Die Regierungszeit Selīms II.

Halit Temiz

Als Süleymān I. auf seinem letzten Feldzug im Jahr 1566 starb, wurde sein Sohn Selīm II. der neue Sultan des Osmanischen Reiches. Seine achtjährige Regierungszeit war von wichtigen Ereignissen der osmanischen Geschichte geprägt. In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Ereignisse der Regierungszeit Selīms II. bis zu seinem Tod kurz dargestellt.

1. Die osmanische Expedition nach Aceh 1567

Nach der Entdeckung des Seeweges um das Kap der Guten Hoffnung im ausgehenden 15. Jahrhundert waren die Portugiesen zu einer wachsenden Gefahr im indischen Ozean geworden. Sowohl die arabischen und indischen Seefahrer als auch die muslimischen Länder in diesem Gebiet waren davon betroffen.[1] Anlass für die Planung einer größeren Unternehmung nach Aceh war ein Schreiben vom 7. Jänner 1566, in dem Süleymān I. vom acehnischen Sultan über die politische Lage in der Region informiert und um Hilfe gebeten wurde.[2] Demnach würden die Portugiesen versuchen, wichtige Seepassagen in diesem Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen. Außerdem berichtete er über gewalttätige Übergriffe gegen muslimische Pilger und Kaufleute, welche zu Sklaven gemacht und ihre Schiffe zerstört wurden.[3] Aufgrund des Feldzuges gegen Szigetvár und des Todes Süleymāns I. konnte die Angelegenheit jedoch erst im September 1567 in Angriff genommen werden. Geplant war eine Expedition bestehend aus 15 Galeeren, zwei Galeonen, einem Artilleriekommandanten, sieben Kanonieren, ausreichend vielen Soldaten sowie Kanonen, Büchsen und Kriegsmaterial.[4]

Während die Vorbereitungen für die Expedition voll im Gange waren, brach jedoch im Jemen der Zaiditen-Aufstand aus, weshalb die Schiffe und das Kriegsmaterial für die Niederwerfung des Aufstandes zur Verfügung gestellt werden mussten.[5] Die geplante Flotte konnte aufgrund des venezianischen Kriegs auch in den darauffolgenden Jahren nicht entsandt werden.[6] Zwei Schiffe mit Kanonen, einer Flagge und Büchsenmachern gelangten aber vermutlich 1568 oder 1569 nach Aceh.[7]

2. Feldzug nach Astrachan und die Unternehmung des Don-Wolga-Kanals 1568

Aufgrund von Machtkämpfen der Prinzen wurde das Reich der Goldenen Horde in mehrere Khanate gespalten und schließlich im Jahr 1502 aufgelöst.[8] Astrachan, bereits im Jahr 1446 von Ḳāsım Ḫān gegründet, war eines dieser Khanate. Sein Zentrum lag im Norden des Kaspischen Meeres, am Flussdelta der Wolga. In der Regierungszeit Iwans IV. dehnte sich Russland auf das gesamte Wolga-Gebiet aus. Die Russen eroberten 1552 Kasan und 1556 Astrachan und brachten das Wolga-Gebiet unter ihre Kontrolle.[9] 1568 wurde ein anspruchsvolles Projekt, das bereits zur Zeit Süleymāns I. überlegt worden war, wieder aufgegriffen. Geplant war, eine Flotte über den Don zu schicken, einen Kanal zwischen Don und Wolga zu bauen, Astrachan zu erobern und die Russen aus dem südlichen Wolga-Gebiet zu vertreiben. Außerdem konnte dadurch eine Flotte ins Kaspische Meer geschickt und eine direkte Verbindung an die Khanate in Zentralasien hergestellt werden. Die Handelsroute zwischen Choresmien, Astrachan und der Krim würde ebenfalls unter osmanische Kontrolle gelangen.[10]

Anfang August 1568 erreichten die Osmanen jene Stelle, an der die beiden Flüsse den geringsten Abstand zueinander hatten und fingen mit den Grabarbeiten an. Da der Winter in diesem Gebiet drei Monate früher einbrach und es unmöglich war, in der Kälte zu arbeiten, wurden die Arbeiten jedoch nach kurzer Zeit abgebrochen und ein Teil der Flotte auf Gleitschienen zur Wolga transportiert.[11] Mitte September erreichte das Heer Astrachan. Da das nötige Geschütz für einen ernsthaften Angriff fehlte, dauerte die Belagerung der von den Russen neu erbauten Festung nur kurz. Es kam lediglich zu kleinen Kampfhandlungen zwischen Russen und Osmanen. Da der Winter bereits eingebrochen war und Nachrichten über die Entsendung einer Hilfstruppe durch den Zaren bzw. ein Bündnis des Schahs mit den Russen kamen, beschloss Ḳāsım Beg am 20. September den Rückzug.[12]

