Hochlöblichster ksl. hof-kriegs-rath p.
1Durchleüchtigster fürst, excellenzien und meine hochgeehrtiste herren. Eüer durchleuchtigsten excellenzien und meinen hochgeehrtisten herren solle hiemit gehorsambst und schuldigst beybringen, wie daß daß ich durch den zur beglaittung bey mir habenden ottomanischen capigi bassa vorgester hiesigem seraskier× zur nachricht geben, daß alß gester, wie dan auch beschehen, biß auf Bana× ein anderthalbe stund von hiesigem gränitz orth anzuruckhen, und mich alda zu lageren, und demnächst des anderen tags meinen solennen einzug mit behörigen caeremonica und empfang bey ihme zu halten gedenckhe. Die antwort wurde mir in vorbesagtem laager zu Bana×, wohin er seinen [113v] capigilar agasi mich zu bewillkomben, und zu complimentiren. Neben zwey fahnen infanterie zur wachte abschickhte, wie daß ihme meine ankhunfft sehr lieb, und neben villen höfflichen contestationen, daß er beklagte, wie daß der orth und haüser zu schlecht, daß er mich und mein gefolg nicht wie er gern wolte zu logiren vermöchte, vermainte also, ich werde bey diser gut- und schönen zeit vill bequemblicher daraussen unter denen zelteren mich lägeren können. Nun ware mir wohl zum vorauß bekant, daß in disem orth kleine, kaumb mit einem brauchbahren zimmer versehene, von allerhand volckh sehr angefüllte haüser ver [114r] handen, des seraskiers× aigenes quartier auch sehr eng und schlecht, mit einem mittelmässigen zimmer versehen, in dem orth kein offener platz, enge gässen, und sonst alles incommode ist. Ich ware aber darbey beförchtet, es därfften die Türckhen das werckh zu einer consequenz ziehen, und ihrer ksl. und cathol. Mt.× etwan über kurz oder lang kombenden bottschaffter, wan der auch wolte, an einem gränitz orth zu logiren, disputiret wurde, welches mich dan veranlassete, dem seraskier× zu verstehen zu geben, daß ich gut oder schlecht in der statt logiren wolte, es seye dan, daß mir absolute die freyheit gelassen, und wie das campiren [114v] aus meiner freyen wahl, alß wovon es künfftighin sowohl, alß das logiren lediglich von einer ksl. bottschafft dependiren mueste, geschehen, zu welchen ende dan concertiret wurde, wie daß und was der seraskier× mir schreiben, nicht weniger auch zu mir hinauß sich lägeren solte, wie dan ains- und das andere vor sich gangen, und was von ihme mir geschriben wurde, euer durchleuchtigsten excellenzien und meinen hochgeehrtisten herren ich in originale zu dem Die Beilage ist erhalten. ende hinbeylege, auf daß, wan gnädigst und gnädig für gut befunden wird, zu etwan künfftig machenden gebrauch aufbehalten werde können. Sonsten seynd mir heunt bey ausruckhung auß [115r] meinem laager die erstere officiers sowohl von denen janizaren, alß spahi, sodan auch sonsten andere dabey von vornehmsten des lands und des orths hierumb, umb mich zu empfangen und hiehin zu beglaitten (wie nicht weniger die vor angeregte zwey fahnen infanterie gethan) geschickht worden. Bey ankhunfft allhier, allwo mit dreyfacher salve von allen stückhen bin begrusset worden, habe die janizaren ein stuckh ausser der statt spällierter, wie dan auch durch die völlige statt und widerumb auf diser seitten biß fast an mein laager, allwo in eben gleicher ordnung oder spällirung eine cavalleria stunde, gefunden, und haben [115v] disemnach der seraskier× und ich einer de m n andern hinc inde durch unsere respective marschallen und chehaya complimentiren lassen, auch annebst der seraskier× sowohl, alß sein chehaya mit allerhand complimenten, früchten und refrai h ch irungen geschickht, und gedenckhe ich ihme morgen die visite zu geben und die revisite von ihme zu empfangen und demnächst meinen march gegen die gränitz und auswechslungs- orth zu sezen. Da aber zu meinen höchsten verdruß der seraskier× von dem ottomannischen großbottschaffter× nicht die geringste nachricht, wo sich selber befinde, bißhero hat, alß waiß ich hierüber mehrgedachten seraskiers× mainung oder sentiment noch [116r] nicht, sondern werde solches erst morgen bey ablegen der visit zu erfahren, mithin euer durchleuchtigste excellenzien und meine hochgeehrtiste herren gehorsambst und schuldigst zu berichten haben. Da ich indessen dises mit der nachricht meiner hiesigen ankhunfft und beygefuegter ersuchung den türckhischen bottschaffter× zu pressiren, sich baldigst auf der gränitz und auswechslung orth einzufinden, an ihrer ksl. und cath. Mt.× general feldwachtmeister herrn grafen von Oduyer× unverzüglich abschickhe, mithin mich zu beharllichen gnaden gehorsambst und schuldigst empfehlend verharre.
Euer durchleuchtigsten excellenzien und meiner hochgeehrtisten herren.
Gehorsambst und dienstschuldiger diener Damian Hugo graff von Virmonten× Auß dem laager bey Nissa× den 6. Junii 1720