Die Großbotschaften Damian Hugo von Virmonts und Ibrahim Paschas (1719/20)Damian Hugo von Virmont an den Hofkriegsrat, Pera, 16. April 1720Damian Hugo von Virmont to the Aulic War Council, Pera, April 16, 1720Damian Hugo von Virmontde1720-04-16BriefletterEüer durchleuchtigsten excellenzien und meiner hochgeehrtisten herren. Eüer durchleuchtigsten excellenzien und meiner hochgeehrtisten herren unter den 12. Merzen gnädigst- und beliebtes an mich erlassenes habe ich durch den orientalischen courrier Arakiel sambt ihrer ksl. und cathol. Mt. allergnädigsten rescript von 6. eiusdem den 3. dises gehorsambst und schuldigst erhalten, und ist den 10. darauf der courrier Isaac de Luca mit dem von 23. Martii datirten nachgefolget.Was nun die darinnen enthaltene, und an die Pforten gehörige geschäfft anbetrifft, seynd an die den 7. huius in einer mit dem groß vezier zu dem ende begehrten zusambenkhunfft anbefohlenermassen und gehöriger weiß angebracht worden. Die darüber bekombene beschaidungen und antwortten thue in mitkombenden aller unterthänigsten bericht an ihro ksl. und cathol. Mt. begriffen, und mich hiemit auf selbe mehristen gehorsambst und schuldigst beziehen.Eben wie der courrier de Luca mit obgedacht gnädigst und günstigen rescript von 23. passati angelangt, habe mich auf dem in meiner vorberührten allergehorsambsten relation an ihre ksl. und cathol. Mt. angezohenen festin bey dem groß vezier befunden, und also von dem, was solche expedition in sich halte, demselben damahls nichts sagen können. Anderten tags aber darauf, alß sich die gelegenheit gegeben, nach meiner beurlaubung von dem muffti, unweit des groß veziers behausung auf den canal vorbeyzufahren. Und ich ihme dahero durch einen dollmetsch ein compliment machen, und dabey sagen lassen, wie der gestern angelangte courrier meinen aufbruch pressire, der Ibrahim bassa gleichfahls alsbald nach Ostern von Wienn zu wasser ab fahren wurde, dahero auch ich ihn batte, meine abreys auf das ehiste befürderen zu wollen, und den tag darzue zu determiniren. Habe zur antwortt erhalten, daß weillen ohnedem in der nähe were, ihm lieb seyn wurde, wan bey ihm zuesprechen, und dan cavee einnehmen möchte, umb dabey ein- und anderes von dem, was ich meües bekomben, sprechen zu können, welches diser orthen eine gar nicht gemaine, und mit bottschaffteren auf dise weiß nicht pflegende ehre ist. Ich habe hiebey dasjenige weithers angebracht, zu deme durch euer durchleuchtigste excellenzien und meiner hochgeehrtisten herren leztern rescript veranlast gewesen, und zwar sonderlich das besser anscheinen des reichs-tags in Pohlen bestättiget.Die heraußgebung einiger Napolitaner und Calabreser habe nicht minder in der allergehorsambsten ksl. relation gedacht, da ber bey disen leüthen und nach der von mir eingegebenen lista absonderlich ein gewisser capitain Giacomo Benedetto Parfumo zuruckh behalten worden, und ich ihne bey diser zusambenkhunfft angelegentlich begehret, 8 97 54 27 196 61 33 40 10 60 26 52 154 7 113 74 10 32 102 43 32 106 113 75 468 142 24 118 131 113 167 154 10 345 519 154 72 26 190 171 20 61 158 indem es ein sehr erfahrner undt tapferer see-mann seyn solle , alß hat der groß vezier mir ihn noch zum regal zu geben versprochen. Sonsten 295 595 8 7 97 39 210 54 26 169 66 33 108 73 32 133 189 487 54 32 74 430 13 148 12 165 26 128 171 95 151 122 77 164 14 35 124 8 172 518 468 60 33 16 10 19 130 26 40 72 21 32 66 61 244 130 69 172 130 97 151 171 19 178 482 26 198 37 70 51 8 36 242 10 32 40 179 113 14 26 172 33 152 97 44 169 130 172 8 70 166 134 75 213 179 habe ihm auf den discours wegen der schiffbrucken so zu Sachsia Braila undt Ismaelgen über die Donau geschlagen solle werden mit indifferenter veranlassung gelaithet, aber 32 109 7 22 97 168 48 33 358 133 519 48 124 26 151 154 72 97 350 74 10 32 122 6 166 169 37 113 213 51 433 61 97 14 73 77 48 133 vernohmen, daß nichts