auch gebürtig / gehabt / und nicht wüste / ob er tod: oder lebendig seye / wurde diesen beyden Leuthen die fernere Beiwohnung von Stund an eingestellet / und verbotten.

Den 1. July brache man von dar wieder auf / und marschirte wegen des spaten Aufbruchs nicht weiter / als 2. Stund / alda an dem Fluß Iskra das Lager geschlagen worden; Hierum hat es ein grosse Menge Käfer gegeben / so denen unserigen fast ähnlich / nur / daß sie grösser / und an denen Flügelen weisse Striemen und Flecken hatten.

Den 2. Dito marschirte man weiter bis Jinehan, so wegen des vortreflich= alda neugebauten Han also genant; Dergleichen Gebäude gibt es in der Türkey fast aller Orten / darinnen reysende Kaufleuthe ihr Einkehrungen zunehmen pflegen.

Den 3. Dito geschahe der Aufbruch gleich nach Mitternacht / und kamen wir gegen 10. Uhr in der Fruhe bey Ichteman, einem offenen Städtel an; Die Gegend da hierum ist unvergleichlich angenehm / und voller Dörffer.

Den 4. Dito wurde Rasttag gehalten; Des Abends entstund ein ungemein=grosser Plaz=Regen / mit einem so gewaltigen Wind vermischt / daß fast die meiste Zelten davon niedergerissen: die Wägen aus ihrer Stelle bewegt: und bis 30. Schrit fortgetrieben: auch ein Theil / so nach der Zwerch dem Wind entgegestanden / gar umgestürzet worden.

Den 5. Dito hatte man / der grossen Tages=Hiz zuentgehen / wieder / wie Vorgestern / die meiste Nacht mit marschiren zugebracht / dergestalten / daß man gegen 6. Uhr / Fruh / albereit das Lager / so an dem Fluß Mariza geschlagen / mit der Bagage erreichet; Der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter aber ist mit denen Cavallieren und Edelleuthen bald von Ichteman Seitwärts ins Gebürg / die Trajanische Pforte / so anjetzo nur noch ein Stuck altes Gemauers / zubesichtigen / von der ordinari Strassen abgekehret / und um 10. Uhr gleichfals im Lager angelangt.

Den 6. Dito wurde mit dem Aufbruch eben so / wie bey denen zwey leztern Marschen gehalten / also / daß gegen 9. Uhr schon alles im Lager bey Serembe eingerucket; Unter allen Marschen / so wir seit der Auswechslung her meistentheils zwischen ein=continuirlichem Gebürg gehabt / ware keiner von so grossen Defileen / vielengen Passagen / und tiefen Gräben / die von denen aus dem beyderseitigen Gebürg herabschiesenden Bächen etliche Klafter tief in purem Felsen ausgeholet / als eben dieser.

Den 7. Dito langte man in Basartseck, einer Sophia fast ähnlichen Stadt / an; Alda man / wie zu Sophia, in denen Häusern einlogiret worden.

Den 8. Dito wurde daselbst Rasttag gehalten / alwo bis 10. Sclaven verschiedener Nationen von denen P. P. Trinitariern losgekauft worden.

Den 9. Dito darauf ware man wieder aufgebrochen / und / wie lezthero geschehen / gleich nach Mitternacht der Aufbruch gemacht; Man passirte Philippopolis, und langte ein halbe Stund davon in dem daselbst ausgesteckten Lager an ; Die Wägen und Reut=Pferde wurden noch selbigen Tag ausgewechslet; Weilen man sich dis Orts wegen grassirender Seuche nicht verweilen wollen.

Diese Stadt / so an obbesagtem Fluß Mariza gelegen / hat ein schönen Prospect / indeme selbige hoch an einem Feisen=Berg gebauet / von dannen man in die daran liegende Frucht=Felder / und Mayerhöfe / derer alda sehr viel gibt / recht lustig aussehen kan; Des folgenden Tags / als / Den 10. Dito / marschirte man nicht weiter / dan anderthalb Stund; Weilen man mit dem umladen erst gegen dem Mittag fertig werden können.

Den 11. Dito, giengen wir eine Stund über Papale, und /

Den 12. Dito / gewöhnlicher Massen gleich nach Mitternacht etlich= angesteckten Dörffern vorbey / nach Semischtse; Daselbsten /

Den 13. Dito / Rasttag gehalten:

Den 14. Dito aber nach Usontsche Ova, und /

Den 15. Dito / nach Mehemet Bassa marschiret ward; Alhier gibt es ein wunderschön=steinern=grosse Bruck über den Fluß Mariza, so nach dem , der sie bauen lassen / zusamt dem Ort den Namen führet; Dahier wurde /

Den 16. Dito / Rasttag gehalten /

Den 17. Dito aber wieder bis Harmanla: und /

Den 18. Dito / zwey Stund an Adrianopel marschirt.

