Über das Werk
Von Laila Dandachi
Das Porträt des kaiserlichen Großbotschafters in der Passauer Version des
Reiseberichts von Driesch, [1] das nur mit dem Namen des
Verlegers Peter Conrad Monath signiert ist, weist einige stilistische
Unterschiede zu jenem Porträt des Kupferstechers Georg Daniel Heumann auf.
Dieses Werk wurde ebenfalls von P. C. Monath (1683–1747) in Nürnberg aufgelegt.
[2]
P. C. Monath gründete eine Buchhandlung mit Verlag 1713 in Nürnberg und eröffnete
1726 eine zweite Filiale in Wien. Sein Verlag, der nach seinem Tod von seinem
Sohn Georg Peter erfolgreich weitergeführt wurde, brachte bis 1739 zahlreiche
naturgeschichtliche und volkskundliche Kupferstichwerke heraus. [3] Der Zeichner und Kupferstecher Georg Daniel Heumann
(1691–1751) arbeitete nach seiner Ausbildung in der Nürnberger Malerakademie für
mehrerer süddeutsche Verlage als Porträtstecher. Nach 1740 wanderte er nach
Göttingen aus, wo er einen eigenen Verlag gründete, nachdem ihm der Titel eines
kurfürstlichen und königlichen Hofgraveurs verliehen worden war. Kurz vor seinem
Tod kehrte er jedoch nach Nürnberg zurück und stellte weitere Porträtstiche,
Prospekte und biblische Illustrationen her, die er in seinem eigenen Verlag
veröffentlichte. [4]
Die Figur des Großbotschafters besticht in beiden Versionen durch ihre überaus
prächtige Kostümierung. Dennoch beweist Heumann in seiner Version seine hohe
künstlerische Qualität, die sich nicht nur in der detaillierten Wiedergabe der
einzelnen Kleidungsstücke zeigt, sondern auch durch die an den beleibten Körper
angepasste und dem Licht- und Schattenspiel unterworfene Modellierung des
gesamten Kostüms. Auch das würdige Auftreten und der scharfe, dem Betrachter
zugewandte Blick des Großbotschafters kommen in dieser Version zur vollen
Geltung. Darüber hinaus vollzieht Virmont eine leichte Linksdrehung und weist
mit ausgestrecktem Zeigefinger der Linken auf den mit weißen Fliesen ausgelegten
Boden: Die dort eingravierten Globen oder Landkarten beziehen sich ganz
offensichtlich auf seine diplomatische Funktion während seiner Reise nach
Konstantinopel. Im Vergleich zum Porträt des
osmanischen Großbotschafters Ibrahim Pascha fehlen hier nicht nur die
bei Botschafterporträts üblichen Amts- und Herrschaftssymbole, sondern auch der
ikonographische Bezug zur Mission. Der Künstler verzichtete ganz offensichtlich
auf die ikonographische Darstellung seiner diplomatischen Aufgaben zugunsten
einer Charakterisierung des Großbotschafters, die dem Betrachter einen Einblick
in sein inneres Wesen vermitteln soll. Im Gegensatz dazu verfehlt das
Charakterporträt in der Passauer Version seine Wirkung: Die starre Haltung, die
lose herabfallende Kleidung, der wenig plastisch modellierte Körper sowie der
fahle, fast schüchterne Blick des Großbotschafters lassen keine Persönlichkeit
von so hohem Rang und Amt vermuten. Außerdem verzichtet hier der Stecher
gänzlich auf den Verweis auf die diplomatische Funktion, indem er die Globen und
Landkarten auf den Fliesen weglässt. Auch in der Beschriftung des Bildes fehlen
im Gegensatz zur Originalversion der Name und Titel des Großbotschafters. Daher
handelt es sich hier um eine Kopie von geringerer künstlerischer Qualität, die
zwar auf der Vorlagezeichnung von Heumann beruht, aber vermutlich von P. C.
Monath selbst oder von einem angelernten Stecher angefertigt wurde.