3. Zaiditen-Aufstand im Jemen und die osmanische Rückeroberung 1570

1560 wurde ein habgieriger, skrupelloser und ehrgeiziger Mann, Maḥmūd Paşa, der das Volk mit seinen Gräueltaten und Ungerechtigkeiten beunruhigte, zum Beglerbegi des Jemen ernannt.[13] Sein Nachfolger Rıḍvān Paşa ließ seine Amtsgeschäfte untersuchen und legte der Hohen Pforte einen Bericht über die Ungerechtigkeiten seines Vorgängers vor. Maḥmūd Paşa war verärgert und setzte sich als Gegenschlag für die Teilung des Jemen in zwei Statthalterschaften ein. Er wollte damit das Verwaltungsgebiet Rıḍvān Paşas verkleinern und die beiden Beglerbege gegeneinander aufhetzen. So entstanden die beiden Beglerbegiliks von Sana’a[14] und Jemen. Rıḍvān Paşa erhielt das Beglerbegilik von Sanaʼa.[15]

Sanaʼa besaß im Gegensatz zu Jemen weniger Einnahmequellen, hatte dafür aber hohe Ausgaben für das militärische Personal und Material, da es sich um einen Schauplatz für potenzielle Konflikte handelte. Rıḍvān Paşa erhöhte den jährlichen Tribut des Gebietes es-Sirr[16], das unter Kontrolle des Zaiditen-Imams Muṭahhar[17] stand. Als die Proteste Muṭahhars kein Gehör fanden, wurde der Steuereinnehmer im Gebiet der Zaiditen ermordet. Auch die Ismailiten schlossen sich dem Aufstand an und Muṭahhar brachte 1567 fast ganz Jemen unter seine Kontrolle.[18]

Für die Rückeroberung des Jemen wurde im Juni 1568 Özdemiroğlu ʽOs̠mān Paşa zum Beglerbegi vom Jemen ernannt und die beiden Beglerbegiliks wurden wieder vereint. Zum Oberbefehlshaber wurde der Beglerbegi von Ägypten, Sinān Paşa berufen.[19] Die Niederwerfung des Aufstandes dauerte etwa zwei Jahre. Im Mai 1570 kam es zu einem neuen Vertrag mit dem Zaiditen-Imam Muṭahhar, worin dieser – wie früher – die Oberhoheit des Sultans anerkannte.[20]

4. Die Eroberung Zyperns 1571

Schon zur Zeit Süleymāns I. hatte es Pläne zur Eroberung Zyperns gegeben und Selīm II. sich bereits als Thronanwärter für die Insel interessiert.[21] Aufgrund ihrer geostrategischen Lage im östlichen Mittelmeer stellte die von Venedig beherrschte Insel für das Osmanische Reich ein wirtschaftliches, militärisches und politisches Problem dar.[22] Zypern gewährte den Piraten, die in diesem Gebiet ihr Unwesen trieben, muslimische Pilger- und Handelsschiffe überfielen und die Küstengebiete Anatoliens und Syriens unsicher machten, Zuflucht. Die Beschwerden der Osmanen blieben von Venedig unbeachtet und die Piraten ungestraft.[23]

Anfang 1570 wurde Venedig – um den Frieden zu erhalten – aufgefordert, Zypern an das Osmanische Reich abzutreten. Der Senat wies die Forderung mit Stimmenmehrheit ab und entschied sich somit für den Krieg. Der Bailo[24] in Istanbul hatte schon zuvor Berichte über die Schwäche der osmanischen Flotte geschickt, weshalb sich Venedig sicher war, die Insel verteidigen zu können.[25]

Bei den Osmanen wurde Wesir Lālā Muṣṭafā Paşa zum Oberbefehlshaber des Zypernfeldzugs und Wesir Piyāle Paşa zum Befehlshaber der Armada ernannt. Der Kapudan Pascha Müez̠z̠inzāde ʽAlī Paşa wurde dem Wesir Piyāle Paşa unterstellt.[26] Die Kriegsflotte brach in drei Abteilungen nach Zypern auf: Im März 1570 Murād Re’īs mit 25 Galeeren, im April die zweite Flotte unter Wesir Piyāle Paşa mit 65 Galeeren und 30 Galeonen, und im Mai die dritte Abteilung unter Müez̠z̠inzāde ʽAlī Paşa mit 36 Galeeren und Schleppkähnen. Über die numerische Stärke der osmanischen Flotte gibt es unterschiedliche Angaben. Laut Hammer nahmen insgesamt 360 Schiffe an der Unternehmung teil.[27]

