[45r] [45v] [46r] [46v] [47r] [47v] [14r] N[umer]o 11. N[ummer] 4. Türki[ische] Act[en] Fasc[iculus] 56. K. 313/2 truhe MS. Anno 54 Nach 3. X. 1624. [14v] Turc[ica] Loc[us] 122. N[ume]ro 11. Relation des Hanns Jakob Kurz über seine gesandtschaft in der Türkey. 1624. [15r]

Allerdurchleichtigister, großmächtigister, unüberwindlichister römischer khayser, auch zu Hungarn× und Behaimb×khönig etc.

1 Allergnedigster khayser und herr×, waß sich in diser meiner mühesamben gesandtschafft an den großmächtigsten türkhischen kayser Murath×, den von zeit zu zeit schrifft- und berichtwürdiges zuegetragen, hab ich e. kays. May.× iedesmals, so wol durch aigne curier alß durch schreiben über Venedig×, noch längs allergehorsambist erinert und dannenhero für unnoth erachtet, solches alhie abermallen der läng nach verdrießlich zu widerholen, sondern hab solliches alles zu verhietung e. May.× unnotwendigen behelligung allain khürzlich recapitulirn und nochmallen das ienig, so ich under diser verrichtung e. May.× zum besten meiner ainfalt nach observirt, zu deroßelben allergnadigsten nachrichtung unnd eines khünfftigen gesandten besserer information allergehorsambist anhengen wöllen.

2Unnd bin ich zwar, nach dem ich den 13. Julii anno 1623 von Wien× verraist, wegen richtigmachung allerley difficulteten und sonderlich des sichern [15v] gelaids halber in die siben wochen lang zu Comorrn× stilgelegen, auf e. May.× allergnedigsten bevelch aber den 4. September von dannen aufgebrochen, unnd, nach dem ich von dem begh zu Gran× dem gebrauch nach übernomben worden und ihme das verordnete present zuegestelt, den 7. selbigen monats zu Ofen× ankhomben; alda ich noch überantwortung des dem visir× aldorten deputirten presents, alles das ienige, so mir in meiner instruction anbevolhen worden wegen staiffer erhaltung beständigen fridens und ruhiger nachparschafft, nicht passirung der ienigen Türkhen und Tartarn, so etwan dem fürsten in Sibenbürgen× zum besten und zu abbruch des fridens versamblet sein möchten, auch (weillen baiderseits vil schwäre khlagen von den gränzern einkhomben) wegen verordnung einer comission, dardurch einem und dem andern remedirt werden möchte, noch längs und auf das beweglichiste fürgebracht. Auch zu mehrern nachdrukh ihme, visir×, seinem kihaya ×, dem muffti×, , und andern officirn e. May.× mir mündlich gegebenen bevelch nach etwas [16r] von gelt verehrt, wie solches in meiner übergebenen raittung ordentlich specificirt worden. Hierauf mehrgedachter visir× aigentlich versprochen, nicht allain seines thails guete, fridliche nachparschafft zu halten, sondern auch beweglich auf Constantinopl× zu schreiben, damit der friden becräfftigt und steiff erhalten, auch e. May.× feinden khein hülf oder beystandt gelaistet werde. Der comission halber lasse er ihme solliche auch nit zu wider sein, er bedörfe aber hierzue ein vollmacht von Constantinopl× auß, die solle ich zu meiner hineinkhonfft aldorten sollicitirn.

3Mit disen und andern gueten vertröstungen, so ich e. May.× dazumallen von dort auß noch längs berichtet und mit loßlassung etlicher gefangenen bin ich von Ofen× abgefertigt worden und hab meinen weg ferrers nach Grichischwaissenburg× genomben, alda ich 22. dits, Gott lob, glükhlich ankhomben. Weilen ich aber underwegs thails selbs gesehen, thails glaubwürdig erfahren, das zimblich vil kriegsvolkh auß underschidlichen sangiacharen den ungerischen gränzen [16v] zueziehe, alß hab ich dem visir zu Ofen× durch schreiben seiner zuesag ermahnet und inständig gebetten, solches volkh e. May.× zu nachtail kheines wegs durchzulassen. Hab ihme auch under sollicher und etlichen andern condittionen (khrafft von e. May.× habender macht und mündlichen bevelchs) die bewuste obligation zuegeschikht, welliche e. May.× nit allain allergnedigist ratificirt, sondern auch alberait mehrern thails entrichtet haben, ungeachtet die condittiones nit allerdings erfült worden.

4Es haben aber e. May.× hierinnen ganz löblich in höchstvernünfftige consideration gezogen, das solliche ihr liberalitet in das khünfftig bey diser persohn, daran für dißmalen fast ainig und allain das heraussige gränzwesen gelegen, vil werde früchten und nuzen khinden, und das er destwegen, das thails des türkhischen volkhs dem Sibenbürger ×zuekhomben und von ihne, visir×, nit aufgehalten worden, nit gar ein unerhebliche entschuldigung fürwenden khan, das er nämblich gleich zur selbigen zeit masul und an seiner stat ein anderer verordnet worden, dahero er dem Ibrahim passa × [17r] mit seiner authoritet nit contrapesirn und das volkh, wie er villeicht sonsten gethan hette, nit aufhalten khinden, wie mir dan underwegs die zeitung seiner absezung und bald darauf die wider confirmirung seiner person mit niderhauung des neu deputirten visirs zuekhomben, welliches alles ich e. May.× alßbald gehorsambist berichtet hab. Einmal ist wissendt, das er, visir×, mit seinen underhabenden fuesvolkh gedachten Sibenbürger× nit verhülflich sein wollen, welliches ihme dan an seinem vorhaben in mehrweg verhinderlich gewest ist.

5Zu Grichischweissenburg× hab ich die wunderliche veränderung der persohn des türkhischen kaysers×, in deme ein so wichtiges werkh also still und ruhig abgangen, vernomben, und derentwegen, auch wegen umbfertigung meiner credenzschreiben auf des iezigen khayser Murath× persohn e. May.× einen eylenden curier zuegeschikht, wellicher aber so lang außgebliben, das ich schier dardurch in grosse ungelegenheit gerathen wäre. Dan alß ich entzwischen meine raiß allgemach fortgesezt und zu Constantinopl× den 9. Novembris anno 1623, [17v] Gott lob, glükhlich ankhomben und dem gebrauch nach mit aller ehrerbiettung so wol von den Türkhen alß den anweßenden ambassadorn, welche mir ihro leuth entgegen geschikht, einbeglaitet worden, hab ich etliche tage lang auf den curier mit den umbgefertigten schreiben mit schmerzen gewartet, und alß er nicht erscheinen wolte und ich derentwegen muethmassen khündte, das ihme villeicht etwas underwegs zuegestandten sein müeste, auch nit pro reputatione war, das main audienz bey dem sultan× so lang solte aufgeschoben werden, hab ich mich nottwendig resolvirn müessen, den bey mir habenden brief an sultan Mustafa× aufs beste alß müglich zu verändern, des iezigen sultans× nahmen hinein zu flikhen und zu spargirn, das mir solliches schreiben von e. May.× über Venedig× zuekhomben. Es hette mir aber solliches bald mehr geschadet alß genuzt, weilen die Türkhen begert, ich solt in der audienz baide schreiben, so wol das an sultan Mustafa× alß an den iezt regierenden sultan× übergeben. Dahero ich dan in grossen ängsten gestanden, aber darauß mit ankhonfft des curiers, so noch alberait angestelter audienz bloß zwen tag, ehe dieselbe effectuirt worden, beschehen, Gott lob und dankh, erledigt.

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6Zue dißer angst und sorg ist mir noch ein andere nit vil geringere zuhanden gestossen, das sich nämblich die Türkhen verlauten lassen, weillen die bey mir habende present nit für den iezigen, sondern den vorigen sultan Mustafa× deputirt, auch gemelter Mustafa× in zeit seiner regierung von e. May.× mit kheinem gesandten und present besuecht worden, alß werde billich sein, das dise verehrung in seinen nahmen empfangen undt für den iezt regierenden× ein anders present von e. May.× verordnet werde, welliches von der consequenz des unkhostens und aufhaltung meiner audienz wegen ein sehr beschwärliche und schädliche sach gewest wäre. Dannenhero ich allerhand bewegliche persuasiones und erhebliche rationes in contrarium fürgewendet, weilen aber dieselben bloß und allain bey des Türkhen gemeiniglich wenig früchten, alß hab ich mich resolvirn müessen, das bey mir habenden present mit etlichen stukhen guldenen tobin, samet, atlaß und scharlach zu verbessern, darmit ich ihnen desto mehr das maul gestopfet, weilen gemainiglich der sultan× seinen officirn im serraglio bewilliget, dergleichen sachen under sich [18v] außzuthailen. Und hab dessen umb so vil desto weniger bedenkhen gehabt, wailen ich glaubwürdig berichtet worden, das fast alle e. May. gesandten ihre mithabende present zu Constantinopl× mit etwas verbessert undt also hierdurch von mir einen grossen inconvenienti begegnet und demnach khein neurung begangen worden. Die außgab ist in meiner übergebenen raittung specificirt, und hoffe daran nit unrecht gethan zu haben, weilen hierauf mein audienz mit haltung des pankhets in divan und außthailung viler cafftan e. May.× ganz reputirlich abgangen und iederman die anßehnlichen present, auch den apparatum, mit welchen e. May.× gesandter aufgezogen, fast gelobt und von dero königreich und länder wolstandt einen gueten conceptum gefasset hat.