Den 19. Dito hielten wir den Einzug in Adrianopel in der gebräuchlichen Ordnung / und halber Galla; Die Stadt ist zwar meistens offen / ausser / daß ein kleiner Theil mit einer alten Mauer / und baufälligen Thürnen / gleichsam einer Burg / umfangen / aber von einer verwunderlichen Grösse; Alhier ist / nebst der Kaiserlichen Residenz und Garten / so ausserhalb der Stadt in einer Lustvollen und mit Cypressen bepflanzten Gegend gelegen / auch die schöne Moschee berühmt / welche der Kaiser Selim bauen lassen / meistentheils von Marmor und Alabaster / sonderlich die Saulen / so die Schwiebogen unterstützen; In der Mitte des Vor=Hofs ist ein Springbrunn von purem Alabaster / wie in der Moschee selbsten / auch einer an denen 4. Thürnen / also um die Moschee ins quadrat stehen / dabey wegen ihrer verwunderlichen Höhe und Schönheit des Baumaisters grosse Kunst zuverwundern; Jeder von diesen Thürnen hat drey Cränze / von welchen der Messin-Effendi die Behtstunden ausschreyet / massen die Türken keine Glocken haben / so des Abends / weilen sich eben diesen Tag ihr Ramazan, oder Fasten angefangen / alle mit unzahlbaren Lampen beleüchtet worden; Dergleichen Moschee soll keine in ganz Türkey / ausser zu Constantinopel / zufinden seyn.

Den 20. und 21. Dito wurd aldort / wegen Auswechslung der Vorspan / still gehalten; Da während dessen viele Sclaven von denen P. P. Trinitariern aufgesucht / und frey gekauft worden.

Den 22. Dito brache man von dar wieder auf / und nahme den Zug bis Havsa, aldahin 2. Sclaven aus Adrianopel nach geflüchtet.

Den 23. Dito kamen wir zu Baba Escisene, und /

Den 24. Dito / zu Burgas an; Daselbsten /

Den 25. Dito / Rastag gehalten worden.

Den 26. Dito wurde bis Carischtran:

Den 27. Dito bis Tsorlo, und /

Den 28. Dito / bis Silivra, einer nah am Mare di Marmora gelegenen / und nach alter Manier wohl befestigten / aber schon sehr baufälligen Stadt / marschiret; Alda man /

Den 29. Dito / gerastet /

Den 30. Dito aber wieder aufgebrochen / und bis Ponte grande, Türkisch Biuk Stsockmetse, wegen der 800. Schritt lang=steinernen Brucken über den daselbstigen Meer=Armb also genant / angerucket / dan endlich nach einer Reiß von dritthalb Monat /

Den 31. Dito / über Ponte picolo, oder Güitsuk Stseckemetse, vollends Constan= tinopel auf ein halbe Stund erreichet; Da nun der Kaiserliche Herr Groß=Bot= >schafter unterdessen in gewisse Erfahrung gebracht / daß in der Stadt Constantinopel / und auch in den umliegenden Vorstädten böse Krankheiten und die Contagion grassirete; So hatte derselbe rahtsam befunden / sich nicht sogleich nacher Pera hineinzubegeben / und das daselbst angewiesene Quartier zubeziehen / sondern durch Abschickung an die Pforten ein ander=gesundes Ort ausser Constantinopel zubegehren; Welches auch gleich verwilliget: und ein halbe Stund von der Stadt zwey Garten=Häuser zubereitet worden; Das erste und vornehmere dem jezt in Wien anwesend=Türkischen Herrn Groß=Botschafter / Ibrahim Bassa: das anderte aber des Groß=Sultans Obrist=Stallmaister gehörig; Immittels bis diese Garten= Häuser völlig zum logiren zugerichtet / hatte man sich / wie vorher / mit denen Zelten behelffen müssen / bis daß die Pest / welche stärker / als andere Jahr / allhier grassiret / in etwas abnehme; Es ist sich nicht zuverwunderen / daß die Pest Jährlich ein unbeschreibliche Menge des Volks hinwegnimt / weilen man selbe nicht achtet / und keine Anstalt dagegen zumachen pfleget; Der Kais. Hr. Groß=Botschafter schickte noch selben Tag seinen Herrn Hof=Marschall / dem Groß=Vezier seine Ankunft zuerinneren / jener kam Abends mit einer sehr höflichen Antwort wieder zuruck / zugleich meldend / daß der Einzug den dritten / die Besuchung bey dem Groß=Vezier aber den fünften / und bey dem Groß=Sultan den achten Augusti die Audienz seyn würde;

Und ware deswegen Hochgedachter Herr Groß=Botschafter von Seiten der Pforte sehr ersucht worden / auf daß die Audienz beym Groß=Sultan noch in dem Ramazan, das ist in dem Türkischen Fasten=Monat / geschehen möge; Damit dem Herrn Groß= Botschafter die gewöhnliche Ehre wiederfahren könne / der Auszahlung des Solds für die Janitscharen beyzuwohnen; Welche sonsten erst in 3. oder 4. Monat vorbeygehe / und man von Seiten der Ottomannischen Pfort ein grosse Ehren Bezeigung unterlassen zuhaben vermeinen wölte / wan sie die Audienz ohne diese Zahlung geben tähte; Dahero der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter sich entschlossen / wiewohl die Zeit sehr kurz / dannoch dazu sich zubequemen.