Am 1. August 1571 kapitulierte Famagusta; die letzte und stärkste Festung der Insel. Somit geriet Zypern nach über einjährigem Feldzug unter direkte osmanische Herrschaft. Die Hohe Pforte erklärte daraufhin die Insel zum Beglerbegilik mit dem Zentrum Nikosia, bestehend aus drei Sancakbegiliks.[28] Um die Verbindung zu Anatolien aufrechtzuerhalten, wurden die Sancaks Alanya, İçel und Tarsus bzw. auch der Sancak Tripoli in Syrien dem neuen Beglerbegilik unterstellt. Der erste Beglerbegi von Zypern wurde Muẓaffer Paşa.[29]

5. Die Seeschlacht von Lepanto 1571

Als Papst Pius V. die Nachricht vom Fall Nikosias erhielt, sandte er Kardinäle an die europäischen Höfe und unternahm erneut den Versuch, eine Allianz gegen die Osmanen zu gründen.[30] Am 25. Mai 1571 konnte ein Bündnisvertrag zwischen Papst Pius V., Philipp II., dem König von Spanien, und der Republik Venedig unterzeichnet werden.[31] Laut diesem Vertrag erklärte die „Heilige Liga“ dem Osmanischen Reich den Krieg. Das Ziel dieses Bündnisses war es, die Gebiete, welche die Türken den Christen entrissen hatten – Tunis, Algier und Tripolis mit eingeschlossen – zurückzuerobern. Im Herbst jeden Jahres sollten sich die Gesandten und die Bevollmächtigten der Vertragspartner in Rom versammeln, um mit Papst den Feldzug des nächsten Frühlings zu besprechen. Die Seekräfte sollten jedes Jahr im März oder spätestens April im östlichen Mittelmeer einsatzbereit sein. Die Hälfte der Kosten sollte Spanien übernehmen, die Republik Venedig ein Drittel und der Papst ein Sechstel. Die eroberten Gebiete sollten dann entsprechend unter den Verbündeten aufgeteilt werden.[32]

Oberbefehlshaber der vereinigten Flotte wurde der 23-jährige Don Juan de Austria. Die Flotte des Kirchenstaates befehligte Marcantonio Colonna und die der Republik Venedig Sebastiano Venier. Kommandant der spanischen Flotte war Don Luis de Zún͂iga y Requesens, welchem der Marqués de Santa Cruz, Álvaro de Bazán, und Giovanni Andrea Doria unterstellt waren.[33] Die Flotte der Heiligen Liga versammelte sich in Messina und erreichte am 6. Oktober die Echinaden.[34]

Die osmanische Flotte unter dem Kommando des neuen Befehlshabers der Landtruppen, Wesir Pertev Paşa, hatte Anfang Mai 1571 Istanbul verlassen und am 26. Mai Negroponte erreicht. Der Beglerbegi von Algier, Uluç ʽAlī Paşa und der Beglerbegi von Tripolis, Caʽfer Paşa hatten sich hier der Marine angeschlossen. Die osmanische Marine hatte den ausdrücklichen Befehl, die Flotte der Verbündeten zu finden und zu vernichten. Ein paar Tage darauf war auch der Kapudan Pascha Müez̠z̠inzāde ʽAlī Paşa mit seiner Flotte eingetroffen. Die Osmanen waren zuerst – in der Hoffnung, die Verbündeten anzutreffen[35] – nach Kreta gesegelt. Danach war die Flotte weiter Richtung Adriatisches Meer gefahren und hatte mehrere Ortschaften an der dalmatinischen Küste überfallen und eingenommen worden. Dabei drang sie bis nach Zadar vor und zog sich anschließend, da die Seekriegssaison vorüber war und die Flotte der Verbündeten nicht angetroffen werden konnte, nach Lepanto zurück.[36]

Die Seeschlacht fand am 7. Oktober 1571 südlich der kleinen Insel Oxia und westlich vom Eingang zum Golf von Nafpaktos statt.[37] Mit Ausnahme der Schiffe am linken Flügel unter dem Kommando von Uluç ʽAlī Paşa wurde die osmanische Armada durch die Verbündeten erbeutet bzw. zerstört. Bei den Osmanen kamen über 20.000 Mann, darunter der Kapudan Pascha und viele Kapitäne ums Leben. Außerdem wurden über 3.000 Mann, darunter der Beglerbegi von Tripolis, Caʽfer Paşa, und zwei Söhne vom Kapudan Pascha gefangen genommen. Die Verbündeten verloren etwas weniger als 8.000 Soldaten, darunter Agostino Barbarigo, sowie 17 Galeerenkommandanten, acht Adelige und fünf Kapitäne.[38]