7Zu Constantinopl× hat mich gleich anfangs das unglükh getroffen, das ihme iederman mit meiner ankhonfft guldene perg imaginirt und verhoftt hat, dannenhero ich nit allain deren dem visirn und muffti× verordneten presenten bald loß worden, sondern auch wegen vilfeltiger mutationen der officir unglaublich vil uhren, pecher, zeug zu klaiden und derglaichen verschenkhen [19r] müessen, welliches ich aber also zu e. May.× verschonung angriffen, das ich dergleichen sachen, von deme, so ich an meinen monatlichen deputat und der Türkhen zwar sehr schlechtlich gerichten tayn oder underhaltung ersparen khinden, zu weg gerichtet und e. May.× in khaine raittung, ausser der gar groben posten, so ich nit hette erschwingen khinden, eingebracht. Wie dan, ob Gott will, ainiger vorthail oder aigennuzigkheit in meiner raittung nicht erscheinen würdet.

8Zu deme ist dazumal, alß ich zu Constantinopl× ankhomben, der Ali passa×, so hernacher strangulirt worden, grosse visir gewest, ein sehr geiziger und geltgieriger man, wellicher alle mitl und weg gesuecht, grossen reichtumb zu samblen. Der ist mit dem ihme von e. May.× wiewol an ihm selbst gar ansehnlichen present nit zufriden gewest, mit vermelden, was er mit dem übergulden messing (die uhrn vermainend) anfangen solle. Es seye alzeit der brauch gewest, das den grossen visirn ansehnliche gelt present ad partem hineingeschikht worden, dahero ich dan ein guete zeitlang bey ihme khein rechte audienz oder aigentlichen beschaid bekhomben [19v] khinden. Wie er dan auch die abfertigung des Mutafaraga× und die außfertigung der plenipotenz an den visir von Ofen× mit vielen difficulteten verwirret, biß ich mich resolvirn müessen, ihme mit einem present von 5.000 tallern, welliches in vermanglung gelts, wailen mir der von e. May.×, so allergnedigist verordnete wexl so lang über die zeit außgebliben, ein schöne, mit perl und edlgestain gestikhte zapra gewest, entgegen zu gehen. Darauf dan die expedirung des Mutafar aga× und die corrigirung der plenipotenz darinnen, sonsten viel inconvenientia einkhomben wären, erfolgt.

9Des türkhischen kaysers× chiaus bassi, Ali aga× genandt, so auch beynebens des visirs zu Ofen× agent an der Porten ist, hab ich gleich zu meiner ankhonfft umb willen ich befunden, das er schon ein lange zeit profession gemacht, ein freundt des fridens zu sein und vil guets darbey praestirt zu haben. Sonderlich aber, weil ich vermerkht, das er bey dem grossen visir× alles in allem gewest und auch alle andere, dazumal bey hof sich befindende visir (dan der iezige kaimekam Iurgi Mehemet×, so passa zu Canisa× gewest und der heraussigen sachen erfahren ist, selbiger zeit masul war) wegen [20r] ihrer verwunderlichen unerfahrenheit in den heraussigen gränz sachen seine informationes sehr hoch gehalten, 2.000 taller paar gelt verehret, der mainung, er sich darmit solle contentirn lassen. Aber es ist glaich gewest, alß ob ich ihme zwen khreüzer geschenkht hette, dan er vermeldet, er sey schon ein so lange zeit hero in e. May.× diensten bemüehet gewest und derselben ksl. liberalitet vertröstet worden, das er nit glauben khinde, ihme e. May.× nit ein mehrers verordnet haben solte. Dannenhero ich auch vermerkht, das er meine negotia, welliche alle durch seine händ gegangen, so wol auch die heraußschikhung der comandamenten, wegen abforderung der eingefallenen Türkhen, angefangen zu sperren und den sibenbürgischen practichen das gehör zuverleihen. Und bin demnach unumgänglich verursacht worden, ihme noch 8.000 taller in e. May.× nahmen zu versprechen, und weilen er die bürgschafft wegen der obbesagten dem grossen visir× gegebenen zapra über sich genomben, ihme ein verschreibung per [20v] 13.000 taller einzuhendigen.

10Wil nit vernainen, das dise zwey posten mit ainem wenigern gelt hetten khinden gericht werden, wan mir der von e. May.× so mildtiglich verordnete wexl zu rechter zeit zuekhomben und also paar gelt wäre vorhanden gewest. Weilen aber die Türkhen auf die vertröstungen und verschreibungen gar wenig, ja schier gar nichts halten, so hat die summa desto grösser sein müessen, und hat die saumbseeligkheit der kaufleüth e. Mt.× dißfals umb etlich tausent taller gebracht. Wie ich dises und vilmehr andere uhrsachen, so mich zu gegenwertiger außgab bewegt, e. Mt.× in meinen schreiben vom 26. Januarii anno 1624 noch längs außgefürt und sie darüber solche mein handlung allergnadigist approbirt und guetgehaissen, ich auch alßbald nach empfahung des wexls noch vor meinem abraisen von Constantinopl× dise schuldt bezahlt, meinen schuldtbrief widerumb an mich gelöst und in meiner raittung die außgab gebührendermassen eingebracht hab.

11Hierdurch hab ich e. May.× und dem friden an disem [21r] Ali aga× verhoffentlich eine guete beständige freundt gemacht, welliches dan wol vonnötten gewest (da man anderst frid und nit krieg begehret), weilen die alten freund des fridens nunmehr alle gestorben, oder masul seind und e. May.× kheinen ainigen rechten confidenten an der Porten gehabt, dessen aber würdt sich ins khünftig e. May. resident× und nachvolgende gesandten verhoffentlich nuzlich zu gebrauchen und ihre zueflucht in ainem undt andern bey ihme zu suechen haben.

12Wie er dan den muffti× sambt allen visirn dahin disponirt, das sie alle fast auß einem mund mir iederzeit auf mein bewegliches lamentirn wegen des beschehenen einfals undt begerte erclärung, wessen sie des fridens halber aigentlich gesinnet, dißen beschaid (wie ich e. May.× alberait zum öfftern allergehorsambist referirt) gegeben: Es sey bemelter einfal ohne wissen und bewilligung der Porten beschehen, und dem sultan sehr laid; die eingefallene Türkhen sollen alßbald durch ernstliche commandamenti abgefordert und dem visir zu Ofen× solliches hinfüro nit mehr zugestatten, anbevolhen werden. Auf mein begehren wölle man gedachtem visir× ein plenipotenz geben (wie dan [21v] beschehen) eine comission anzustellen und sich zu beflissen, damit der verlezte friden widerumb ergezet und in volkhombenen standt gebracht werde. Und mues ich gedachten visirn bey der Porten dise zeugnus geben, das sie ihr erbietten ein werkh bißhero erzaigt, weilen under wehrender meiner aufhaltung zu Ofen× der visir× aldort öffter alß einmal von der Porten bevelch bekhomben, sich des fridens mit e. May.× nach müglikheit zu befleissen.

13Alß ich mich auch beclagt, das ich vernomben, wie das offtbenanten visir zu Ofen× anbevolhen worden sich zu bemüehen, das der iezt stehende friden auf der Türkhen seiten in mehrweg verbessert, sonderlich aber von e. May.× järlich ein genandte summa gelts, wie zu sultan Sulimani× zeiten beschehen, nach der Porten solle geschikht werden, welliches dan e. May.× kheines wegs eingehen wurden, ist mir von allen einhellig zur antwort erfolgt, es sey zwar nit ohne, das dem visir zu Ofen× dergleichen anbevolhen, es sey aber kheinen verbotten, sein hail zu versuechen und das ienig, so er ihme fürstendig zu sein erachtet, zu begehren. Gedachter visir× aber haben beynebens außtrukhlichen bevelch (in fall e. May.× dißes, ihres erachtens bestendigiste mittl den friden in ewigkheit zu erhalten wider [22r] verhoffen nit eingehen wolten), den ieztstehunden schitwatorokhischen friden in allen seinen etacchulen zu confirmirn, zu bestättigen und hinfüro steiff und unzerbrochen zu halten, weil des sultans× aigentliche intention sey, frid und guete nachparschafft mit e. May.× gleich baiderseits vorfahren zu continuirn. Da ich aber in anßehung der coniunctur, weilen gleich umb dieselbige zeit der könig in Persia× Babiloniam× eingenomben, man auch von den rebellischen Abasa× allerhand spargirt, ihnen, visirn, die unbilliche occupirung der pläz Lippa× und Waizen× p. zu gemüet gefürt undt derentwegen derselben restitution zur anzaig einer aufrechten inclination zum friden begehret, hab ich bey ihnen nichts alß ein unfundirte mainung, das ihnen solche örter ja wol noch mehrer billich zuestunden, befunden und da sie von mir also convincirt worden, das sie nit antworten khindten, haben sie das ganze werkh auf ihr gewonliches refugium, den visir von Ofen× und die vorstehende comission geschoben, deme ich (weilen an ihm selbst nit ohne das dergleichen sachen zur comission gehörig) nottwendig acquiescirn müssen. Der niderraissung der palankhen halber ist wegen grosser [22v] unwissenheit ainige meldung beschehen und ich bin deßwegen ganz unangefochten verbliben, würdt aber bey der comission besorglich wol herfür khomben. Wegen billicher restitution der neulich zugefüegten schäden und liberirung der gefangenen, hab ich den schrifftlich erlangten beschaid e. May.× neben meinen bericht undern dato des 26. Februarii anno 1624, zuegeschikht und ist mir unbewust, was sie sich deßwegen ferrers werden entschlossen haben. Khan villeicht die notturfft bey vorstehender comission gleichfals movirt werden.