Den 1. Augusti. Heut schickte der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter einen Edelmann zu dem Französischen Herrn Botschafter / einen andern zu dem Engellischen: und den dritten zu dem Holländischen / denenselben ebenfals seine Ankunft zuerinnern; Nachmittags kame der Mauro Cordato, dessen Groß= Vater Gevollmächtigter beym Frieden=Schluß zu Carlowitz gewesen / und der anjetzo die Dienste als Dollmetsch bey der Pforte versthet / bey dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter an / und bewillkommete denselben im Namen des Groß= Veziers; Der Französische Herr Botschafter schickte auch ebenfals seinen Legations- Secretarium, um den Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter zucomplimentiren; Ein Augenblick darnach sendete der Groß=Vezier 20. Personen mit Früchten und Blumen in Körben zu dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter / so ein Zeichen einer sonderbaren Hochachtung; Die Deputirten von Ragusa schickten ebenfals / den Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter zucomplimentiren.

Den 2. Dito wurde der Vormittag / als am Portiuncula=Fest / mit der Andacht zugebracht / und ein solenne Meß mit der Music gehalten; Nachmittags schickten die Herren Botschaftere / als Engellische= und Holländische / ihre Cavalliers zu dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter / um bey ihme das Gegencompliment abzulegen; Diesen Tag wurden die Galla=Livereyen ausgetheilet / um Morgen den solennen Einzug in die Stadt Constantinopel zuhalten.

Den 3. Dito. Heute wurd in der Nacht das Zeichen mit den Trompeten gegeben / sich zum Einzug fertig zumachen / es kamen auch fürden Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter / dessen Herren Cavaliers und Edelleuthe / wie auch Officiers und Bedienten / ausgenommen was in der Liverey ware / Pferde aus des Groß=Sultans Stall mit kostbaren Sättel und Zeug / um den Einzug zutuhen / auch wurden etwelche Caleschen bespant / nebst denen 3. Wagen von dem Kaiserlichen Herrn Groß Botschafter / welche mit seinen 3. Zügen mitgiengen; Es formirte sich also der Einzug / wie er zu Wien gehalten worden / und hatten wir über ein starke Stund zumarschiren / ehe wir in die Stadt kamen; Unter Weegs warteten auf uns viel= vornehme Türken zu Pferd / uns zubegleiten / unter diesen vornehmen Türken befande sich auch der Chiaus-Bassa, welcher vor dem Kaiserl. Herrn Groß=Botschafter vorausgeritten.

Besagter Chiaus-Bassa führte uns nachdem in ein Lust=Hauß / ein halbe Stund ausser der Stadt / einer Sultanin zugehörig / alwo wir von dem Groß=Vezier tractiret wurden; Dieses Tractament bestund in gebacken=gebraten= und gedämpften Hünern und Tauben / auch auf unterschiedliche Manier zugerichteten Fischen / zubereites tem Reis / und in ein= und andern Gebacken= und Zucker=Werk; Daß es bey denen Türken etwas ausserordentliches muß gewesen seyn / ist aus diesem abzunehmen / daß der Groß=Vezier / als er in Gegenwart unsers Dollmetschers dieses Tractament angeschaffet / hinzugesetzet hat / daß es nicht ein Ordinari=Botschafter wäre / wie die andere / sondern der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter; Und ware dieses Tractament in solchem Uberfluß / daß sowohl die Cavalliers / Edelleuthe / Officiers und Bedienten / als auch Soldaten noch eine Menge derer Speisen übergelassen / welche / samt denen Löffeln / nachgehends die Türken denen Kindern derer armen Griechen ausgetheilet haben. Von dannen aus sezten wir uns wiederum zu Pferd / und erreichten endlich in einer halben Stund die Stadt=Mauren.

Man ware durch ein grossen Theil der Stadt herumgeführet worden; Bey den Thören Crenzweiß / und in viel andern Oertern seynd die Janitscharen in langen Reyhen mit ihren Officieren spallirt gewesen / und kan man ohne Ruhm sagen / daß dieser des Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafters Aufzug / besonders in so prächtig= Teutscher Kleydung bey dem hiesigen Volk / und Inwohnern / was vorley Nationen sie seynd / so in einer fast unbeschreiblichen Menge zugeschauet / ein über die Massen grosse Verwunderung und Belobung erwecket habe;

Im Zuruckweeg seynd wir wiederum von den vornehmsten Türken bis einhalbe Stund ausser der Stadt begleitet worden / und / sobald uns solche verlassen / seynd wir nicht mehr in der Ordnung / sondern nach unserer Gelegenheit bis in das Lager geritten.

Den 4. Dito. Heute / Fruh / schickte der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter den Herrn Baron Zwifel zu dem Groß=Vezier / ihn zucomplimentiren / und ihme zumelden / daß er Morgen sich die Ehre geben werde / ihn zubesuchen; Diesen Vormittag kame der General=Proveditor von dem Heil. Land vom Franciscaner= Orden / und übergabe dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter ein Memorial / welches drey Puncten in sich gehalten: Erstlich / daß der Kaiserliche Herr Groß= Botschafter durch seine Anthoritæt bey der Ottomannischen Pfort auswürken möge / daß die Griechen das Decretum, durch welches die Catholische wiederum in den Besiz des Heil. Grabs seynd gesetzet worden / mit der Clausul / nichts ohne Mitwis= sen der Griechen zutuhen / und dieses zwar durch Vermögenheit des Französischen Herrn Botschafters / nicht in einem zu weitläuffigen Verstand nehmen solten; Andertens / daß man erlauben möge / ein Dach nur von Holz über das Heil. Grab zumachen; Und drittens / daß man den Berg Sinai / ohne Gelt zugeben / besteigen und besuchen könte; Der Mahomet Effendi, gewest=anderter Gevollmächtigter bey denen Friedens=Tractaten zu den Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter zubesuchen / und bezeigte ein absonderliche Freude mit Umarmbung / solchen zusehen.