Das Osmanische Reich, das im Mittelmeer viele Inseln und Küsten beherrschte, hatte durch die Niederlage von Lepanto einen Großteil seiner Flotte verloren. Deshalb wurde dem Bau einer neuen Flotte große Bedeutung beigemessen. In allen Schiffswerften des Landes wurde fieberhaft an der Wiederherstellung der Armada gearbeitet. Innerhalb von sechs Monaten wurden 134 Schiffe gebaut.[39] Dazu kamen die reparierten Schiffe. Die neue Flotte, bestehend aus ca. 250 Galeeren, stach im Juni 1572 unter dem Kommando des neuen Kapudan Paschas Ḳılıç ʽAlī Paşa in See.[40]

6. Der Friedensvertrag mit Venedig 1573

Nach dem Tod des Urhebers der Heiligen Liga, Pius V., am 1. Mai 1572, hatten sich auch die Beziehungen zwischen Venedig und Spanien verschlechtert und Venedig sah sich zur Aufnahme von Friedensverhandlungen für einen Separatfrieden gezwungen. Der Friedensvertrag kam am 7. März 1573[41] zustande.[42] Er enthielt folgende sieben Artikel: 1. Venedig zahlt 300.000 Dukaten als Entschädigung für den Zypernkrieg. 2. Die Festung Sopoto wird mit dem Geschütz zurückgegeben. Die Einwohner dürfen bleiben oder mit ihrem Hab und Gut wegziehen. 3. Der jährliche Tribut der Insel Zante[43] wird von 500 auf 1500 Dukaten erhöht. 4. Der von Süleymān I. gegebene Vertrag, der bei der Thronbesteigung Selīms II. erneuert wurde, bleibt aufrecht. 5. Der jährliche Tribut für Zypern in der Höhe von 8000 Dukaten wird aufgehoben. 6. Die osmanischen und venezianischen Gebiete in Albanien und Bosnien (bzw. Dalmatien) werden unter Beachtung ihrer Grenzen vor dem letzten Vertragsbruch und Krieg zurückgestellt. 7. Die osmanischen und venezianischen Kaufleute erhalten ihre Waren und Schiffe zurück.[44]

Wie aus diesem Vertrag ersichtlich ist, hatte Venedig mit der Schlacht von Lepanto, deren Ziel es war, die Osmanen aus venezianischen Besitzungen zu vertreiben, nichts erreicht. Ganz im Gegenteil musste die Republik mit den Osmanen Frieden schließen, Kriegsentschädigung für Zypern zahlen und der Tribut für die Insel Zante wurde erhöht.[45]

7. Die endgültige Eroberung von Tunis 1574

Aufgrund seiner geopolitischen Lage im westlichen Mittelmeer war Tunis ein strategisch wichtiger Ort an der Nordküste Afrikas. Hier regierte seit ca. 350 Jahren die Dynastie der Hafsiden[46]. Die erste osmanische Eroberung von Tunis fand im Jahr 1534 durch den damaligen Kapudan Pascha Barbaros Ḫayreddīn statt. Diese war jedoch von kurzer Dauer, denn bereits Mitte 1535 besetzte Karl V. Tunis und überließ den Thron dem ehemaligen König der Hafsiden-Dynastie, Mevlāy Ḥasan[47], der 1534 von Barbaros Ḫayreddīn Paşa entthront und vertrieben worden war.[48]

Die zweite Eroberung von Tunis erfolgte im Jahr 1569 durch den Beglerbegi von Algier, Uluç ʽAlī Re’īs. Es dauerte aber nicht lange, bis die Spanier Tunis wieder zurückeroberten. Im Jahr 1573 schloss die Republik Venedig – aufgrund ihrer Handelsinteressen – einen Separatfrieden mit dem Osmanischen Reich und trat aus der Heiligen Liga aus. Da die Bündnispartner ihren Verpflichtungen nicht zur Gänze nachkamen und die Liga letzten Endes zerfiel, entschloss sich Don Juan de Austria, um die Sicherheit des Westmittelmeeres zu gewährleisten, Tunis wieder zurückzuerobern. Im Oktober 1573 nahm er Tunis kampflos ein und setzte Mevlāy Muḥammed auf den Thron.[49]