14Weil ich nun haubtsorglich gesehen, das alles das ienige, was mir zu Constantinopl ×zu verrichten anbevolhen gewest, nämblich die überraichung der present, lamentirung wegen des einfals, sollicitirung der plenipotenz für den visir von Ofen× wegen erhaltung des fridens und verordnung der so offt begerten comission durch mich alberait, so guet es die zeit und gelegenheit erduldet, vollendet worden, das sich auch der grossen unerfahrenheit halber niemand mit mir in einige, den friden betreffende handlung einlassen wollen, sondern alles auf den visir von Ofen× verschoben worden, hergegen aber ich der fast täglichen veränderungen der ministren halber immerdar grossen unträglichen außgaben underworfen [23r] und mit ofener hand da sein müessen, das auch e. May.× bestelter resident deroselben noch übrige negotia gleich so wol und mit vil geringeren unkhosten (weilen ein uhr von ihme mehr alß von einem gesandten 1.000 taller geschäzt würdet) verrichten khinde, geschweigendt des schwären unkhostens, so mir bey der grossen iezigen teurung zu Constantinopl× aufgangen, alß hab ich mich resolvirt, meinen abschid von dannen gebührender massen zu begehren, wellicher mir auch, so bald man mit den nottwendigen fuehren aufkhomben khinden, mit erthailung einer ansehnlichen audienz bey dem sultan× sambt dem abschid banchet im divan undt raichung vieler cafftan gegeben worden.

15Vor meinem verraisen zu Constantinopl ×ist mir der so offt gewüntschte wexl aber sehr zersträct undt zizelweiß, auch für die vertröste summa der 30.000 taller mehr nit alß 16.065 ducaten, so ie zwen ducaten per drey taller, wie sie dazumal gangbar gewest, gerechnet, nuer 24.097,5 taller bringen und solliches in dermassen [23v] schlechter münz und mit so grossen vortheil der kaufleith zuekhomben, das da mich nit die eüßeriste noth darzue getrungen, ich denselben wol gar nit angenomben hette. Ich hab mich aber beflissen, solliches gelt, so vil müglich gewest, ohne verlust hinaußzubringen und zu e. May.× nuzen und reputation anzulegen. Wie ich dan des Ali aga× schuldt obbesagter massen bezahlet und darmit den zerfalnen credit erhalten hab und dise 24.097,5 taller völlig in meiner raittung in empfang nimbe, wo die ubrigen 5.902,5 taller hinkhomben, werden die kaufleüth, durch welche diser wexl gericht worden, destwegen zu antworten wissen. Von disem gelt hab ich dem Giovanni Paulo Damiani× in ansehung er ein so geraume zeit mit dem ihme hineingeschikhten, thails auch nit zu recht überliferten gelt (wie er deßwegen seine notturfft selbsten mit mehrern anbringen würdet), ie ainmal nit außkhomben khinden und sich derenthalben tüef in schulden stekhen müessen, das ich auch verspüret, das er ihme e. May.× dienst, so vil sein sufficienz immer ertragen, besten und getreuesten fleißes hat lassen angelegen sein, und alles was ihme durch [24r] mich von e. May.× wegen zu verrichten anbevolhen worden, iederzeit ganz willig und embsig über sich genomben, auf sein inständiges anhalten, und weilen er sonsten von Constantinopl× nit wekh khönen, sondern ie länger ie mehr in schulden, darumben e. May.× nochmallen wären behelliget worden, eingeruemen wäre, 750 taller dargegeben. Die mögen zu seinen vorigen empfängen geraitet und er noch gestalt derselben zu ergözligkheit seiner gelaisten müehsamben und gefärlichen dienst von e. kays. May.× ins khünfftig (darumb ich dan selbsten allergehorsambist bitte) allergnedigist bedacht werden.

16 E. May.× iezigem residenten Lustrier ×hab ich auf sein vilfeltiges begehren, und weilen die zeit darauf er vor seinem von Wien× verraisen die underhaltung empfangen alberait fast verflossen gewest, 500 taller dargegeben, damit er sich biß auf e. May.× ferrere verordnung (darumben er dan ganz gehorsambist bittet) desto besser gedulden khönne. Solliche mögen zu seinem empfang auf die underhaltung, so ihme von der hochlöblichen hofcamer vor seinem verraisen erlegt worden undt 3.300 taller gewest, verzaichnet und [24v] ihme ins khünfftig abgezogen werden. Gedachter Lustrier× hat auch von mir begehrt, ihme e. May.× tulmätsch, Josepho Barbato Arabo×, zu hinderlassen, und ich hab solches für ein notturfft erachtet. Weilen aber gedachter Arabo× etwas in abschlag seiner besoldung begert, hab ich ihme 124 taller deßwegen eingehendigt und so wol diser alß der zwo obstehunden posten halber bey meiner raittung gebürliche schein beygelegt: khinden ihme demnach solche 124 taller an seiner besoldung für empfangen zuegeraitet werden. Disen Josepho× hab ich die ganze zeit über in seinem dienst fleißig und sonsten auch still und eingezogen befunden, also das mir nit zweifelt, er werde (zu deme er anyezo sich in der türkhischen sprach und sonderlich in schreiben zu perfectionirn guete gelegenheit hat) e. May.× einen getreuen und nuzlichen diener abgeben, derowegen ich ihme deroselben allergehorsambist bevilhe. Diser drey geltsposten halber hab ich darumb alhie meldung gethan, weilen sie aigentlich nit für außgaaben zu raitten, sondern denen persohnen, so sie empfangen, abgeraitet undt also e. May.× widerumb zu nuz gebracht werden khinden, [25r] damit die hochlöbliche hofcamer derentwegen die gebürliche information (deren dises per extractum communicirt werden khan) erlangen möge.

17Ferrers, allergnedigster kayser und herr, so bin ich vor meinen verraisen von allen den dazumal anwesenden ambassatorn (wie zuvor zu meiner ankhonfft beschehen) mit aller ehrerbiettung visitirt und ganz inständig gebetten worden, sie e. May.× allergehorsambist zu befelhen. Hab in grundt verspürt, das der französische nahmens le baron de Cesy× iederzeit mit e. Mt.× ministris begehrt hat, guete correspondenz zu halten und nit underlassen, wo es die gelegenheit gegeben, allerhand guete officia zu praestirn, dannenhero ich ihme solliches gegen e. May.× zu rühmen versprochen. Der englische cavaglier Tomas de Roe× hat sich eüßerlich im anfang sonderlich gar affectionirt erzaigt, wie er dan vermeldet, er habe von seinem könig× bevelch, mit mir in negocio pacis für einen man zu stehen, inmassen ich e. May.× vor disem allergehorsambist berichtet. Auf die lezt aber und nach dem schluß des parlaments in Engellandt× hat er sich etwas khälter erwisen, doch [25v] nicht das ich einige widerwertige officia in grund verspüren khinden. Dannenhero meines gering füehigen erachtens e. May.× baiden disen ambassadorn dise gnad erzaigen möchten, das sie dieselben mit einem allergnädigsten dankhbriefl zu continuirung der gewönlichen devotion und affection ermahnen thäten. Der venedische bailo, herr Giorgio Iustiniani×, ist e. May.× bekhandt, weilen er unlängst bey deroselben der Republica× ambasciator gewest. Khan anderst nicht sagen, alß das er mir allen gueten willen mit fortfürderung der schreiben über Venedig× und anderwerts erzaigt, khan auch nit glauben, das er proprio motu, es werde ihme dan außtrukhlich anbevolhen, so böse officia praestire, alß man darfür halten wöllen, weilen er sich e. May.× hochverobligirt und dero hochlöblichisten hauß sehr affectionirt erzaigt. Demnach er sich aber nit lang mehr zu Constantinopl ×aufzuhalten, so würdet unnoth sein, ihne mit ainem schreiben zu begnaden. Dem holländischen gesandten Cornelio Hagii× hab ich offtermals und zimblich teutsch die warheit gesagt, weil ich befunden, das es die notturfft erfordert. Dem manglen aber nit außreden und wil in seinem [26r] sin ganz unschuldig sein. Nichts desto weniger bin ich mit e. May. residenten× verbliben, das er auf seine practichen fleißig acht haben und demselben nach müglikheit begegnen würdet.