Den 5. Dito. Nachdeme man die Reut=Pferd von dem Groß=Vezier überschicket / und die Chiaus den Herrn Groß=Botschafter abgeholet / ritten wir ohne Fahnen und Standarten / ohne Drommel und Paucken / auch ohne die Garde von denen Grenadierern / bis an das Thor vor Constantinopel / alwo wir uns in die Ordnung gesezt / und ein starke Stund in der Stadt zugebracht / ehe wir zu dem Pallast des Groß=Veziers kamen; In dem ersten Hof stiegen die Cavalliers / und Edelleuthe vom Pferd / giengen zu Fuß durch den anderten und dritten / alwo sich erst der Herr Groß=Botschafter vom Pferd liese; Man führte uns durch ein lange Galerie / in welcher unterschiedliche Türken mit ihren ungemein=grossen Bünden auf einer Seiten rangirt stunden / in das Audienz=Zimmer; Als der Groß=Vezier den Herrn Groß=Botschafter bewillkommete / machten die in ansehnlicher Menge umstehende Türken zweymal ein grosses Geschrey / ihre Freud und Frolocken zubezeigen; Der Herr Groß=Botschafter sezte sich auf einen mit rotem Damast bedeckt=niederen Sessel / welcher also gestelt ware / daß er den Rucken der Thür gezeiget; Der Groß=Vezier aber liese sich gleich gegen über in einem Eck auf einen Polster nieder / aufhabend einen sehr hohen Kalibi mit 3. Ecken / um welchen ein vergoldtes Band geflochten war / es stunden um und um in dem Zimmer vornehme Türken eben mit hohen Bünden / so ein Zeichen / daß sie vom Kaiserl. Hof seynd; Der erste von dem Groß=Vezier ware der Chiaja Aga; Der Herr Groß=Botschafter fienge seine Red in Latein an / welche der Mauro Cordato dem Groß=Vezier auf Italianisch verdollmetschete / die bestunde / daß Ihre Römisch=Kaiserlich= und Königlich=Catholische Majestät / als Die den Herrn Groß= Botschafter nach der Ottomannischen Pforten abgeschicket / befohlen / den Groß=Vezier in Dero Namen zubesuchen und zubegrüssen / und / gleichwie derselbe in diesem gross= und mächtigen Reich grosse Authoritæt und Vermögenheit habe / als recommendirten Ihre Kaiserliche Majestät / daß er möge darob seyn / daß alles dasjenige genau gehalten werde / was in denen Friedens Tractaten zu Possaroviz veranlasset und geschlossen worden / vor seine Person erfreue er sich / einen Minister von dieser grossen Würde zusehen / und wünsche nichts mehr / als genaue Freundschaft mit Ihme zustiften; Er / Herr Groß=Botschafter / sezte hinzu / daß / was er weitläuftig gesaget / enthielte auch das Schreiben von Ihro Kaiserlichen Majestät / welches der Herr Graf Bathiany überreichte / und der Brief vom Kaiserl. Kof=Kriegs=Rahts=Præsidenten und General=Lieutenant / Ihro Hochfl. Durchl. Prinzen Eugeny / den der Herr Ingenieur=Hauptmann Oebsclowiz übergabe; Es folgten noch ein= und andere Discursen / unter andern sagte der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter: es wolle sich zwar nicht gebühren / daß man gleich Anfangs von Geschäften redete / allein hab ihn ersuchen wollen / daß er ohne Zeit=Verliehrung die vom Groß=Sultan gefangene Sclaven auf freyen Fuß zustellen / und von Particular=Herren gegen ein billigen Preiß loszumachen / den Befehl mögte erfolgen lassen; Darauf der Groß=Vezier antwortete: daß der Herr Groß=Botschafter / als erster Plenipotentiarius bey dem Friedens=Congreß / selbst besser wisse / daß diese Puncten darin enthalten wären / und also sey er vermög des Friedens=Tractats verbunden / solches zutuhn; Man gabe dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter ein Tatzen Caffee / besprizte die Hände mit Rosen=Wasser / und brachte einen Rauch / um ihn anzurauchen;

Die von Ihro Römisch=Kaiserlich= und Königlich=Catholischen Majestät dem Groß=Vezier überschickte Präsenten wurden vorgetragen / und von dem Cassier ein Stuck nach dem andern dem Vezier gewiesen; Nach diesem wurde dem Kaiserl. Herrn Groß=Botschafter ein reicher Zobel=Pelz angetahn / die Herren Cavalliers aber und andere von der Hofstatt bekamen Caftans / deren wohl über ein 100. ausgetheilet wurden; Nach beschehener Beurlaubung wurde dem Kaiserl. Herrn Groß=Botschafter auch ein schön=schwarzes Pferd mit Sattel und Zeug präsentiret / auf welches sich gesetzet / und / in Begleitung vieler Chiaus und Bassen / samt denen Janitscharen / wieder zuruck gekehret / und ein andern Ruckweeg genommen hatte.