Als die Nachricht vom Fall von Tunis in Istanbul ankam, begannen sogleich die Vorbereitungen für die Expedition zur Rückeroberung des Gebietes. Für den Tunis-Feldzug wurde zum Oberbefehlshaber der „Eroberer von Jemen“, Wesir Sinān Paşa, ernannt.[50] Im August 1574 wurde die Festung Ḫalk ul-wādī und im September die Festung von Tunis, Nova Arx[51] erobert.[52] Um den Spaniern die Möglichkeit einer neuerlichen Eroberung zu erschweren, wurden die Festung Ḫalk ul-wādī in die Luft gesprengt, in Tunis ein 4.000 Mann starkes Janitscharenregiment stationiert und Ramażān Paşa zum neuen Beglerbegi ernannt.[53]

8. Der Tod Selīms II.

Die Herrschaft Selīms II., der die Staatsangelegenheiten den erfahrenen Staatsmännern überlassen hatte, dauerte nicht sehr lange. Im Dezember 1574 wollte er das renovierte Palastbad besuchen und erlitt hierbei einen Unfall: Er rutschte auf dem glatten Marmor des Bades aus und verletzte sich so schwer, dass ein Teil seines Körpers blau anlief. Sein ohnehin geschwächter Körper überstand diesen schweren Unfall nicht:[54] „Man hob ihn auf, er legte sich zu Bette, fieberte und starb am eilften Tage darauf.“[55] Der 52-jährige Sultan verstarb am ersten Tag des Ramadans 982, in den frühen Morgenstunden des 15. Dezembers 1574 an inneren Blutungen. Er war der erste Herrscher des Osmanischen Reiches, der in Istanbul geboren wurde und dort ebenfalls starb.[56] Gemeinsam mit seinen fünf ermordeten Söhnen[57] wurde er auf dem Hof der Hagia Sophia[58] beigesetzt.[59]


Fußnoten

[1] Vgl. Mustafa Cezar, Mufassal Osmanlı Tarihi, Bd. 2, Ankara 2011, 995f.

[2] Eine Chronologie der Beziehungen in den 1560er-Jahren: Claudia Römer / Nicolas Vatin, Aceh et la Porte dans les années 1560, in: Turcica 46 (2015), 63–111.

[3] Vgl. İsmail Hakkı Göksoy, Ottoman-Aceh Relations According to the Turkish Sources, in: First International Conference of Aceh and Indian Ocean Studies. Organized by Asia Research Institute, National University of Singapore & Rehabilitation and Construction Executing Agency for Aceh and Nias (BRR), Banda Aceh, Indonesia, 24–27 February 2007, 5f., online unter: https://www.yumpu.com/en/document/read/13308774/ottoman-aceh-relations-according-to-the-turkish-sources 22.1.2022).

[4] Vgl. Göksoy, Ottoman-Aceh, 72; Römer / Vatin, Aceh, 81.

[5] Vgl. Göksoy, Ottoman-Aceh, 74–78; İsmail Hakkı Uzunçarşılı, Büyük Osmanlı Tarihi, Bd. 3, 6. Auflage, Ankara 1983, 31.

[6] Selīm II. hatte 1569 und 1571 zwei Schreiben an den Sultan von Aceh geschickt und ihn über die Situation informiert. Vgl. Göksoy, Ottoman-Aceh, 76–78.

[7] Vgl. Mehmet Maksudoğlu, Osmanlı Tarihi 1289–1922, 2. Auflage, İstanbul 2011, 280f.

[8] Diese Khanate waren Kırım, Kasan, Nogai und Astrachan. Vgl. Mehmet Saray, Altın Orda Hanlığı, in: Türkiye Diyanet Vakfı İslâm Ansiklopedisi (=TDVİA), Bd. 2, 538ff.

[9] Vgl. Halil İnalcık, Osmanlı-Rus Rekabetinin Menşei ve Don-Volga Kanalı Teşebbüsü (1569), in: Belleten, 12/46 (1948), 349–402, hier: 362.

[10] Vgl. M. Feridun Emecen, Osmanlı İmparatorluğu’nun Kuruluş ve Yükseliş Tarihi (1300–1600), 4. Auflage, İstanbul 2018, 292; Halil İnalcık, Devlet-i ‘Aliyye Osmanlı Devleti Üzerine Araştırmalar, Bd. 1: Klasik Dönem (1302–1606), 52. Auflage, İstanbul 2013, 176.

[11] Laut Emecen fingen die Grabarbeiten überhaupt nicht an. İnalcık schreibt, dass mit dem Bau zwar schon begonnen, aber nach kurzer Zeit wieder abgebrochen wurde. Laut Topsakal wurde drei Monate lang ununterbrochen gegraben und ein Drittel des Kanals bereits fertiggestellt. Vgl. Emecen, Tarih, 293; İnalcık, Devlet-i ‘Aliyye, Bd. 1, 177; Johann Christian Stuckenberg, Beschreibung aller, im Russischen Reiche gegrabenen oder projecirten schiff- und flossbaren Canaele, in historisch-statistisch-technischer Beziehung, St. Petersburg 1841, 467f.; İlyas Topsakal, Tarihi Süreçte Rusya-Türkiye İlişkileri, in: Marmara Türkiyat Araştırmaları Dergisi 3/1 (2016), 33–53, hier: 35.

