Porträt Sultan Ahmeds III.

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© Staatliche Bibliothek, Passau

Objekttyp Druckgraphik
TechnikKupferstich
MaterialSchwarze Tinte, Papier
Standort Staatliche Bibliothek, Passau
InventarnummerSnv/Mc (b) 84
Künstler/WerkstattJohannes Kenckel ? (Stecher), 1688–1722
VerlegerPeter Conrad Monath, gest. 1747
HerstellungsortNürnberg
Datierung1723
BeschreibungDas Porträt des osmanischen Sultans Ahmed III. weist große stilistische Gemeinsamkeiten mit dem Bild des Großwesirs im Reisebuch von Driesch auf und wurde daher vermutlich auch von Johannes Kenckel angefertigt. [...]
Maßeca. 195 x135 mm (Platte)
DokumentationN.N., Der Großsultan, in: Cornelius von den Driesch, Historische Nachricht von der Röm. Kayserl. Groß-Botschafft nach Constantinopel, welche auf allergnädigsten Befehl sr. Röm. Kayserlichen und Catholischen Majestät Carl des Sechsten / nach glücklich vollendeten zweyjährigen krieg, Der Hoch- und Wohlgebohrne des H. R. Reichs Graf Damian Hugo von Virmondt rühmlichst verrichtet [...], Nürnberg 1723, unpag.
DatenerfassungDandachi, Laila
Lizenz auf diesen DatensatzCreative Commons BY 4.0
ZitierhinweisPorträt Sultan Ahmeds III.,bearb. von Laila Dandachi, Datenmodellierung: Jakob Sonnberger, in: Die Großbotschaften Damian Hugo von Virmonts und Ibrahim Paschas (1719/20), hg. von Arno Strohmeyer und Stephan Kurz (Digitale Edition von Quellen zur habsburgisch-osmanischen Diplomatie 1500-1918, hg. von Arno Strohmeyer, Projekt 1), Wien 2022
Online unter: https://qhod.net/o:vipa.img.hbg.4
Permalink/Handle: hdl:11471/1020.30.127

Über das Werk

Von Laila Dandachi

Die Darstellung des Sultans bei Driesch [1] weist im Vergleich zu den anderen ganzfigurigen Porträts bei Vanmour, [2] Ferriol [3] und Weigel [4] sowohl Ähnlichkeiten als auch deutliche Unterschiede auf: In der Kostümierung trägt der Sultan einen mit Blumenmustern dekorierten Kaftan sowie einen kātibī Turban, der um eine flache Kappe herumgewickelt und mit einer mit Edelsteinen eingelegten Aigrette bestückt wird. Im Gegensatz zu den anderen drei Porträts weist sein Kaftan weder den Zobelpelz noch den mit Edelsteinen eingelegten Gürtel auf. Insgesamt vermittelt der Künstler bei Driesch daher ein viel schlichteres Bild des Sultans, das stilistische Ähnlichkeiten mit dem Porträt des Großwesirs (vgl. Porträt des osmanischen Großbotschafters Ibrahim Pascha als Großwesir) aufweist: Vermutlich handelt es sich bei diesen beiden Porträts im Bericht Drieschs um Arbeiten des Kupferstechers Johann Kenckel, dem Schüler und Mitarbeiter von Christoph Weigel (vgl. Porträt des osmanischen Großbotschafters Ibrahim Pascha).

Die hohe Stellung des Sultans wird daher nicht durch Schmuck, Waffen oder die Hinzufügung von Säbelträgern wie bei den anderen Künstlern ausgedrückt, sondern lediglich durch einen Streitkolben als Attribut, der sonst nur im Porträt des Sultans von Vanmour vorkommt.

Die Darstellungsweise des Sultans mit einem Streitkolben stammt aber nicht aus der osmanischen, sondern aus der osteuropäischen Kunst: Seit dem 15. Jahrhundert gehörte der Streitkolben zur Ausrüstung des Husarenregiments von Kaiser Maximilian I. und fand später im Laufe der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zunehmend Eingang in die Porträtdarstellungen transsilvanischer und ungarischer Herrscher und Magnaten, welche osmanische Streitkolben, Schwerter und Fahnen als Herrschaftsinsignien vom Sultan erhalten hatten. [5] Das Motiv des Streitkolbens als Herrschaftssymbol wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts auch ins Sultanporträt übertragen. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts weist das Halbporträt des Sultans Ibrahim, das von dem niederländischem Künstler Pieter de Jode auf Papier angefertigt wurde, ebenfalls den Streitkolben als Attribut auf. [6]

Die ähnlichsten Vorbilder für die Darstellungsweise bei Driesch lassen sich daher nicht so sehr in der zeitgenössischen Kunst finden, sondern vornehmlich in den Kunstwerken des späten 17. Jahrhunderts, die das Motiv des Streitkolbens beispielsweise bei habsburgischen und osmanischen Großbotschafterporträts wiedergeben, wie z.B. von Graf Wolfgang IV. von Oettingen-Wallerstein (1626–1708) oder von Ibrahim Pascha, die 1699/1700 gemeinsam über den Frieden bei Karlowitz verhandelten. [7]