Den 6. Dito schickte der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter den Herrn Grafen Königl zu dem Groß=Vezier / ihn zufragen / wie er sich befinde / und sich zubedanken für die Ehre / welche er Gestern bey ihm empfangen; Der Groß=Vezier ließ ihm entgegen wiederum ein höfliches Compliment machen; Nachmittag kame der Französische Botschafter / Herr Marquis de Bonac, den Kaiserl. Herrn Groß=Botschafter zubesuchen / in Begleitung vieler Französischen Kaufleuthen / und hielte sich über ein Stund auf / dabey präsentirte der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter ihme alle Herren Cavalliers /

Den 7. Dito zoge der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter aus dem Lager in eines bemeldter Garten=Häuser / oder Serailen / nachdeme selbige ganz ausgelüftet und zugerichtet gewesen; Sonsten ist Heut nichts neues passiret.

Den 8. Dito. Nachdeme zu der Heutigen Audienz bey dem Groß=Sultan angesaget worden; Und der Gebrauch / daß man wegen vieler darbey vorgehenden Acten zeitlich / und zwar vor der Sonnen Aufgang sich in dem grossen Serail einfinde; Als wurd um 12. Uhr / in der Nacht / mit der Trompeten das Zeichen gegeben / sich bereit zumachen / es kamen aus des Groß=Sultans Stall die Pferde für den Kaiserl. Herrn Groß=Botschafter / für die Herren Cavalliers / Edelleuthe / und Officiers von dem Gefolg / davon die erstere mit silber= und goldenen Zeugen / auch reich=gestickt=langen Waldrappen aufgebutzet waren; Wir brachen um 1. Uhr von dem Garten=Hauß auf / und / wie es noch finster ware / haben die Janitscharen mit Pech=Fackelen geleuchtet; Bis an die Stadt=Mauren ritte ein jeder nach seiner Gelegenheit / die andere rangirten sich in die gewöhnliche Ordnung; Der Kaiserl. Herr Groß=Botschafter fuhr in seinem Wagen mit 6. Pferden bespant / alda sezte er sich zu Pferd / und über eine Stund brachten wir in der Stadt zu / ehe wir das Serail erreichten; An der Pforte begegnete dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter der Chiaja Aga, oder Ober=Hof=Maister vom Groß=Vezier mit den vornehmsten Türken / alle mit hohen Bünden zu Pferd / derer Anzahl sich wohl gegen hundert erstreckte; Als der Gefolg durch ein lang= und weiten Vorhof passirte / liesen sie sich von denen Pferden / der Kaiserliche Herr Groß= Botschafter aber stiege ab an dem Stien / wo alle Groß=Veziers abzusteigen pflegen; Ehe man den innern Hof betratte / legte alles die Degen ab / ausser dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter / so ohnedem in einem kostbaren Mantel=Kleyd ritte / von seinen Heyducken / welche mit ihren Sabelen / Patron=Taschen und Pusican versehen / auf beyden Seiten umgeben; Und kame dem Kaiserlichen Herrn Groß= Botschafter bey dem andern Hof=Thor (in welchem Hof bey 30000. Janitscharen in der Ordnung / wie auch ein grosse Menge von allerhand Hof=Bedienten stunden / und weilen ein jede Charge in der ganzen Türkey ein besondere Art von Turband traget / also / daß man eines jeden sein Amt / ja so gar seine Geburt / ob er ein Araber / ob er aus Mahomets Geschlecht / ob er ein Christ / oder Jud / aus dem Turband erkennen kan / so ware deren hier auch unzahlbare Sorten zusehen) gleich bey dem Eintritt / der Capuzilar-Chiajasi, oder Obrist=Cammerer / mit einem silberney Stab in der Hand / welchen er allezeit im Gehen auf die Erden gestossen / mit vielen Capizi-Bassen, oder Cammereren entgegen; Von welchen er in den Divan geführet wurde; Gegen der Thür / oben an / sasse der Groß=Vezier / in einem weissen Kleyd / von Satin und Zobel gefüttert / und ein dreyeckigten Bund mit einem Gold=Band geflochten auf dem Kopf habend / auf seiner rechten Hand etwas entfernet der erste Vezier Capitain-Bassa, oder General=Admiral / und auf der Linken die 2. Kades Legmir. oder die 2. vornehmste Richter über die in Europa und Asien gelegene Länder neben sich sitzend; Der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter wurde zur rechten Seiten zu dem Verwahrer des Groß=Sigills gesetzet / auf der linken Seiten sasse der Tefterdar, und 2. Cammer=Präsidenten mit 2. andern Titular=Präsidenten;