daran seyn müsse. Er sagte mir aber selbsten auch, das der capitain bassa nächsten nach Vidin und ein anderer der vornembsten beegen mit denen übrigen galeren nach Ahsof abfahren werden, umb die beköstigung und arbeit an beeden pläzen befürderen zu helffen, und darüber die inspection zu haben. Auch erzehlte er mir, daß der Mehmed effendi zu Posaroviz gewester anderter bottschaffter annoch nach Franckreich, jedoch ohne besonderen character gehen würdt, nicht aber mit mehrern commissionen, alß einen antwort-schreiben auf das, so selber könig in favorem der reparirung der kuppel zu Hyerusalem an den groß sultan geschickht, dahin zu bringen. Er erbotte sich von selbsten, mir dasselbe communiciren zu lassen, damit man zu Wienn etwan nicht andere gedanckhen von diser abschickhung hätte, und darüber verschidentlich zu raisoniren anlaß nehme, 47 113 210 74 8 77 51 213 130 50 60 70 159 14 19 33 143 25 13 189 8 115 75 61 133 358 179 32 335 10 53 471 74 358 519 22 8 106 97 198 95 344 26 75 48 133 40 345 51 10 8 26 168 37 33 70 124 73 153 97 380 129 14 77 70 158 48 32 210 530 296 169 75 worauf ich aber gezaigt, alß ob ich eß nicht verlange, umb nicht mainen zu machen, daß man ein mißtrauen oder acht darauf hätte .Meine abreys belangend, pressirte ich widerumb selbe wie allzeit auf das möglichste, es müeste aber bey deme bleiben, wie ich schon in meiner allerunterthänigsten relation an ihre ksl. und cathol. Mt. angezohen, also daß ich vor den 25., 26. oder 27. dises monaths, was antrib ich auch gethan oder noch thuen wurde, nicht werde weckh komben können.Den betrübten todtfahl ihrer Mt. ksl. frauen mutter höchst seeligen andenckhens, habe schon in meiner vorigen zusambenkhunfft, den 7. dises, nach anlaittung eüer durchleuchtigster excellenzien und meiner hochgeehrtisten herren unter den 12. Martii an mich erlassenen rescript nur meo nomine notificirt, auch denen hiesigen herren repraesentanten durch den legations-secretarium beybringen lassen. Wie aber euer durchleuchtigste excellenzien und meine hochgeehrtiste herren wegen der trauer nichts befohlen, und ich zwar bey einlauffung dero rescript, so davon erinnerung gethan, schon bey dem groß sultan die beurlaubungs-audienz verrichtet gehabt, alß habe jedoch wegen des zuruckhlassenden kriegs- und legations-secretarii Dirling anzufragen, wie sich selber disserthalben zu verhalten.Den canzellistens accessit Eyrich habe nach gnädigst- und beliebigen befehl anstatt des ver storbenen auch canzellistens accessiten Rameter in der mithabenden legations-canzley zur arbeith anstellen lassen, und werde nicht weniger den neü angenombenen sprachknaben Managetta nebst denen anderen und denen dollmetschen an vorbenenten kriegs- und legations secretarium Dirling bey meiner abreys anweisen.Gleichwie sonsten durch euer durchleuchtigste excellenzien und meine hochgeehrtiste herren vernehme, daß die contumaz zu Paraskin auf acht tag gelindert worden. Also kan bestättigen, daß weder hier, noch von anderwerths her von dem contagiosen übel schon vill zeit nichts gehöret wirdt. Ich habe in denen actis von des seeligen herrn grafens von Öttingen großbottschafft ersehen, daß von selben sein erster wagen mit sechs pferdten bespannt dem damahligen groß sultan verehret worden, welchem exempl ich gern nachfolgen wollen. Da aber gehört, daß solches geschenckh schlecht damahls angesehen gewesen, so liesse dem groß vezier durch der Pforten dollmetsch sagen, daß ich gern auch mit meinem wagen und pferde dem groß sultan aufwartten möchte, wan nur wuste, daß es ein vergnügen machte, weillen vernohmen, daß es bey vorigen zeiten sehr gering geachtet worden, wiewohlen mir wohl bewust, daß particular personen solchen hohen haübtern niehmahls ein würdiges praesent geben kunten, batte ihne dahero, mir in vertraülichkeit seine mainung darüber zu eröffnen. Er gabe zur antwortt, daß er den groß sultan sondiren