Die Großbotschaften Damian Hugo von Virmonts und Ibrahim Paschas (1719/20)Damian Hugo von Virmont an den Hofkriegsrat, Niš, 7. Juni 1720Damian Hugo von Virmont to the Aulic War Council, Niš, June 7, 1720Damian Hugo von Virmontde1720-06-07BriefletterDurchleuchtigster fürst, excellenzien und meine hochgeehrtiste herren. Nachdeme ich etliche stunden meine gehorsambst- und schuldigste relation an dieselbe gestern abgeschickhet, komme ihrer ksl. und cathol. Mt. ober capitain und commendant von Jagodina, herr Tröger, sambt einem von des ottomannischen herrn gros-bottschaffters gefolg allhier an. Der erste brachte brief an hiesigen seraskier und mich von ihrer ksl. und cathol. Mt. general feldwachtmeister und commendanten von zu Belgrad, grafen von Oduyer, und der zweyte von dem ottomannischen bottschaffter an bedeuten seraskier. Es gaben des herrn general feldwachtmeister grafens von Oduyer zeillen die nachricht, daß zwar der ottomannische gros bottschaffter den 3. zu Belgrad eingetroffen, jedoch sich keines weegs sich resolviren wollen, anderster von dort ab- und fortzureysen, alß daß der auswechslungs-actus den 17. vorgenohmen werden könte. Da ich nun in forcht, es möchte mehrbesagter ottomannischer herr gros bottschaffter zu zeitlich, wie er gekünt, auf der gränitz eingetroffen, und auf mich also gewarttet haben, andurch aber ihro ksl. und cathol. Mt. aerario unnöttige unkosten zugezohen seyn worden, alß fallet mir anjezo umb so vill schwehrer, mit meiner grösten ungelegenheit, da nichts mehrers verlange, alß bald möglichst ksl. und cathol. Mt. meinem allergnädigsten herrn mich zu fuessen zu legen, und von euer durchleuchtigste excellenzien und meinen hochgeehrtisten herren die ferrere gnädigst- und gnädige befehl gegenwärttig zu empfangen, auch desshalben also fortgeyllet, und pferd und leüthen fast etwas hart geschehen, anjezo auf denselben zu wartten, und allhier mit zimblicher subiection mich aufhalten zu muessen. Ich habe demnächst heunt hiesigem herrn seraskier die visite mit beglaittung meines gefolgs in behöriger ordnung in seinem gezelt abgelegt, von demselben mit aller höfflichkeit und wegen obhabenden characters gebührenden ehrbezaigung auf arth und waiß, wie vorm jahr beym herein march beschehen, empfangen. Ich bin mit ihm und mein gefolg nacheinander pro qualitate status von denen seinigen nach diser nation gebrauch wohl tractirt, und beym abschied die bey mir seyende cavalliers mit cafftans und ich mit einem hermelinen pöltz und einem zum zuruckhreitten nach ihrer arth bestallet und gezaumbten pferd beehret worden. Ich habe öffters gedachten seraskier mit guter manier zu verstehen geben, wie daß nicht allein zu meinen allergnädigsten kayser und herrn verlangte, sondern auch die türckhische cammer wegen des mir zu überraichen habenden theyns oder subsistenz gern liberirt wissen, und meines kaysers und herrns brod essen möchte, mir also nicht wohl gefiehle, allhier zuewartten zu müessen, auch anbey verlanget, biß an die gränitzen fortzuruckhen. Er, seraskier, hat sich herauß gelassen, daß er ohnedeme nach seiner mainung zimblich starckh an ihren bottschaffter geschriben, sich möglichst fortzueyllen, und weillen er der ksl. bottschafft zu ehren biß auf die gränitz allzeit selbst convoyren wolte, und es doch nicht helffen würde, ehender, alß der türckhische bottschaffter in der nehend, dort zu seyn, alß würde sich nicht wohl thuen lassen, vor zuekunfftigen montag von hier aufzubrechen, und mit kleinen marchen der gränitz zusamb zu näheren. Ich erwartte nun morgen die visite vom seraskier widerumb zuruckh und werde demnächst alles, was von zeit zu zeit vorfallet, gehorsambst und schuldigst zu berichten ohnermanglen. Mithin zu beharrlichen gnaden mich gehorsambst und dienstschuldigst empfehlend verharre.