18Und weilen mir mein instruction ferrers anbevilhet, mich vor meinem verraisen zu informirn, welchermassen khrafft des 10. articls der wiennerischen fridens prolongation ein freye navigation under e. May.× vexillo auß dem reich und disen landen nacher Levante× möchte angestelt werden, alß hab ich mir solliches schuldigermassen angelegen sein lassen und befunden, das dan sonderlich der friden anyezo, wie zu hoffen, wider restaurirt würdet, es der Türkhen halber ainiges bedenkhen, sondern sie es wegen vermehrung ihrer zoll und einkhomben nuer gar gern sehen wurden. Allain ist es darumb zuthuen, damit sich heraussen die khaufleuth darumb annämen: Khündte demnach von hof auß etlichen seestätten dise vermög der fridenscapitulation ganz richtige freyheit intimirt und ihr weitere erclärung darüber vernomben werden. So möchten sich villeicht wol auch wiennerische und andere am Donaustromb× sizende kaufleüth finden, welche in ansehung das ermelte Donaustrom× [26v] nit mehr alß drey tag raiß weit von Constantinopl× in das Schwarze Möhr× rinnet und von dannen terra a terra biß in den constantniapolitanischen canal× zu fahren guete gelegenheit sich underfiengen, under e. May.× fahnen und des visirs von Ofen× patenten mit allerlay dort drinnen angenomben wahren zu wasser hinein und mit türkhischen wahren hergegen zu landt, durch mitl der ordentlichen caravanen widerumb herauß zu handlen. Da man nun dergleichen leüth versichert, wäre dem kays. residenten× unschwär die übrigen beraitschafften, so wol an der Porten alß andern nottwendigen orthen, in würkhlichen gang zu bringen. Und würdet es zwar sonsten anyezo mit den christlichen kaufleüthen auß underschidlichen königreichen und landen zu Constantinopl× also gehalten, das iedes ankhombendes schif dem türkhischen kayser× von 100 fünf und dem pottschaffter aldort alß seinem schuzherrn, wie auch denen an andern scalen und meerporten residirenden consulibus, zwey per cento zu entrichten schuldig, bey wellicher angebür es auf khünfftigen fall mit denen under e. May.× protection und fahnen fahrenden schiffen glaichsfals verbleiben müesten und khundten. [27r] So dann nach gestalt der schiffarthen an gelegenen orthen consules und officir durch den kays. residenten× der notturfft nach bestellet werden, wellicher, auch wan dises werkh in schwung khäme, durch solches mitl seiner underhaltung ohne der hofcamer entgelt überflüssig khündte fähig werden.

19Weitters hab ich mich anbevolhener massen erkhundigt, was es für ein beschaffenheit mit ihrer durchlaucht der großherzogin von Florenz× vom F[rater] Antonio Barilli ×angegebenen present haben möchte und befunden, das solliches zu Alepo×, nit waiß ich auß was noth oder ursach, versezt und hernacher gar distrahirt worden, deßwegen dan die ienigen, denen es anvertraut worden, ihrer durchlaucht× werden rechenschafft zu geben wissen. Ist gleichwol empfangenem bericht nach nit also beschaffen gewest, das ich mich dessen in e. May.× nahmen hette sollen annemben.

20Lestlich hab ich nit underlassen, an gehörigen orthen die gegensendung eines türkhischen pottschaffters mit presenten an e. May.× in ansehung, das ungeacht der in der capitulation gesezte termin nit verloffen, iedoch ein neuer khayser× ins regiment khomben, zu begehren. Es ist aber hierauf khein andere resolution, alß das man zu rechter zeit die [27v] gebür in acht nemben wölle, ervolgt und ist wol zu erachten, das von außgang der vorstehunden comission hierinnen nichts werde fürgenomben werden. Hab also dise sollicitatur neben allen andern geschäfften e. May. residenten×, welchen ich vor meinem verraisen überal introducirt und aufs beste recomendirt, überlassen. Der würdt den übrigen ervolg in ainem undt andern nach und nach alles fleißes berichten. Es würdet aber besserer gewißheit halber villeicht nit unrathsamb sein, bey iezt besagter vorstehenden comission dahin zu trachten, damit die Türkhen verobligirt wurden, mit khünfftiger abordnung eines gesandten die ersten zu sein.

21Unnd also bin ich, demnach ich mich zu Constantinopl× siben monat und etlich tag lang aufgehalten, in Gottes nahmen den 17. Junii diß 1624 jars von dannen aufgebrochen und am heraußraisen durch einen chiausen beglaitet und überal mit aller ehrerbiettung empfangen, und wo soldatesca vorhanden gewest, von derselben begegnet und einbeglaitet worden. Underwegs ist mir der zu Wien× geweste Mutafar aga× sambt meinem mit ihme hinaußgeschikhten curier Peter Crabaten× begegnet, wellichem Türkhen ich das kays. schreiben an den sultan zuegestellet, doch mit bevelch solches ohne des Lustriers× wissen und disposition nit zu überantworten, wie dan beschehen, und ist bey sollicher überantwortung e. May.× authoritet gebührender massen in acht genomben worden. Die übrige expedition alle hab ich gedachten Lustrier× bey ermelten curier× zuegeschikht. Der würdet e. May.× gnedigsten bevelch wegen begehrung der zuegefüegten schäden, auch restitution und liberirung der hinwegkh gefürten gefangenen an meiner statt nachkhomben gleich wol alß ich; besorge nichts verrichten, dan alles auf die vorstehunde comission würdet geschoben werden.

22Meinen aufbruch von Constantinopl× hab ich e. May.× von Sophia× auß durch einen aignen allergehorsambist zu wissen gethan und bin darauf fortgerukht undt den 6. Augusti, Gott lob, glükhlich und wol zu Ofen× ankhomben, alda ich thails ehrerbiettung, thails ostentation halber mit der ganzen damals anwesenden soldatesca einbeglaitet worden, welche zwar järlich umb selbige zeit sich pfleget zu Ofen×, wie sie reden, alla custodia di Buda× zu versamblen, aber nit so starkh alß dises jahr, [28v] auß ursach, das die Türkhen wegen e. May.× ansehnlichen verfassung einen verdacht geschöpfft und dannenhero etlichen beglerbeghen und gubernatores extraordinarie anbevolhen, sich dorthin zu verfüegen. Ich bin aber so wol an der Porten von dem grossen visir× im offentlichen divan alß auch von dem visir zu Ofen× sincerirt undt assecurirt worden, das wan nuer unser seits nicht ursach darzue gegeben werde, e. May.× sich destwegen ein wenigsten nichts zu befahren haben, wie sich dan solliches von disem in underthenigkheit zu berichten nit underlassen.

23In der ersten, bey dem visir zu Ofen× auf dißmal gehabten offentlichen audienz hat er sich mit sehr beweglichen worten des jüngst bey Pentelin× seinen fürgeben nach von dem unßrigen beschehenen einfals und angriffs mit hinwekhführung, so wol der soldatesca bezahlung alß seiner selbst aignen sachen, item des unaufhörlichen, seinen sag nach von den unßrigen beschehenden straiffens auf das hefftigste beclagt, mit vermelden, das er die soldatesca, so sich zu rechen begehre, mit harter mühe aufhalten khinde. [29r] Hat demnach an mich gesunnen, ich solle e. May.× dessen mit aignen curier berichten und dero resolution sambt der gebührenden satisfaction zu Ofen× erwarten.

24Obwollen ich mich nun hierüber mit der unwissenheit, was bißhero in dißer sachen gehandlt worden und wessen sich e. May.× darüber erclärt hetten, entschuldigen wöllen, und demnach begert, unaufgehalten fortzupassirn, so hat doch anders nichts khinden erhalten werden, alß das sich der visir× des andern tags hernach in einer gehaimben audienz erclärt, er habe der anwesenden soldadesca halber, damit sie ihn nicht für gar zu parteisch halten, so beweglich reden müessen. Verhoffe aber, e. May.× werde der billigkheit nach die gebührende satisfaction ervolgen lassen. Mein fortraisen betreffent soll ich e. May.× mein ankhonfft nach Ofen× zu wissen thuen, und wan ich von deroselben darüber werde abgefordert werden, wölle er mich so dan wider mainen willen nit aufhalten. Welliches alles ich e. kays. May.× bey aignen curier× under den 10. Augusti noch längs berichtet undt allergehorsambist gebetten, mich wegen meiner alberait über ein ganzes jahr außgestandenen beschwärlichen leibsschwacheit diser pürden zu entledigen und auch vieler [29v] andern wichtigen uhrsachen halber mit kays. gnaden abzufordern. Wiewol mich nun e. kays. May.× diser meiner allergehorsambsten bitt mit kays. gnaden gewehret, auch nochmallen alle mitl fürgewendet, dardurch mein eheundiste erlassung und heraußkhonfft hette mügen befürdert werden, dessen ich mich wol gewißlich allergehorsambist zum höchsten zu bedankhen habe, so hat doch solliches alles so vil nit würkhen khönen, das mich besagter visir× ehunder alß drey ganze monat nach meiner ankhonfft nach Ofen× hette entlassen wöllen, dessen er zwar vielfeltige und underschidliche ursachen fürgewendet, es hatte sich aber lestlich in effectu befunden, das ihme umb anderst nichts zu thuen gewest, alß das er verhofft bey vorstehender tractation disen vortl zu haben, das er einen kay. oratorem in seiner gwalt und handen hette, dardurch er sowol unsers thails allerhand intentiones zu erhalten alß sich bey der Porten groß und ansehnlich zu machen vermaint.