[12] Vgl. İsmail Hâmi Danişmend, İzahlı Osmanlı Tarihi Kronolojisi, Bd. 2, İstanbul 1971, 382–384; İnalcık, Osmanlı-Rus Rekabeti, 380–382.

[13] Vgl. J. Richard Blackburn, The Collapse of Ottoman Authority in Yemen, 968/1560–976/1568, in: Die Welt des Islams 19/1–4 (1979), 119–176, hier: 126–128; Hulûsi Yavuz, Kâbe ve Haremeyn için Yemen’de Osmanlı Hâkimiyeti, İstanbul 1984, 61f.

[14] Mit dem Zentrum Sanaʼa, umfasste das obere Gebirgsland und bestand aus 17 Sandschaks; Vgl. Danişmend, Kronoloji, Bd. 2, 373; Joseph von Hammer, Geschichte des Osmanischen Reiches. Grossentheils aus bisher unbenützten Handschriften und Archiven. Bd. 3: Vom Regierungsantritte Suleiman des Ersten bis zum Tode Selim’s II., Pest 1828, 549.

[15] Mustafa Cezar, Mufassal Osmanlı Tarihi, Bd. 3, Ankara 2011, 1206; Blackburn, Collapse, 137f.; Halil İnalcık / Donald Quataert, Hg., An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914, Cambridge 1994, 334; Yavuz, Osmanlı Hâkimiyeti, 75.

[16] Liegt im Nordosten von San’a.

[17] Seit dem Friedensabkommen von 1552 verwaltete er als Sancakbegi die Region im Nordwesten von San’a. Vgl. Blackburn, Collapse, 120f.

[18] Vgl. Blackburn, Collapse, 138–140; İnalcık / Quataert, Hg., Ottoman Empire, 333f.; Yavuz, Osmanlı Hâkimiyeti, 76.

[19] Vgl. Cezar, Tarih, Bd. 3, p. 1208; Hammer, Geschichte, Bd. 3, 553; Quṭb al-Dīn al-Nahrawālī al-Makkī, Lightning over Yemen: A History of the Ottoman Campaign (1569–1571). Being a Translation from the Arabic of Part III of al-Barq al Yamānī fī al-Fatḥ al-ʿUthmānī by Quṭb al-Din al-Nahrawālī al-Makkī as published by Ḥamad al-Jāsir (Riyadh, 1967). Translation, with Introduction and Notes, by Clive K. Smith, London 2002, 15f.

[20] Vgl. Cezar, Tarih, Bd. 3, 1209f.; Hammer, Geschichte, Bd. 3, 554–556; Quṭb al-Dīn, Yemen, 26–28.

[21] Vgl. Emecen, Tarih, 308; Hammer, Geschichte, Bd. 3, 563f.; Paul Herre, Europäische Politik im Cyprischen Krieg 1570–1573, Leipzig 1902, 9.

[22] Vgl. Feridun Bilgin, Kıbrıs’ın Fethi İçin Yapılan Hazırlıklar (Arşiv Belgelerine Göre), in: Mukaddime 6/1 (2015), 79–100, hier: 79.

[23] Vgl. ebd, 81f.

[24] Bailò = Venezianischer Gesandter.

[25] Vgl. Bilgin, Kıbrıs, 83f.; Cezar, Tarih, Bd. 3, 1224; Herre, Cyprischer Krieg, 17–19; Kenneth Meyer Setton, Papacy and the Levant (1204–1571), Bd. 4: The Sixteenth Century from Julius III. to Pius V., Philadelphia 1984, 949f.

[26] Vgl. Bilgin, Kıbrıs, 86; Eftihios Gavriel, The Expedition for the Conquest of Cyprus in the Work of Kâtib Çelebi, in: Michalis N. Michael / Matthias Kappler / Gavriel, Eftihios, Hg., in: Ottoman Cyprus. A Collection of Studies on History and Culture, Wiesbaden 2009, 25–36, hier: 28; Hammer, Geschichte, Bd. 3, 575.

[27] Vgl. Bilgin, Kıbrıs, 86; Hammer, Geschichte, Bd. 3, 576.

[28] Türk. Girne, Baf und Magosa. Vgl. Cengiz Orhonlu, Osmanlı Türklerinin Kıbrıs Adasına Yerleşmesi (1570–1580), in: Milletlerarası Birinci Kıbrıs Tetkikleri Kongresi (14.–19. Nisan 1969), Türk Heyeti Tebliğleri, Ankara 1971, 91–104, hier: 91f.

