Halbporträt des Großwesirs Ibrahim Pascha

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© Österreichische Nationalbibliothek

Objekttyp Druckgraphik
TechnikKupferstich
MaterialSchwarze Tinte, Papier
Standort Österreichische Nationalbibliothek
InventarnummerPORT0012445601 POR MAG
Künstler/WerkstattJohann Jakob Haid (Stecher), 1704-1767
VerlegerJohann Jakob Haid?, 1704-1767
HerstellungsortAugsburg
Datierung1719
BeschreibungDer Künstler verwendete für den Porträtstich des Großwesirs sowohl eigene Vorzeichnungen als auch Originalgemälde Jean-Baptiste Vanmours (1671-1737).[...]
Maßeca. 390 x 260 mm (Platte)
DokumentationJohann Jakob HAID, Vezier Azem. Türkischer Großwesir, Augsburg 1719.
DatenerfassungDandachi, Laila
Lizenz auf diesen DatensatzCreative Commons BY 4.0
ZitierhinweisHalbporträt des Großwesirs Ibrahim Pascha,bearb. von Laila Dandachi, Datenmodellierung: Jakob Sonnberger, in: Die Großbotschaften Damian Hugo von Virmonts und Ibrahim Paschas (1719/20), hg. von Arno Strohmeyer und Stephan Kurz (Digitale Edition von Quellen zur habsburgisch-osmanischen Diplomatie 1500-1918, hg. von Arno Strohmeyer, Projekt 1), Wien 2022
Online unter: https://qhod.net/o:vipa.img.hbg.15
Permalink/Handle: hdl:11471/1020.30.119

Über das Werk

Von Laila Dandachi

Das von dem Maler und Kupferstecher Johann Jakob Haid (1704–1767) geschaffene Schabkunstblatt eines Großwesirs [1] weist große Ähnlichkeiten zur Darstellung des Großwesirs sowie des Großbotschafters Ibrahim Pascha in dem Reisebericht von Driesch (vgl. Porträt des osmanischen Großbotschafters Ibrahim Pascha als Großwesir und Porträt des osmanischen Großbotschafters Ibrahim Pascha in Wien) oder in Christoph Weigels Kostümbuch (vgl. Porträt des osmanischen Großbotschafters Ibrahim Pascha) auf.

Johann Jakob Haid arbeitete als Maler, Stecher und Verleger in Augsburg. Er machte sich zunächst vor allem als Porträtmaler einen Namen, bevor er sich auf den Kupferstich und die Schabkunst spezialisierte und darin sein technisches Können auf sehr hohem Niveau unter Beweis stellen konnte. Er reproduzierte Kupferstiche vor allem nach Rembrandt und Largillièrre oder auch nach eigenen Vorlagen. [2]

Johann Jakob Haid orientierte sich bei der Darstellung des Großwesirs auch an den Gemälden von Vanmour [3] oder den Kupferstichen von Ferriol. [4] In diesem Halbporträt sticht er durch seine einfühlsame und realistische Darstellungsweise hervor, die sich vor allem in dem ernsten, aber würdigen Gesichtsausdruck des Großwesirs zeigt. Außerdem ist er an der detailgetreuen und plastischen Wiedergabe des Blumenmusters auf dem Kaftan und Dolch sowie des mit zahlreichen Edelsteinen geschmückten Gürtels interessiert. Diese detailgetreue Abbildung lässt sich auf eine originale Porträtdarstellung durch den Künstler selbst zurückführen, wie es rechts unten als Signatur auf dem unteren Bildrahmen vermerkt ist: „Joh[ann] Jac[ob] Haid ad secund[um] Original[em] sculps[it] et excud[it] Aug[usta] Vin[dobonae].“

Darüber hinaus tritt die Umgebung hier völlig in den Hintergrund und überlässt der würdigen und ausdruckvollen Darstellung des Großwesirs beinahe den gesamten Raum. Eine ähnlich realistische und detailgetreue Abbildung nach dem Original hat Johann Jakob Haid auch für den einstigen Grafen Claude Alexandre, Comte de Bonneval (1675–1747) bzw. Osman Pascha [5] angefertigt. Auch hier nimmt die Person des Grafen fast den gesamten Raum ein. Nur eine osmanische Schlachtdarstellung ist ansatzweise – eine ähnliche Darstellung findet sich offensichtlich auch hinter dem Großwesir Ibrahim Pascha – am rechten Bildhintergrund zu erkennen. Während Haid den Großwesir mit seinem Dolch als Kennzeichen seiner Stellung auftreten lässt, hält der Graf in der linken Hand einen Streitkolben, von dem aber nur das unterste Stück sichtbar ist. Wie für osteuropäische Fürsten üblich, hatte der Graf wahrscheinlich den Streitkolben als Herrschaftsinsignie vom Sultan (vgl. Porträt Sultans Ahmeds III.) erhalten, bevor er nach seinem Übertritt zum Islam in den Rang eines Wesirs erhoben wurde.