25Es haben aber e. kays. May.× mit deroselben höchst [30r] weisen resolution (das sie nämblich vor meiner erlаssung einigen anfang an der tractation gestatten wöllen) alle des visirs× anschläg zu nichten gemacht und die sachen dahin gebracht, das er sich mit guethaissen der ganzen, damals anwesenden soldatesca resolvirn müessen, mich numehr länger nit aufzuhalten, sondern mich auf den 7. Novembris mit gewonlicher beglait und ehrerbietung verraisen zu lassen, wie ich dan den neündten darauf nach Comorrn×, Gott lob und dankh, glükhlich angelangt. Under wehrender meiner aufhaltung zu Ofen× hat sich offtmallen die gelegenheit gegeben, mit mehrbesagten visir× meiner verrichtung zu Constantinopl× halber, so vil dieselbe die vorstehende comission betroffen, zu conferirn und ihne zu vergwissen, das ebenermassen alß e. May.× kheines wegs gesinnet, bey vorstehunder tractation das geringste von ainzigen tribut, überantwortung der vestungen oder andern beschwärlichen neuerlichen articln anzuhören, sondern sich der alten vergleich und tractationen steiff und vestiglich zu halten. Also habe ich zu Constantinopl× von dem grossen visir×, muffti× und allen andern visirn dise erclärung empfangen, das sie nichts anders begehren, [30v] wan gleich dise praetensiones von e. May.× nit zu erlangen sein wurden, alß den alten sittwatorokischen friden undt dessen hernach gefolgte erleüterung, steiff und unverbrochen zu halten und anderst nichts zu suechen, alß das baide großmächtigiste khayser in gueten friden und freundtlicher nachparschafft miteinander verbleiben mögen. Derentwegen ich dan ihme, visir×, außtrukhlich vermahnet, wan er anderst ein guete endtschafft diser comission begehre, so solle er die comissarios dahin instruirn, damit sie bey vorbesagten ungereümbten begehren nicht verharren, sondern sich der billigkheit accomodirn. So solle er hergegen des ienigen, so ihme durch mich verschriben worden, auch anderer kays. gnaden undt recompensen versichert sein.

26Welliches alles so vil gewürkht, das er sich nit allain gegen mir, sondern auch gegen herrn grafen von Althain× (wie er e. May.× dessen avisirt) erbotten, sich bey vorstehender comission alß ein freund zu erzaigen. Ich vermaine auch, er werde solliches im werkh praestirn, ausser etlicher puncten, darinnen er selbst hefftig interessirt, nämblich wegen der zu Gran× gehörigen [31r] dörfer, welche er (wiewol wider den 1616 järigen vertrag) starkh praetendirn und wegen Waizen×, zu dessen restitution er sich schwärlich würdet verstehen wöllen. Seindt also die sachen haubtsächlich, Gott lob, diser zeit also beschaffen, das e. May.× mir anbevolhenen, allergnedigsten intention nach die comission der Türkhen seits nit allain bewilligt, sondern inständig gesuecht, auch die gemüeter also disponirt worden, das da die kays. herrn comissarii×××× ihre gewönliche dexteritet, wie mir nit zwaifelt, gebrauchen und mit dem werkh fort eylen werden, aller gueter erwüntschter effectus wol zu verhoffen.

27Vor allen dingen aber ist dise zeit und guete coniunctur in acht zu nemben und kheines wegs zuezugeben, das dise tractation, es sey under was praetext es wölle, auf den früeling verschoben werde, welches der fürst in Sibenbürgen× dem visir zu Ofen× zwar proponirn lassen, ich hab ihn aber mit underschidlichen argumentirn, sonderlich aber durch seinen gewönlichen ehrgeiz und geltgeiz dahin bewegt, das er sich zu meinem verraisen [31v] gänzlich resolvirt, der comission an iezo ihren fortgang zu lassen, und derentwegen begert, die herrn kays. comissarii×××× sollen ihme alßbald die mainung wegen der zeit und des orths der zusambenkhonfft eröfnen, welliches wolgedachte herrn comissarii×××× mit hineinschikhung des Johan Paulo Damiani× alberait verrichtet und mit dessen zuruggkhonfft e. May.× alles verlaufs in underthenigkheit berichten worden.

28Und ist demnach, Gott lob, die zeit, so ich mich zu Ofen× aufhalten müessen, nicht allerdings vergeben aufgewendet worden, sonderlich dieweil ich iederzeit auf der Türkhen procedere ein wachtsambes aug gehabt und ohne rhuem zu melden, etliche noch mehr ungelegenheiten alß fürüber gangen, verhindert. Es haben auch des fürsten in Sibenbürgen×, so wol zu Constantinopl× alß zu Ofen×, alda er in meinen aldort sein drey underschidliche mal gesandten gehabt und nach meinem verraisen abermallen ein pottschafft von ihme ankhomben, ein fleißiges aufmerkhen bedörfft, wie ich dan iedesmals e. May.× der notturfft nach berichtet, aber khein aigentliche resolution bekhomben. Hab auch wegen der lestankhombenen pottschafft, weil ich derselben ankhunfft, [32r] ehe sie beschehen, erfahren, dem visir× zuegesprochen undt zu wissen begert, ob und auf was weiß er dieselbe zu vorstehunder comission zu gebrauchen gesinnet. Er hat sich aber entschuldigt, das ihme ihr anbringen damals noch unbewust, so bald er aber dasselbe werde angehört haben, wölle er destwegen mit e. May.× und den herrn kays. comissariis×××× vertreulich correspondirn, daran ich zwar etwas zweifle, es würdet aber der effectus zu erwarten und bald zuvermerkhen sein, wohin dise betlenische absendung angesehen worden. Über alles aber ist Gott zu dankhen, das der Türkhen zu Ofen× beysamben gehabtes volkh also fridlich widerumb voneinander gezogen, da ich doch iederzeit das widerspil besorget. Bey disem hat aber e. May.× resolution, in deme sie ein thail ihres volkhs gegen Vngern× marchirn lassen, das maiste gethan und hat also ein schwerdt das ander in der schaiden behalten.

29Nach dem ich nun schließlichen dermal ains den 23. Novembris zu Wien×, Gott lob, glickhlich angelangt, hab ich e. May.× so wol des türkhischen khaysers× alß des grossen× und anderer visir, auch des visirs von Ofen× freundtliche und höfliche schreiben allergehorsambist eingehendigt, die werden zu dero [32v] allergnedigsten belieben ersehen und beantwortet werden mögen p.

30Und sovil sey allerunderthenigist von dem ienigen relationirt, so sich under wehrender diser meiner legation von zeit zu zeit zuegetragen und von mir negotirt undt gehandlt worden, welliches aber maistenthails e. kays. May.× alberait vor disem und iedes zu seiner zeit durch allergehorsambiste absonderliche schreiben noch längs berichtet und von derselben, Gott lob, allergnädigst approbirt und guetgehaissen worden.

31Betreffendt das ienige, so ich dise zeit den 16 monat über dem gemainen nuzen und e. May.× diensts verrichtung zum besten observirt zu haben vermaine, wil ich solliches in meiner ainfalt alhie auf das khürzeste vermelden und zu e. May.× ferrern allergnedigisten willen und belieben diemütigist gestelt sein lassen. Unnd ist erstlich nit ohne, das da man das iezige Türkhische Reich, regiment und guberno wie es in und an ihme selbsten beschaffen betrachtet, das nämblich das höchste haubt ein junger fünfzehen järiger herr×, der sich des regiments noch der zeit wenig oder nichts annimbet, die fürnembsten erfahresten ministri in fürgangenen schwären aufruehen und seditionibus [33r] maistenthails erbarmlich umbkhomben, under den ienigen, die an derselben stat gelangt, sehr wenig, deren qualiteten ein solliche machinam zu regiren genuegsam, die soldatesca, sonderlich der janitschärn, wegen ihrer überhäufften menge in sollichem ungehorsamb undt übermueth, das man sich ohne ihren gueten willen ihrer kheineswegs zu praevalirn, der respect des ottomanischen geblüets, bey ihnen mit der barbarischen that an sultan Osmanni ×persohn sehr geschwecht und geschmelert; sie, janitscharn, mit der reitterey oder spahien in höchstem mißtrauen, baide des ein zeithero gehabten fridens halber den wollusten der stätt dermassen ergeben, das man mit augen gesehen, was für grosse mühe bey diser iezigen asiatischen expedition gekhostet, sie nuer auß den heüsern und der statt Constantinopl× zu bringen, also das auch etliche janitschärn selbsten, wie ich jüngstlich auß Constantinopl ×berichtet worden, von dem läger, weil es noch in der nähen gewest, entloffen undt ohne erlaubnus widerumb haimbkhomben, darauß abzunemben, wie sie mit dem besten nervo ihrer soldatesca versehen;