Alsdan wurde Divan, oder Gericht gehalten / um die geschwinde Justiz zuzeigen / so in einem Procoß bestunde / da der Groß=Vezier nach gehandelter Nohtdurft der Parteyen / worbey der Reis-Effendi, oder Canzler / referirte / den Sentenz gefället; Es wurden darauf auch etliche Memorialien expediret / entweder solche zuunterschreiben / oder sie zuzerreissen; Nachdeme dieses vorbey / trate der General Lieutenant / oder Janitscharen Aga mit vielen andern Officieren hinein / wobey der ihrige General=Commissarius viele Schriften in der Hand halte / in welchen der Sold für die Soldatesca enthalten war; Dan kam auch der Chiaus-Bassa, oder Marschall / mit einem Schreiben von dem Groß=Sultan an den Groß=Vezier / welcher solchem bis an die Thür des Divans entgegengienge / und bey dessen Empfang / auch erbrochenem Schreiben an den Mund und Stirn druckte; Dan ware der Befehl / die Soldstesca zubezahlen / dessentwegen 2360. Beutel / jeder von 500. Rthlr. aus der Schaz=Cammer in den Divan gebracht: und sowohl linker= als rechter Seiten vor dem Groß=Vezier in Hauffen zu 10. Beutelen ordentlich gelegt wurden; In diesen ware dreyerley Müntz / als Groschen / Gulden und Ducaten / und ein jede Sort wurde dem Groß=Vezier gewiesen / daß es ein gerechte Müntz wäre; Man hatte die Beutel zu 30. 40. 50. gezählet / und hinaus vor den Divan auf ein Pflaster getragen; Die Commandanten von denen Janitscharen stunden vor der Thür in der Ordnung / und die Janitscharen hinterwärts / und warteten auf das Gelt / so bald nun der Officier von der Schaz=Cammer eine Rott Janitscharen / in welche sie abgetheilet waren / bey dem Namen nennete / kamen selbe mit gröster Gewalt angeloffen / und die geschwindeste unter ihnen ergriffen einen Beutel / legten solchen auf die Achsel / und kehreten wiederum zuruck mit ihrem Commandanten / welcher vor dem Groß=Vezier zwey tieffe Neigungen machte / auf dem Kopf ein ungemein hoh ausgebreit= weisse Feder tragend; Bey diesem Auszahlen und Lauffen der Janitscharen wurde kein Wort gehöret / sondern nur das Getös des Lauffens wahrgenommen; Nach denen Janitscharen seynd die Compagnien von der Munition / Artillerie / Arfenal / ingleichem die innere Hof=Bedienten / und die besoldte Chiau- sen bezahlet worden / welch= alle auch vor der Thür des Divans, gegen denen Commandanten von denen Janitscharen in einer Reyhe gegen über stunden; Dieses alles hat der Groß=Sultan durch ein viereckigt=vergoldtes Gätter / so in dem Divan über des Groß=Veziers Haupt ware / angesehen; Es pflegt zwar allezeit der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter=tractiret zuwerden / und der Groß=Vezier mitzuspeysen / allein / weilen die Türken ihren Ramazzan hatten / und der Groß=Vezier nach seinem Gesaz nichts essen dörfte / als hatte der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter vor seine Person auch nicht allein speysen wollen; Dessen Gefolg aber hatte in einem offenen Saal neben dem Divan unter dem bezahlen derer Janitscharen gespeyset; Das Tractament bestund in Fleisch / Fisch / Reiß / Pasteten / und Gebackenem / auch auf unterschiedliche Art zugerichteten Confecturen;

Nach geendigter Bezahlung der Militz führte man den Kaiserl. Herrn Groß= Botschafter aus dem Divan an ein Ort in den Hof / wo ein grosse Menge derer vornehmen Hof=Bedienten und Beamten / auch Janitscharen aufwarteten / alwohin man Caftans brachte / und dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter einen Zobel=Pelz anlegte / auch unter seinen Gefolg über die hundert Caftans austheilte; Der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter sezte sich nachdeme nieder / und alles / was Caftans bekommen / rangirte sich einer nach dem andern / und sahen den Groß=Vezier aus dem Divan in das Kaiserlich=geheime Audienz=Zimmer vorbeygehen; Er gienge Schritt vor Schritt / und grüssete den Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter im Vorbeygehen / vor ihme gienge der Chiaus Bassa, oder Obrist=Hofmarschall / und der Capizilar Chisnaga, oder Obrist=Cammerer / mit ihren Stecken / nach diesen die andere Bassen und Officiers; Darauf wurde der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter zur Audienz beruffen / und von dem Obristen Hof=Marschall zur Rechten: dan dem Obrist=Cammerer zur Linken unter den Armben geführet / der Kaiserliche Herr Legations-Secretarius, samt dem Herrn Prælaten / Marschallen / und Cavalliers / seynd ebenfals zur Audienz gelassen: und jeder von 2. Capici-Bassen / oder Cammereren / bey denen Armben geführet worden; Wir giengen durch Entraden / von grün= Marmorsteinernen Saulen unterstützet / unter beederseits mit Evnuchen / oder Verschnittenen besezt / über rot=sammet= und mit Atlaß hocherhebten Blumen gezierten Decken;