[29] Vgl. Halil Fikret Alasya, Kıbrıs Tarihi ve Kıbrısta Türk Eserleri, Ankara 1964, 68; Cezar, Tarih, Bd. 3, 1229–1231; Emecen, Tarih, 310.

[30] Vgl. Graf von Falloux, Leben des Papstes Pius V. Aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt, Regensburg / New York / Cincinnati 1873, 330–332.

[31] Das Bündnis wurde noch von Toskana, Genua, Savoyen, Malta, Ferrara und Parma unterstützt. Vgl. Cezar, Tarih, Bd. 3, 1235; Uzunçarşılı, Tarih, Bd. 3, 16.

[32] Vgl. Falloux, Pius V., 330–332; Kenneth, Papacy, Bd. 4, 1015f.

[33] Vgl. Falloux, Pius V., 335f.

[34] Vgl. Nicolae Jorga, Geschichte des Osmanischen Reiches, Bd. 3: Bis 1640, Gotha 1910, 151f.; Kenneth, Papacy, Bd. 4, 1015–1017.

[35] Die Osmanen hatten die Nachricht erhalten, dass sich die Verbündeten bei Kreta befinden würden. Vgl. İsmail Hakkı Uzunçarşılı, Kıbrıs Fethi ile Lepant (İnebahtı) Muharebesi Sırasında Türk Devletile Venedik ve Müttefiklerinin Faaliyetine Dâir Bazı Hazinei Evrak Kayıtları, in: Türkiyat Mecmuası 3 (1935), 257–292, hier: 261.

[36] Vgl. İdris Bostan, İnebahtı Deniz Savaşı, in: TDVİA, Bd. 22, 287f.; İdris Bostan, Pertev Paşa, in: TDVİA, Bd. 34, 235; İbrahim Etem Çakır, İnebahtı (Lepanto) Savaşı ve Osmanlı Donanmasının Yeniden İnşası Üzerine Bazı Bilgiler, in: Turkish Studies. International Periodical For the Languages, Literature and History of Turkish or Turkic, 4/3 (2009), 512–531, hier: 517; Jorga, Geschichte, Bd. 3, 151.

[37] Vgl. Stefan Hanss, Die materielle Kultur der Seeschlacht von Lepanto (1571). Materialität, Medialität und die historische Produktion eines Ereignisses, Würzburg 2017, 19. Die Schlacht fand mehr als 70 Kilometer westlich von Lepanto (ht. Nefpaktos) statt. Deshalb werden in frühen Drucken als Austragungsort auch die Insel Curzolari oder die Echinaden angegeben. Später setzte sich die Bezeichnung „Seeschlacht von Lepanto“ durch. Vgl. Harriet Rudolph, Lepanto. Die Ordnung der Schlacht und die Ordnung der Erinnerung, in: Horst Carl / Ute Planert, Hg., Erinnerungskulturen vom 14. bis zum 19. Jahrhundert: Träger – Medien – Deutungskonkurrenzen, Göttingen 2012, 101–127, hier: 114f.

[38] Vgl. Bostan, „İnebahtı“, 288; Kenneth, Papacy, Bd. 4, 1058f.

[39] Laut Hammer waren es insgesamt 150 Galeeren und acht Galeassen. Vgl. Hammer, Geschichte, Bd. 3, 599.

[40] Vgl. Çakır, İnebahtı, 520.

[41] Cezar wirft Hammer vor sich beim Datum des Vertrages geirrt zu haben, mit dem Vorwurf, er habe das Datum aus anderen europäischen Quellen übernommen. Seiner Überzeugung nach müsste der Vertrag aufgrund von einer Mühimme-Eintragung am 18. April 1571 abgeschlossen sein. Es befindet sich aber im Österreichischen Staatsarchiv eine Kopie des Friedensvertrages mit dem angegebenen Datum. Vgl. Cezar, Tarih, Bd. 3, 1254; HHStA, Türkische Urkunden und Staatsschreiben, 1573 März 7, 983 Z̠ī l-ḳaʽde 3.

[42] Vgl. Cezar, Tarih, Bd. 3, 1253; Hammer, Geschichte, Bd. 3, 599f.; Jorga, Geschichte, Bd. 3, 155f.; Yılmaz Öztuna, Büyük Osmanlı Tarihi, Bd. 3, İstanbul 1994, 162.

[43] Ht. Zakynthos, ist die südlichste Insel der Ionischen Inseln.