wurde, so er auch gethan, und mir zu wissen machte, daß es seinem herrn nicht mißfielle, und er sich dabey mit diser expression herausgelassen, daß von mir alles angenemb were, weillen er und die Pforten mich gern hätten, mein wagen und pferd auch schon gesehen weren worden, und dahero ein rechte freüd davon hätte, so mir hernach besonders durch einen stummen des groß sultans, welcher ein favorit, und ich ihn auch mit einer silbernen uhr beschenckhet, indeme er expresse mich zu sehen geschickht worden, zweiffels ohne auf gehabten befehl gedeütet, und mittels seines mithabenden dollmetsch zu verstehen gegeben worden. Darauf dan denselben mit denen pferden hinüber in das serail geschickht, und meine knecht auf ihr verlangen zwey täg dabey lassen müessen, daß sye vor den sultan ain- und andermahl in dem hof herumb gefahren, weillen der sultan die arth sehen wollen, wie man in dergleichen fuhrwerckh bey uns umbgehe. Der stallmaister, so es gebracht, und meine leüth dabey seynd auch derentwegen beschenckht worden.Ybrigens begibet sich, daß der groß-brittannische secretarius oder engelländischer nation canzler Heffermann, von wegen dessen herrn bottschaffter bey mir gewesen, und mich befragt, ob ich bey meinen auszug die herren bottschaffter und in specie den französischen einladen wurde, worauf ich geantworttet, daß ich solches nicht zu unterlassen gedenckhe, der secretarius erwiderte, daß im fahl der französische dazu gebetten wirdt, und seine nation schickhte, die engelländische nicht komben kunte, und alß ich replicirte, wie ich keine ursach dessen wuste, antworttete er allein, sein aufgegebenes ausgerichtet zu haben. Ich schickhte dahero den legations secretarium Dirling darauf zu den grafen von Stanyan, liesse ihm vermelden, daß der secretarius Heffermann solches gesagt habe, und nicht sehe, warumb mich dispensiren solte, einen weniger, alß den andern von denen hiesigen herren repraesentanten zu diser function zu invitiren, worauf von ermelten herrn grafen von Stanyan verlauttet wurde, daß er die engelländische nation nicht anderst schickhen kunte, alß nach den gewöhnlichen gebrauch, welches er dahin auslegte, daß, gleichwie bey des grafens von Öttings seel. anherokhunfft und abreys die engel- und holländische bottschaffter allein, und weder ain- noch das andere mahl der französische darzu eingeladen worden, und wegen der mediation ihnen dise praerogativo zugestanden worden, also wan dermahlen die französische nation darzue käme, es zu einen competenz streitt wegen des rangs gelangte, so er lieber evitiren wolte, und wan also seine ausbleiben wirdt, man es nicht vor übl halten möchte. Der legations-secretarius antworttete darauf, daß man bethaure, wan man nicht dise ehr und beglaittung haben solte, der herr graf von Stanyan könne aber leicht erachten, daß ich die einladung aller nicht unterlassen könne, da wir gesambte freünd weren.Den courrier de Luca werde 95 32 75 66 33 91 164 175 25 97 169 54 133 461 10 26 198 285 97 52 205 33 40 210 121 19 166 26 39 zur disposition deß venetianischen herrn botschafters aufhalten, wie er 164 77 51 48 26 53 14 73 115 158 8 97 22 60 106 97 168 121 137 33 143 21 138 26 54 70 188 sich dan auch in meinen hauß befindet . Der hungarischen zu Hottin sich befinden sollenden edlfrau wirdt wegen ihrer erledigung ein commandament von der Pforten ausgeferttiget werden. Vor ein paar tagen ist der P. Joseph à Jesu Maria raedemptor captivorum ordinis SS. Trinitatis mit einer anzahl biß vierhundert sowohl auß der bannio, alß von denen galeren und anderen particularen erlösten gefangenen aufgebrochen, und hat seinen weeg gegen Nissa hin genomben, dene mit benöttigten wägen, befehlen und chiaousen zur beglaittung von der Pforten versehen lassen.Womit das duplicatum meiner gehorsambst und schuldigst relation von vierten dises anlegend mich gehorsambst auch schuldigst empfehle und verharre.