Als wir nun in das Zimmer / alda der Sultan auf dem Thron sasse / kamen / neigten uns die Capici-Bassen den Leib mit den Händen; Den Sultan fanden wir auf einem viereckigt= im oberen Winkel des Zimmers gegen anderthalb Ehlen hohen Thron / von vier mit geschlagenem Gold und kostbaren Steinen versezten Saulen / welcher auch mit von kostbaren Perlen gestickt=rot=sammeten Decken beleget ware; Die Wand von dem selben ware mit von grossen Perlen gestickten Polster gezieret / und das völlige Zimmer ware mit rot Atlaß von Schophio gestickt=kostbaren Spalieren behengt / der Boden des Zimmers aber ware mit goldenen Sonnen und von Schophio gestickten Decken belegt; Der Sultan ware mit einem von Zobel gefüttert= Türkischen Rock gekleydet / so von rotem Tuch / und mit gross=Diamantenen Schlingen und Knöpffen besezt gewesen; Auf dem Kopf hatte er einen grün=mit weissem Muselin überflochtenen Turband / beederseits ein angehefte Schnur von Perlen / in der Mitten auf der Stirn ein grossen mit Kleynodien reich besezt= weiß und schwarz gemischten dreyfachen Raiger=Busch; In dem Gürtel steckte ein Dolch mit einem von kostbaren Steinen gefasten Heft / an den Fingern truge er kostbare Ringe; Neben seiner stunde linker Hand ein goldener Schreibzeug / rechter Hand lag auf dem Polster ein mit Diamanten versezter Sabel; Das Angesicht des Groß=Sultans ware länglicht / mit einem schwarzen Bart / und sittsammen Gebehrden; Linker Hand stunde sein Sohn / Sultan Soliman, ein Prinz von etwan 8. bis 9. Jahr / schön von Gesicht / welcher seinem Vater viel gleichet / so nächstens solenn beschnitten werden solle / und deswegen die Ausschreibung geschehen / rechter Hand / zwey Schritt von dem Thron / stunde der Vezier-Aga, oder Groß=Vezier / ein Schritt von ihm der Niftangi Bassa, oder Sigill=Verwahrer / dan unweit davon der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter / auf seiner rechten Hand der Legations-Secretarius, Herr von Tirling / auf der linken aber der Kaiserliche Herr Dollmetsch / hinter seiner die Cavalliers / jeder zwischen zweyen Capici-Bassen;

Der Hr. Legations Secretarius übergabe dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter das Kaiserl. Creditiv / welcher es dem Nissangi Bassa, als dritten: dieser aber dem Capitain-Bassa, oder anderten: und dieser dem ersten / als Groß Vezier / überreichete der es neben dem Groß Sultan auf den Thron niedergeleget; Hierauf der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter in Lateinischer Sprach seine Rede vortrage / des ungefährlichen Inhalts: daß er von Ihro Römisch=Kaiserlich= und Königlich=Catholischen Majestät / seinem Allergnädigsten Herrn / abgesendet worden / dem Groß=Sultan dasjenige / was Allerhöchst=Dieselbe in dem gleich anjetzo überreichten Schreiben versicheret / auch mündlich zubestätigen / daß Sie nemlich den zu schlossenen Frieden in allen Stucken genau halten / und beobachten lassen wolten / und ein Gleiches von Ihme Groß=Sultan Sich versehen thähten.

Diese Red hatte der Mauro Cordato in Türkischer Sprach verdollmetschet / und die Antwort von dem Groß=Vezier dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter in Italiänischer Sprach eröfnet: daß der Groß=Sultan den Tractat zu in all= seinen Articklen stäts halten werde / und sich ein Gleiches von Ihrer Kaiserlich= und Catholischen Majestät Seiten getröste; Hierauf begunte man die von Ihro Kaiserl. und Catholischen Majestät dem Groß=Sultan überschickt=kostbare Præsenten in das Audienz=Zimmer zubringen / immittels der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter / samt den obbemeldten Herren / wieder auf vorige Manier herausgeführet wurde / da dan jederman die Degen wieder zu sich genommen / und zu Pferd gesetzet / auch sich in Ordnung rangiret / folglichen nach dem alten Gebrauch die völlige Janitscharen und andere von der Türkischen Militz / mit ihren Gelt=Beutelen auf der Achsel / ihre und andere Officiers von der Militz / die Hof=Beamte und Bediente / und endlichen der Groß=Vezier mit all=vornehmen Bassen vorbey= und nach Hauß ziehen gesehen / dan ebenfals den Weeg nach dem Quartier in die obbesagten Serailen / Hasnadar Ciftigli genant / in der prächtigsten Ordnung genommen; Aldahin der Groß=Vezier wieder einige Früchten nachgeschicket hatte.

Den 9. Dito ware nichts sonderliches passiret.

Den 10. Dito hatte der Groß=Britannische Botschafter / Mylord Stanian, als deme der Kaiserliche Herr Groß=Botschafter dessen Ankunft durch den Herrn Baron Locherer von Lindenheim: und dem Französischen durch den Herrn Baron von Studeniz: dem Holländischen aber / als Herrn Grafen von Colyers / durch den Herrn von Wetzstein erinnern lassen / in der Morgenzeit bey dem Kaiserlichen Herrn Groß=Botschafter die Besuchung abgestattet / auch bey demselben das Mittagmahl eingenommen;

Was nun übrigens obgedacht=Kaiserlicher Herr Groß=Botschafter für kostbare Præsenten für den Groß=Sultan / Sultanin / Groß=Vezier / Bassa zu Nissa / zweyten / dritten / vierdten / fünften / sechsten / und siebenden Vezier / wie auch Mufti / Canzler und den Chyaja zu Nissa mitgebracht / solche seynd hierbey zusehen.