[44] Vgl. Cezar, Tarih, Bd. 3, 1253f.; Hammer, Geschichte, Bd. 3, 601f.; Jorga, Geschichte, Bd. 3, 156; Öztuna, Tarih, Bd. 3, 163.

[45] Vgl. Bostan, „İnebahtı“, 288f.; Hammer, Geschichte, Bd. 3, 602.

[46] Eine berberische Dynastie in İfrîkiye (Tunesien, Ost-Algerien & Tripolitanien) und West-Algerien, die von 1228 bis 1574 regierte. Vgl. Muhamed Razûk, Hafsîler, in: TDVİA, Bd. 15, 125ff.

[47] In einem Brief Karls V. an Ferdinand I. vom 23. Juni 1535 steht, dass der ehemalige König von Tunis, Mevlāy Ḥasan Karl V. seine Unterstützung anbot und die Wiederherstellung seines Königreiches wünschte. Karl V. war erfreut über diesen Vorschlag und ließ ihn durch seine Galeeren ins Lager bringen. Ḥasan erschien mit etwa 200 Reitern im Lager Karls V. Nach der Eroberung von Tunis wurde durch den Vertrag vom 6. August 1535 ein Tributärverhältnis hergestellt. Vgl. Bernadette Hofinger u. a., Hg., Die Korrespondenz Ferdinands I. Familienkorrespondenz Bd. 5: 1535 und 1536 / The Correspondence of Ferdinand I. Family Correspondence Vol. 5: 1535 and 1536, Köln 2015, 262; 281.

[48] Vgl. Cezar, Tarih, Bd. 2, 925f.; Emecen, Tarih, 316, Hofinger u. a., Hg., Korrespondenz, 268.

[49] Vgl. Emecen, Tarih, 316; Emrah Naki, 1574 Tunus Seferi Sonrası İspanya – Osmanlı İlişkileri ve Osmanlı Sarayındaki Gayri Resmî Müzakereci Jaime de Losada, in: Avrasya İncelemeleri Dergisi-Journal of Eurasian Inquires 7/1 (2018), 53–90, hier: 53–55; Kenneth, Papacy, Bd. 4, 1095.

[50] Vgl. Ahmet Kavas, Osmanlı Devleti’ni Kuzey Afrika’da Kalıcılaştıran Sefer: Tunus Savaşı (1574), in: Siyasal Bilgiler Fakültesi Dergisi (İSMUS) 1/1 (2016), 1–42, hier: 33.

[51] In den türkischen Quellen wird die Festung auch „Bastion“ bzw. „El-Bastiyūn“ genannt. Vgl. Cezar, Tarih, Bd. 2, 1260; Danişmend, Kronoloji, Bd. 2, 418.

[52] Vgl. Feridun Bilgin, Tunus Üzerinde Osmanlı-İspanyol Hâkimiyeti Mücadelesi (XVI. Asır), in: Elektronik Sosyal Bilimler Dergisi, Kış-2013, Cilt: 12, Sayı: 44, 181–201, hier: 195ff.; Cezar, Tarih, Bd. 2, 1260; Naki, 1574, 138–140.

[53] Vgl. Hammer, Geschichte, Bd. 3, 604.

[54] Vgl. Zeynep Tarım Ertuğ, XVI. Yüzyıl Osmanlı Devleti’nde Cülûs ve Cenaze Törenleri, Ankara 1999, 132–134.

[55] Hammer, Geschichte, Bd. 3, 616.

[56] Vgl. Öztuna, Tarih, Bd. 3, 175; Tarım Ertuğ, Cenaze Törenleri, 133.

[57] Ihre Namen waren Süleymān, Muṣṭafā, Cihāngīr, ʽAbdullāh und ʽOs̠mān. Der älteste Sohn Selīms II. war bereits 1572 gestorben. Vgl. Öztuna, Tarih, Bd. 3, 178.

[58] Da er die Hagia Sophia renovieren ließ, galt er als zweiter Gründer dieser heiligen Stätte. Zeitgenössischen Chronisten zufolge war sie „ein Ort der Anbetung, in deren Nähe es lobenswert war, begraben zu werden.“ Somit war Selīm II. der erste Sultan, der nicht auf dem Hof seiner Moschee beerdigt wurde. Seine beiden Nachfolger Murād III. und Meḥmed II. wurden auch dort begraben. Vgl. Nicolas Vatin / Gilles Veinstein, Le Sérail ébranlé. Essai sur les morts, dépositions et avènements des sultans ottomans XIVe–XIXe siècle, Paris 2003, 432f.

[59] Vgl. Öztuna, Tarih, Bd. 3, 180; Tarım Ertuğ, Cenaze Törenleri, 133–135.