[33v]

32das ihr arsenal dermassen conditionirt, das es in ansehen der vorigen zeiten unglaublich und sie diß ja wol auch noch in ein paar nachvolgenden jahren nuer mit etlich wenig vassellen mehr zum schein alß einer rechten defension oder verrichtung außfahren khinden; daß sie hergegen mit dem persianischen krieg ieziger zeit beladen, mit den Tartarn in schwären und fast nachdenkhlichen mißverstandt gerathen, von den Cosäggen auf dem Schwarzen Meer× zimblicher massen travaglirt sind, das der rebel Abasa× (wiewol man des widerspil fürgeben) noch nit allerdings gedempfft und sich noch immerdar hin und hero in Asia× neue seditiones und unruhen erheben; das die Porten bey ihren begler begen und gubernatorn der provinzen fast allen gehorsamb verlohren und ihre commandamenta, so vil ieder wil, stimirt werden; das fast alle mit ihnen, den Türkhen, frid habende potentaten vieler schwären iniurien, not, fridbrüch halber sich auf das höchste offendirt und disgustirt befinden; das das schaidliche münz verfälschen ein zeithero bey ihnen gleichfals merkhlich eingerissen und derowegen grosse inconvenientia thails alberait verspürt worden, thails leichtlich zu muethmassen, das aller wahren und victualien precia täglich steigen [34r] und dannenhero in khürze ein nambhaffte teürung entstehen möchte; das des sultans schaz camer von dem gewesten grossen visir Mere Hussain ×fast ganz und gar außgeblündert und außgeraubt und also der fürnembste nervus belli sehr geschwächt undt außgelährt worden und was dergleichen schwären zueständt eines reichs mehr seind, die nit unbillich von den benachbarten in grosse consideration und nachdenkhen pflegen gezogen werden.

33Und demnach, wie ich oben vermeldet, nicht ohne ist, das in betrachtung aller diser nuer khurzlich erzehlten umbständt leichtlich zu schliessen, das in vielen und langen jahren die liebe Christenheit khein bessere gelegenheit gehabt hette, ihr hail zu versuechen und nambhaffte, erwüntschte progressus zu verhoffen. Was aber hergegen auch mit unpassionirtem gemüeth erwogen würdet, das der Türkhen wesen also beschaffen, das die maisten diser inconvenientien, wail alles von einem haubt dependirt, in khurzer zeit, wo nit gänzlich aufgehebt, doch gueten thails geringert werden mögen, das ihre macht so groß und der länder so vil, das ob [34v] sie gleich an ainem oder mehr orthen travagliert, werden sie dannoch an den übrigen wenigist defensive wol resistirn khinden; das der türkhische kayser× numehr bald sein selbst empfinden und das regiment in mehrweg würdet reformirn khinden; das der könig in Persia× nunmehr alt und mit seinem abgang nichts gewissers alß ein friden, deren orthen widerumb zu gewarten; das zwischen den Türkhen und Tartarn wol öfftern sich allerhand differenzen erzaigt, aber gählingen wider componirt worden; das der Cosaggen attentata auf kheinem fundament gegründet und mehr für ein rauberey alß iustum bellum zu halten; das die langwürige observation mit sich bringt, das niehmals khein rebel wider das Ottomanische Reich in die läng bestehen oder nambhafft progressus thuen khinden, weil dieselben leztlich wo nit durch macht doch durch betrug überfortet werden; das die remedirung des münzwesen und anderer inconvenientien von einem kopf und willen dependirt, und der wegen leicht khan ins werkh gerichtet werden; das der iezige geltmangl tyrannischer weiß ihrem gebrauch nach [35r] mit strangulirung und hinrichtung der vermöglichen undt confiscirung ihrer güeter, wie leztlich mit dem Ali passa× und Mere Hussain×, baiden grossen visirn beschehen, leicht khan ersezt werden und was dergleichen mehr der Türkhen seiten zu considerirn.

34Das hergegen die unruhe im reich noch nit allerdings gestillet, die erbländer wegen des langwürigen kriegs sehr außgemerglet, der könig auß Hispanien× an vil underschidlichen orthen occupirt, die cristlichen potentaten fast alle mit privat dissegni umbgehen und dieselben den algemainen impresen vorziehen, das ein ieder potentat sich für sich selbst und allain der türkhischen macht zu opponirn scheuch trägt, die grossen difficultates aber, so sich bey aufrichtung undt continuirung der ligen und confoederationen erzaigen betrachtet und was dergleichen wichtigen bedenkhen mehr sein, so ich meiner unerfahrenheit halber nit zu genüegen außführen khan.

35Wan (sag ich) solches alles hergegen raiflich betrachtet und ains gegen dem andern conferirt würdet, so ist nit zu laugnen, das e. kays. May.× allerhöchst [35v] verständig bißhero gehandlt, das sie sich beflissen, den friden mit den Türkhen zu erhalten. Entzwischen würdt Gott gnad verleihen, das e. May.× dero unbilliche feindt gänzlich bezwingen oder durch einen billichen accordo das reich wider werden zu ruhe bringen khinden, die erbländer werden sich widerumb erschwingen und alles verhoffentlich in einem bessern standt gesezt werden.

36Weilen aber beynebens nit ohne, das der bißhero mehr alß zuvil erlangten erfahrenheit nach sich auf den türkhischen friden sehr wenig zu verlassen, alß wellicher von ihnen lenger nicht, alßweilen er nuzen khan und khain gelegenheit, denselben mit vorthail zu brechen, vorhanden, erhalten würdet, so wäre villeicht (per discorso zu melden) nit unrathsamb, auf alle zuekhinfftige fäll praeparatoria zu machen und sich der iezigen coniunctur, in deme die iezt regierende bästlich heyligkheit× des levantinischen wesens, alß welche vor disem protettor di Levante× gewesen, vorderist wol erfahren und hierzue für sich selbsten ganz intentionirt ist, zu gebrauchen. Und dieselbe (weilen ainmal dergleichen tractationes von denselben [36r] Stuel am füeglichisten proponirt und getriben werden khinden) zu vermahnen, eine apertur einer liga oder confederation under den cristlichen potentaten zu machen. Hierzue dan des Türkhischen Reichs disordini, so wol auch die dem könig auß Frankhreich×, Venedigern und andern potentaten, umb das sie wegen ihrer kaufleüth von den türkhischen corsärn empfangener schäden ainzige außrichtung erlangen khinden, gegebene disgusti den weg facilitirn möchten.

37Insonderheit aber wäre meines ainfeltigen erachtens, die trattation wegen einer confoederation zwischen dem Römischen Reich und dem Königreich Pollen zu reassumirn und alles fleisses zu befürdern, weilen diß gleich die rechte zeit hierzue, in deme baide reich mit den Türkhen in einem zweifelhafftigen standt und friden stehen, baide sich eines unverstehenen bruchs zu besorgen, und aines bey des andern wolstandt oder ruina höchlich interessirt ist. Der Türkh auch sich einer solchen confoederation, wan dieselbe sonderlich nuer defensive verfasset würdet, mit fueg nit zu beschwären undt man baiderseits versichert sein khan, das wan dise [36v] zwey so mächtige reich, deren iedes absonderlich so ritterlichen widerstandt offtermals erwisen, miteinander coniungirt wurden, sich der Türkh eines oder das ander darunder anzugraiffen leichtlich nit resolvirn wurde. Doch sey dises alles allain erinnerungsweiß von mir bey disen ersten puncten allergehorsambist vermeldet und e. May.× zu ferrerer allergnädigsten betrachtung diemütigist haimbgestelt.

38Zum andern, hab ich e. May.×, zum fall sie (wie ich nit anderst vermaine) den friden noch ein zeitlang zu continuirn gesinnet, unerindert nit lassen sollen, daß ich in meinem anwesen zu Constantinopl ×verspürt, das ieziger zeit ihrer sehr wenig in digniteten undt in esse sein, welliche unser gränz sachen ein aigentliche erfahrung und genuegsambe information hetten, dannenhero des visirs von Ofen× authoritet in dergleichen handlungen sehr groß und sich iederman auf ihne referirt. Es hat auch hierdurch sein agent an der Porten, der abbesagte Ali aga×, welchen ich mit ainem ansehenlichen present e. May.× [37r] gewunnen zu haben verhoffe, grosse gelegenheit, guetes oder böses zu stifften.