Präsenten / Welche Ihre Glorwürdigst=Regierend=Römisch Kaiserlich= und Königlich=Catholische Majestät dem Groß=Sultan / dessen Sultanin / und Groß=Vezieren / wie auch ander= vornehmen Ministeren und Bassen übersendet.Dieselbe Geschenkliste taucht mit minimalen Änderungen in der Schreibung in dem Dokument o:vipa.pp.hbg.17190623 auf. Für den Groß=Sultan. ZWey grosse 76. Zoll hohe Spiegel=Gläser / die Rahmen von Silber / die Bords gestochen / und vergoldt. 1. Gross. Massiv=silberner Cron=Leuchter von 12. Lichtern. 12. Dergleichen Massiv=silberne Wand=Leuchter. 1. Dergleichen silbern= niedriges Tisch=Blat / auf 4. silbernen Kugeln stehend. 6. Gross= silberne Gueridons / und 6. deto Guerondels / mit 6. Leuchtern. 1. Deto silberner Camin=Rost. 2. Deto gross Massiv=silberne Kühl=Kessel. 2. Gross=silberne Kandeln / samt Becken / ganz vergoldt. 6. Deto grosse Flaschen / mit silbernen Ketten / ganz vergoldt. 6. Silbern=grosse Blumen=Krüg. 2 Silbern=grosse Rauch=Faß. 6. Silberne Caffee=Geschirr / von unterschiedlicher Gattung. 12. Silberne Sorbet=Schüsselen / inwendig vergoldt / samt Sottocopeen. 1. Gross= silberner Confect=Aufsatz. 2. Gross=silberne Hang=Uhren. 2. Grosse 60. Zoll hohe Spiegel / mit gläsernen Rahmen. 1. Dergleichen grosser Cron=Leuchter. 12. Dergleichen Wand=Leuchter. 12. Stuck reiche Zeug. 2. Hoh=grosse sehr kostbare Uhren. Für die Sultanin. 2. Grosse 54. Zoll hohe Spiegel / mit gläsernen Rahmen. 2. Silberne Scheiben=Uhren auf Füssen. 1. Silberner Korb mit dem Deckel. 1. Deto ohne Deckel. 1. Caffee=Tisch / samt Zugehörung. 2. Silberne Blumen=Krüg. Für den Groß=Vezier. 1. Gross= silbernes Gieß=Beck / und Gieß=Kanne vergoldt. 1. Silberner Kühl=Kessel. 1. Silberner Gueridon mit Guerondels. 1. Weiss=getrieben= silberne Tatza. 1. Weiss=getrieben=silberner Korb / ohne Deckel. 6. Halb=vergoldte Sorbet=Schüsselen und Sottocopeen. 2. Weiss= getrieben=silberne Caffee=Krüg. 2. Grosse Uhren auf niederen Postamenten halb vergoldt. Für den Bassa zu Nissa. 1. Gross=silbernes Gieß=Beck und Kandel. 2. Dergleichen Ketten=Flaschen. 2. Silberne Caffee=Krüg. 6. Halb=vergoldte Sorbet=Schüsselen mit Sottocopeen. 1. Weiss=getrieben= silberne Tatza. 1. Gross= silberne Kasten= Uhr / und 2. silberne Hang=Uhren. Für den 2ten Vezier. 1. Weiss= silbernes Gieß=Beck /samt Kandel. 6. Halb=vergoldte Sorbet=Schüsselen mit Tellern. 1. Gross= auf Postament stehende Uhr. Für den 3ten Vezier. 1. Silbernes Gieß=Beck / samt Kandelen, 4. Halb=vergoldte Sorbet=Schüsselen / samt Decklen. 1. Uhr. Für den 4ten Vezier. 1. Silbernes Gieß=Beck und Kandel. 2. Silberne Sorbet=Schüsselen und Teller. 1. Uhr. Für den 5ten Vezier. 1. Silbernes Gieß=Beck und Kandel. 2. Silberne Sorbet=Schüsselen und Teller. 1. Uhr. Für den 6ten Vezier. 1. Silbernes Gieß=Beck und Kandel. 2. Silberne Sorbet=Schüsselen und Teller. 1. Uhr. Für den 7ten Vezier. 1. Silbernes Gieß=Beck und Kandel. 1. Weiss=getrieben=silberne Tatza. 1. Silberne Sorbet=Schüssel und Teller. 1. Schwarze Kasten=Uhr. Für den Mufti. 1. Silberner Korb mit Handheben. 4. Silberne Wand=Leuchter. 1. Silbernes Caffee=Trüchel. 1. Silbern= vergoldtes Lavor / samt der Gieß=Kandel. 1. Uhr. Für den Canzler. 1. Vergoldtes Schreib Zeug. 4. Silberne Wand=Leuchter. 1. Silbernes Caffee=Trüchel. 1. Uhr. Für den Chyaja zu Nissa. 1. Silbernes Gieß=Beck und Kandel. 1. Silberne Sorbet=Schüssel mit Tellern. 1. Uhr.