[Nr. 48](/o:vipa.i.1720) d.do. Laager bey Nissa
7. Junii 1720 ohne allegato.
Pro notitia Wienn den 26. Junii 1720.
[Nr. 48](/o:vipa.i.1720) d.do. laager bey Nissa 7. Junii 1720
Hochlöblicher ksl. hof-kriegs-rath. p.
Durchleuchtigster fürst, excellenzien und meine hochgeehrtiste herren. Nachdeme ich
etliche stunden meine gehorsambst- und schuldigste relation an dieselbe gestern abgeschickhet, komme ihrer ksl. und cathol. Mt. ober capitain und commendant von Jagodina, herr Tröger, sambt einem von des ottomannischen herrn gros-bottschaffters gefolg allhier an. Der
erste brachte brief an hiesigen seraskier und mich von ihrer ksl. und cathol. Mt.
general feldwachtmeister und commendanten
von
zu
Belgrad, grafen von Oduyer, und der zweyte von dem ottomannischen bottschaffter an bedeuten seraskier. Es
gaben des herrn general feldwachtmeister grafens von Oduyer zeillen die nachricht, daß zwar der ottomannische gros bottschaffter den 3. zu Belgrad
eingetroffen, jedoch sich keines weegs sich resolviren wollen, anderster
von dort ab- und fortzureysen, alß daß der auswechslungs-actus den 17. vorgenohmen werden
könte. Da ich nun in forcht, es möchte mehrbesagter ottomannischer herr gros bottschaffter zu zeitlich, wie er
gekünt, auf der gränitz eingetroffen, und auf mich also gewarttet haben, andurch
aber ihro ksl. und cathol. Mt. aerario unnöttige unkosten zugezohen seyn worden, alß
fallet mir anjezo umb so vill schwehrer, mit meiner grösten ungelegenheit, da nichts
mehrers verlange, alß bald möglichst ksl. und
cathol. Mt. meinem allergnädigsten herrn mich zu fuessen zu legen, und von
euer durchleuchtigste excellenzien und meinen hochgeehrtisten herren die ferrere
gnädigst- und gnädige befehl gegenwärttig zu empfangen, auch desshalben also
fortgeyllet, und pferd und leüthen fast etwas hart geschehen, anjezo auf denselben
zu wartten, und allhier mit zimblicher subiection mich aufhalten zu muessen. Ich
habe demnächst heunt hiesigem herrn seraskier die visite
mit beglaittung meines gefolgs in behöriger ordnung in seinem gezelt abgelegt, von
demselben mit aller höfflichkeit und wegen obhabenden characters gebührenden
ehrbezaigung auf arth und waiß, wie vorm jahr beym herein march beschehen,
empfangen. Ich bin mit ihm und mein gefolg nacheinander pro qualitate status von
denen seinigen nach diser nation gebrauch wohl tractirt, und beym abschied die bey
mir seyende cavalliers mit cafftans und ich mit einem hermelinen pöltz und einem zum
zuruckhreitten nach ihrer arth bestallet und gezaumbten pferd beehret worden. Ich
habe öffters gedachten seraskier mit guter manier zu verstehen geben, wie daß nicht
allein zu meinen allergnädigsten kayser und
herrn verlangte, sondern auch die türckhische cammer wegen des mir zu überraichen
habenden theyns oder subsistenz gern liberirt wissen, und
meines kaysers und herrns brod essen möchte, mir also nicht
wohl gefiehle, allhier zuewartten zu müessen, auch anbey verlanget, biß an die
gränitzen fortzuruckhen. Er, seraskier, hat sich herauß gelassen, daß er ohnedeme nach
seiner mainung zimblich starckh an ihren bottschaffter
geschriben, sich möglichst fortzueyllen, und weillen er der ksl. bottschafft zu
ehren biß auf die gränitz allzeit selbst convoyren wolte, und es doch nicht helffen
würde, ehender, alß der türckhische
bottschaffter in der nehend, dort zu seyn, alß würde sich nicht wohl thuen
lassen, vor zuekunfftigen montag von hier aufzubrechen, und mit kleinen marchen der
gränitz zusamb zu näheren. Ich erwartte nun morgen die visite vom seraskier widerumb
zuruckh und werde demnächst alles, was von zeit zu zeit vorfallet, gehorsambst und
schuldigst zu berichten ohnermanglen. Mithin zu
beharrlichen gnaden mich gehorsambst und dienstschuldigst empfehlend verharre.
Euer durchleuchtigste excellenzien und meiner hochgeehrtisten herren
gehorsambst und dienstschuldigster dienerDamian Hugo graff von Virmonten
Aus dem laager bey Nissa
den 7. Junii 1720
Pro notitia Wienn den 26. Julii 1720.