39Werden demnach e. May.× unzwaifentlich dahin gedacht sein, wie sie disen visir zu Ofen× mit offtmalligen presenten und bezahlung dessen, so demselben an meiner, ihme auß bevelch e. May.× gegebenen obligation restirt, auf ihrer seiten behalten, dan er so wol proprio motu heraussen auf den gränzen, alß drüben bey der Porten mit seinen informationibus vil guets verursachen und vil böses verhüeten khan. Gedachten seinen agenten, dem Ali aga×, bedarf es anyezo nichts, weilen er neulich einen so faisten prokhen empfangen. Ins khünfftig aber (da er in disem esse verbleiben solte) würdt nit unrathsamb sein, ihne zu zeiten mit einem present zu besuechen, dan er ainmal gelegenheit hat, guetes und böses zu stifften.

40Aber dem iezigen kaimekam Jurgi Mehmet×, welcher in abwesen des grossen visirs×, so von der persianischen expedition wol villeicht noch in ein par jahren nit haimbkhomben möchte, die Porten regiert, wäre meines [37v] erachtens ein hohe notturfft, mit einem zimblichen present auf das eheiste alß müglich sambt einem kays. allergnädigsten schreiben entgegen zu gehen, in bedenkhung, das er under allen andern des heraussigen gränzwesens erfahren und vor disem wol affectionirt, aber von etlichen kays. ministris ohne ursach sehr abalienirt worden. Zu deme hat ihm verschmachet, das er zu meiner ankhonfft nach Constantinopl× (weilen er damallen masul war) mit kheinem absonderlichen present von e. May.× besuecht werden, und hat sich etlichmal verlauten lassen, er habe mit khayser Rudolphus× und khayser Matthias× guete correspondenz gehabt, e. May.× aber haben ihne nie recht khenen wöllen. Ich hab ihm zwar, weil ich gesehen, das er widerumb in solliches ansehen gerathen und vil nuzen oder schaden khan, zu zweymallen mit einem present von seidenwahren auf ain interim zimblichermassen widerumb zu recht gebracht, aber außtrukhlich vertröstet, e. May.× werden zu meiner heraußkhunfft ihne mit einem schreiben [38r] und ehrlichen present begrüssen und nach gestalt seiner erzaigenden affection mit sollichen und noch mehrern gnaden alß khayser Rudolph× und Mathias× ansehen. Weilen dan dises zu merkhlicher e. May.× diensts befürderung geraichet, alß hoff ich, dieselben werden mein verhaissung diß fals nit verstehen lassen, sondern ein schreiben sambt einem present an gedachten kaimekam mit eheisten verordnen.

41Under andern des fridens freunden und der gränz erfahren ist der Halil passa× die ganze zeit über, so ich zu Constantinopl mich aufgehalten, masul gewest, und derowegen, weil ich auch khein present für ihne gehabt, von mir nit besuecht worden. Der ist aber anyezo anderer visir worden, wäre demnach nit unrathsamb, das er von e. May.× mit einem brieflein und klainem present bedacht und ihme solliches durch dero residenten zuegestelt wurde. Dem , so erst nach meiner ankhonfft an der Porten auß dem exilio berueffen und darumben von e. May.× ihme khain present verordnet worden, anyezo aber stündlich umb des sultans× persohn und derentwegen [38v] gelegenheit hat, ihne alß einen jungen herrn aintweder zu frid oder zu krieg zu disponirn und inclinirt zu machen, auch sonst ein langwüriger freundt des fridens und im grossen ansehen ist, hab ich mit einer gar schönen uhr mit diamant und rubin versezt, auch etlichen stukh seidenwahren presentirt und wol contentirt, also das er ein zeitlang zu friden sein und guete officia praestirn würdet. Doch werden e. May.× bey khinfftiger hineinschikhung eines kays. gesandten, da er anderst in disem esse verbleibet, seiner mit einem present nit zu vergessen allergnädigst genaigt sein.

42Weitters ist noch der Diak Mehmet passa×, gewester passa zu Canisa×, deme der Caesar Gallo× ein verschreibung per 40.000 taller gegeben und der bey e. May.× geweste türkhische pottschaffter Ahmet beegh×, iezt passa zu Erlau×, verhanden, so des fridens und gränz erfahren, wollen gehalten werden, gegen deme aber noch zur zeit, weilen der aine masul, des andern authoritet bey den Türkhen noch sehr gering, wiewol der willen guet sein mag, meines erachtens khein absonderliche liberalitet zu gebrauchen. Da sie aber zu vorstehender comission gezogen wurden, so wär sich nach der zeit undt [39r] occasion zu guberniren, derwegen ich sie dan mit gueten worten und vertröstungen aufgehalten und (wan es anderst ohne gelt bey den Türkhen möglich) ad interim zufriden gestellet. Und sovil von den andern puncten.

43Zum dritten, hab ich nuer mehr alß zuvil selbsten im werkh erfahren, das in der Türkhey× iederman sich mit ankhonfft eines kays. gesandten, sonderlich wan denselben etwas von negotien zu tractirn anbevolhen würdet, ganz guldene perg zu empfahen imaginirt, und mit presenten niehmand fast khan ersättigt werden. Drauß ervolget, das von denen, so ihre pottschaffter befürdern khündten, die geschäfft, so lang es immer möglich, in hofnug einen faisten prokhen zu schikhen, aufgezogen werden. Zu deme, so khan ein gesandter nit füeglich, wan oder bey weme er wil, die negotia tractirn, weilen er von iederman observirt und unvermerkht vieler leuth nit khan auß deme hauß khomben. Derentwegen offt mannicher wegen der calumnien, so sie ihnen undereinander aufbringen, seiner practica scheuhen thuet, geschweigens, das ein gesandter in kheines passa hauß khomben khan, das es ihm nit etlich vil taller dem [39v] gesindt zu verschenkhen und offt wol so vil khostet, alß sie von ihren herrn zu besoldung haben. Dißem allem vorzukhomben, ist mir eingefallen, ob nit rathsamer wäre, weil man ie wenigst alle drey jahr einen ansehnlichen gesandten hinein zu schikhen nit hinumb khan, das man aufs wenigste sollichem einige negotia zu tractirn nit, sondern allain das present hinein zu führen undt nach überantwortung desselben sich alßbald widerumb herauß zu befürdern anbefälhe, solches auch zue der Türkhen nachrichtung und ihnen die unmässige hofnungen zu benemben, offentlich wissen liesse. Entzwischen aber der resident in seinen handlungen al solito fortführe und des pottschaffters fürderliche abfertigung alß wellicher ausser der überantwortung der present nichts zu thuen hette, sollicitirte. Hierdurch man nicht allain ein merkhliches, so wol an der zehrung alß an den geschankhnussen ersparet, sondern auch diser vorthail erlangt wurde, das sich e. May.× der ienigen subiecten, welche in dergleichen occasion sich hinfür zu bringen, etwas von dem ihrigen zu spendirn berait wären, ob sie gleich sonsten zum negocirn nit allerdings tauglich, libere gebrauchen und also zu [40r] zeiten wol die ganze schwäre spesa der außstaffirung und erhaltung eines gesandten, so von dem seinigen nichts darzusezen, ersparen khündten.

44Hierzue gehörte aber vor allen dingen, wie es dan ohne das hochvonnötten, das ordinarie ein wol qualificirter, erfahrner man mit einer solchen ergäbigen und richtigen underhaltung, darbey er sich e. May.× authoritet gemäß hindurch bringen und darauf er sich aigentlich von zeit zu zeit verlassen khünde, für einen kays. residenten an der Porten erhalten wurde. Den iezigen e. May. residenten× betreffendt befinde ich, das dieselben seiner person halber ein guete resolution geschöpffet und er mit allen obbenanten und andern qualiteten, so zu nuzlicher verrichtung seines diensts vonnötten, genuegsamb versehen ist. Weilen er aber auch ein guet armer gesel und sich in disen dienst darumb begeben, damit er etwaß darbey für sich bringen und seinen dürfftigen geschwistrigten damit beyspringen khinde, alß besorge ich mich, wan man ihme nicht zu zeiten mit einer ergözligkheit zu hülf khombet, sonderlich aber mit verordnung des bewilligten deputats nit ordentlich zuehelt, er werde bey [40v] disem dienst schwärlich in die läng continuirn, welches ich aber wegen seiner in der türkhischen sprach und gelegenheiten ihres regiments erlangten erfahrenheit nicht gern sehen wolte. Weilen sich ainmal e. May.×, so lang er continuirt, sicherlich auf ihne zu verlassen, hab demnach seine zum öfftern an mich umb referirung gelangte praetensiones sub A alhie beylegen und dieselben e. May.× zu allergnädigster erledigung gehorsambist bevelhen sollen.

45Zum vierten, hab ich obsesvirt, das bey iedwedern gesandten e. May.× so wol für den türkhischen kayser alß seine fürnehme ministris ein stattliche anzal von schönen khöstlichen uhren und cristallnen, geschnittenen, auch anderen edlgestainenen trinkhgeschirn grossen werths auß kays. mildigkheit hinein zu schikhen, dieselben aber von den Türkhen bey weitem ihren werth noch nit stimirt zu werden pflegen. Die ursach ist, das die grandes fast alle mit so vilfeltigen schikhungen der uhren ein überfluß bekhomben und sie sich in ihrer art zu trinkhen, der auf unser manier gemachten trinkhgeschir nit gebrauchen und in summa mehr auf den nuzen, alß auf die galanteria sehen. Dannenhero villeicht rathsamer wäre und mit geringeren [41r] spesa geschehen khündte, das e. May.× iedesmals zu Meyland× oder Venedig× ein anzahl gold und seidwahren (das maiste glat oder groß gebluembt) zu rechter zeit bestellen und dieselben (neben deme, was e. May.× von goldt- und silbergeschmeid hinein zu schikhen gedächten) sowol dem sultan selbsten alß wo es sonsten vonnötten, presentirn liessen, welliches vermuetlich zu wenigern unkhosten und zu mehrer der Türkhen satisfaction geraichen wurde.

46Zum fünfften, hab ich leichtlich wahrnemben khinden, was für unzehlich vil ungelegenheiten und verhinderung dem ienigen, so selbiger orthen e. May.× dienst verrichten solle, auß vermanglung richtiger gewisser ordinari correspondenz von dero kays. hof auß pflegen zu handen zu stossen. Der ursachen, das deroselben ministri alle biß dato hierinen gelitten, seind zweyerlay. Erstlich, das biß dato khein andere fuegsambe gelegenheit, die schreiben hin und wider sicher zu bringen gewest, alß durch ainen aignen curier oder über Venedig×, dan durch Sibenbürgen×, Polen×, Moldaw× ist es gar zu ungelegen. Die curier haben vil gekhostet [41v] und sind zu zeiten, so wol zu hoff alß underwegs, lang aufgehalten worden, zu zeiten auch unsicherheit halber wol gar außgebliben. Über Venedig× ist es mit den briefen sehr langsam und unrichtig zuegangen, dan der weg an ihm selbst sehr weit und mues man sich des windts und des meers discretion vertrauen. Was aber noch ärger ist, so lassen die Venediger fort, was sie gern wöllen, das übrige aber khinden sie nach gestalt der zeiten und gelegenheiten ihres gefallens vertuschen und aufhalten. Dannenhero und zu remedirung diser ersten ursach der unwichtigen correspondenz, ich für das bequemeste mitl das ienige erachtet, so mir in meiner instruction zum thail angedeutet worden und hab solches in meinem zuruggraisen folgender gestalt auf e. May.× gewiß verhoffende ratification in das werkh gestellet.

47Anfänkhlich hab ich zu Sophia× mit einem gueten man von Ragusa× gebürtig nahmens Hieronimo Grassi×, so auch mit Caesär Gallo× seelig, correspondirt, und e. May.× bekhandt sein würdet, mich dahin verglichen, das er gegen richtiger raichung järlicher 240 taller sich vermög sub B beyligender [42r] obligation verbunden, alle von e. May.× an dero residenten× zu Constantinopl× außgehende schreiben biß dorthin und alle des residenten× an e. May.× lautende brief biß nach Griechischweissenburg× zu handen Mattheo Sturani×, einen gleichsfals alten correspondenten und der sich schon vil jahr hero mit fortfürderung der schreiben bemüehet, durch aigne fuesbotten fortzufürdern. Ein gleichmässige obligation hab ich mit obbesagten Mattheo Storani× zu Griechischweissenburg× aufgerichtet, uns ist er, wie hiebey sub C zu sehen, umb järliche 240 taller gleichsfals verbunden, e. May.× schreiben biß auf Sophia× und des residenten× biß auf Ofen× unaufgehalten fortzufürdern. Zu Ofen× hat sich ausser eines jungen Raguseers nahmens Giovanni Pellegrini× ganz niemand befunden, so sich umb dergleichen verrichtung hette wollen annemben. Hab mich dennoch auß noth entschliessen müessen, mit denselben zu tractirn und dahin zu schliessen, das er gegen raichung järlicher 160 taller (davon ich ihme den halben thail, nämblich 80 taller, vermög seiner hiebey sub D ligenden bekhandtnuß alberait erlegt) sich verbunden, inmassen sub D zu sehen, [42v] e. May.× an dero residenten× lautende schreiben iedesmal von Ofen× nach Griechischweissenburg× und deß residenten× an e. May.× biß nach Comorrn× unaufgehalten fortzuschikhen. Und damit man seiner desto mehr gesichert sey, hat e. May.× medicus doctor in beyligender verschreibung sub E für ihne umb die achtzig taller eingesprochen.

48Dem obristen von Comorrn× khünden e. May.× schreiben an den residenten× von hof auß iederzeit zuegeschikht und demselben anbevolhen werden, solliche durch die gehuldigten paurn, deren genueg zu finden, nach Ofen× zu handen gedachtes Johanni Pillegrini ×zu befürdern. In gleichen, da ihme von Ofen× auß des residenten× schreiben an e. May.× zuekhomben werden, dieselben iedesmals deroselben heraufzuschikhen. Auf dise weiß werden e. May.× gleichsamb ein underlegte post von hinnen× nach Constantinopl ×haben, dardurch die schreiben hin und wider also fürderlich und richtig werden khinden geschikht werden, das man in khurzer zeit den grossen nuzen dises werkhs augenscheinlich würdet zu verspüren haben. Dieweil aber alle dise mühe und arbait ganz undt gar [43r] umbsonst und khein continuation zu verhoffen sein wurde, da die correspondenten der versprochenen bezahlung von jahr zu jahr nit wurden versichert sein und in werkh fähig werden, die sach auch dahin verglichen, das der Grassi× zu Sophia× und der Sturani× zu Griechischweissenburg× dieselbige iedesmals von e. May. residenten× zu Constantinopl×, der Pellegrini× zu Ofen× aber von dem herrn obristen zu Comorrn× abzufordern haben solle, alß würdet die unumbgängliche notturfft erfordern, das zu disem ende und zwischen baiden obbesagten correspondenten außzuthailen gedachten residenten× neben seiner järlichen underhaltung 480 taller, dem obristen von Comorrn× aber für diß jahr 80, und ins khünfftig 160 taller järlich für den Pellegrini× zu Ofen× richtig und unfälbarlich zugefürdert werden. Dises, allergnedigster kayser und herr×, ist ein puncten, daran dem Römischen Reich und e. May.× erbkönigreich und landen so vil gelegen, das ich gemainen nuzenshalber nicht underlassen khan, denselben e. May.× zu richtiger fürsehung vor allen andern allerunderthenigst zu recomendirn.

[43v]

49Die andere ursach, das e. May.× ministri bey der ottomännischen Porten an der nottwendigen correspondenz von deroselben kays. hof auß grossen mangl leiden, ist dise, das kheiner aigentlichen persohn bey dero kriegs canzley solche correspondenz specialiter zu intratenirn biß dato anbevolhen worden. Darauß ervolget, das wegen der anderwerts überhaüfften geschäfft und der länder entlegenheit manichesmal ein lange zeit verloffen, das ein ministro an der Porten khein ainige nachrichtung wegen der heraussigen beschaffenheit erlangen khinden und dieselbe mit schlechter reputation und wenigem fundament von frembden ministris hat procurirn müessen. Zue deme, so hat einer e. May.× zu nuzen kheine warheiten spargirn und kheine unwarheiten mit einem rechten grundt ablainen khinden, wievil aber selbiger orthen hieran gelegen, ist leichtlich ohne ferrere deduction zu erachten. Disen allem aber wäre füeglich rath zu schaffen, wan ihnen e. May.× allergnedigst belieben liessen, einem deroselben secretario oder sonst fürnehmen canzley persohn bey dem hochloblichen kriegsrath dise correspondenz mit dero ministris bey der Porten specialiter anbevelhen [44r] zu lassen, also das derselbe kheine gelegenheit verabseumbte, ihre heraussen habende negotia und billiche praetensiones und notturfften zu proponirn, zu sollicitirn und zu expedirn, ihnen auch das ienige, so sie e. May.× zum besten zu wissen, notturfftig von den heraussigen zueständen, zu communicirn. Dardurch man dan zu Constantinopl ×von zeit zu zeit der notturfft nach versehen und instruirt, auch heraussen von allen drinnigen zuestenden desto leichter und füeglicher avisiert werden khündte. Und ist in warheit e. May.× an disen türkhischen expeditionibus so vil und hoch gelegen, das der mühe wol werth wäre, hierinen ein sonderbahre und extraordinari fürsehung zu gebrauchen. Doch alles ohne die geringste maßgebung e. May.× allergnedigsten verordnung allerdiemüetigist haimbgestelt.

50Und so vil, allergnadigster khayser× und herr, hab ich für dismal ein notturfft erachtet, e. kays. May.× zu allergehorsambister relation diser meinen schlechten verrichtung undertheinigist zu erinnern. Da dieselben noch weiter erleüterung in ainem undt [44v] andern begehren, bin ich dessen wie schuldig so erbietig, bitt allain e. röm. kays. May.× diemütigist, sie geruhen hieran ein allergnedigst kayserlich wolgefallen zu haben und mein allergnedigster kayser und herr zu sein und zu verbleiben.

Undt thue mich e. kays. May.× beinebens allerundertheinigist und gehorsambist bevelhen p.p.

E. röm. kays. May.× allerunderthenigster unnd gehorsambster Hanns Jacob Kurtz von Senfftenau m.p.×