Allerdurchleichtigister p.
Allergnedigister khayser und herr. Weilen
ich mich wol besorgt, ich werde in
etlich tagen zu dises curiers expedition
nicht gelangen khinden, so hab ich e.
May. den 29. Augusti jüngsthin
allergehorsambist zuegeschriben, demnach
mir aber selbiges schreiben wegen
unsicherheit der strassen widerumb zu⸗
rukh khomben und ich es nuer auf ein
gerathwol zum andernmal fort
geschikht und derowegen billich zweifle, ob es e. May. zu recht eingehendigt
worden, alß
hab ich ein duplicat darvon hiebey schliessen wöllen, damit
e. May. die damallige notturfft drauß in kay. gnaden
vernemben mögen.
Seithero bin ich abermal personlich beim visir gewest und ihme alles, was ich
zu meiner fortpassirung
dienstlich, ersinnen khinden, mit allem ernst vorge⸗
halten. Ich befinde ihn aber
resolvirt (und ist schwer, ia fast
unmüglich, die Türckhen wan einmal starckh
gefaster re⸗
solution zu bringen), mich vor erfüllung zweyer puncten nicht
fortzulassen. Der erste ist, das die comissarien zuvor herab
khomben, der
ander, das ich zu contentirung der ienigen unruhigen privat
persohnen, so bey
jüngst bewustermassen vorgangener rauberey das ihrige
verlohren zu
haben praetendirn, und welche so ungeheur, das in vermanglung ihrer
befridigung ein tumult entstehen und mir am wegkhraisen ein spott
widerfahren möchte, ein summa gelts bey ungefär fünf oder sex 1.000
taller
erlege, mit disem erbietten, das er sich mit dem ienigen, so er,
visir, so wol sein alß seines kaysers wegen darbey zu praetendirn gern
biß zu
erörterung der verordneten inquisitions comission gedulden wölle,
welche zwey
begehren, obwol sie an ihm selbst nicht ganz unbillich, so
werden sie doch durch
ein ganz unbilliches mittl, nämblich durch auf
haltung meiner persohn gesuecht,
so ich ihme, visir, genuegsamb zu verstehen
geben und wol wuste, was drauf gehört, weilen aber - 2 -
die zeitten nicht darnach beschaffen, alß hab
ich die tractation nicht
abrumpiern, sondern
die notturfft an e.
May. wöllen gelangen lassen. Das aber das erste
des visirs begehren gantz nit verbillich, erscheinet auß disem,
das ihme die herabkhonfft der comissarien schon vor langer
zeit und so vil
mal versporchen worden, das er die Porten derselben, und das e. May.
gänzlich meiner gethanen assecuration gemäß zum friden genaigt seyen
aigentlich berichtet und versichert. Weillen nun solliche herabkhonfft
nicht allein nicht beschieht, sondern sich die gränzer mit täglich und
stündlichen
rauben und straiffen, dessen ich selbsten zeugnus bei und genueg
darumb
geplagt würde, ie länger ie feindtseeliger erzaigen [chiffre]
[chiffre] Hab mich demnach resolvirt, baider diser sehr wichtigen sachen halber
e. May.
hoff diener, Christoff Ganawitzer
(welcher mir auf diser ganzen raiß der⸗
massen fleißig und embsig gedient, das er
sich der ihme auf solchen fall vertrösten
kay. gnaden überauß wol würdig gemacht
und ich mich schuldig befinde,
ihme zu meiner hinaußkhonfft e. May. so wol alß mich selbsten alles gehor⸗
sambisten
fleisses zu recommendiren), obwol ich seiner alhie sehr wolbedürfft,
hette
aignes hinaufzuschickhen. Bitt demnach allerunderthenigist, e. May. geruhen - 8 -
ihm dero allergnedigsten gehör zu verlichen und der sachen hoher wichtigkheit
nach ihne unaufgehalten mit allereheist erwüntschter gueter expedition
widerumb zuruggzuschikhen, dan warlich sonsten zu befürchten,
das der mit
so großer mühe, uncosten und ungelegen⸗
heit fast under das tach gebrachte pau
unver⸗
sehens darwider falle.
Damit man aber nicht etwan gedenkhen möge, es wär mir auf dise raiß vil
gelt gegeben worden, man wüste aber nit, wo ich solches hinangewandt hette,
so uberschickhe ich e. May. in
underthenigkheit zwen extract, auß deren
ersten, numero 1, dieselben
allergnedigist abzunemben, das mir nuer auf das
bewilligte deputat und die
gröbisten, von e. May. alberait maistenthails
passirten außgaaben umb mehrers alß 3.000 taller mehr alß der
empfang mit
sich bringt, aufgangen. Auß dem andern aber, numero 2, haben
e. May. in gnaden zu sehen, was für nambhaffte außgaben auf
andere
particular geschankhnuß und gehabte audienzen beschehen, welliche ich an
meinem deputat und der von dem Türkhen wiewol sehr schlechtlich gereichten
underhaltung ersparret unnd e. May. in
ainzigem particular zur
wider erstattung einzubringen, wie andere gethan, nicht
begehre, sondern
allain zu dem ende beylege, damit man sehen möge, was in disen
landen
aufgehet, und das ich e. May. ohne
ainziges interesse oder privat nuzen
zu dienen allergehorsambist begehre.
Der visir schreibt e. May. hiemit
selbsten, referirt sich aber in dem
maisten auf sein schreiben an herrn grafen
von Althain, der würdt derselben
die
notturfft fürbringen und unzwaifentlich alß der gränz erfahrner
der comissarien
fürderlichiste abfertigung selbsten alles fleisses
sollicitirn.
Es khomben auch e. May. hiemit
gleichsfals von dem visir allerlay - 9 -
gränz beschwärungen und obwoln nit weniger, das die
Türckhen auß einer
mukhen einen elephanten zu
machen pflegen, das auch an einreden und
gegenbeschwärungen
unser seits nit manglen würdt, so erfordert iedoch meiner
einfalt
nach der ietzigen coniunctur gelegenheit, das man
ihnen wo müglich
satisfaction oder da solches nit beschehen khan, bevelch
an die khünfftige comissarios, die
sachen zu ersehen und den beschwärten
außrichtung zu thuen erhaile. Insonderheit
aber, das e. May. den
gränzern ernstlich
bevelchen thue, das sie sich deren ihnen von den Türkhen
zuegefüegten schäden
und iniurien halber, nicht wie sie täglich zu thuen
pflegen, der verbottenen
represalien und gegenfächten gebrauchen,
sondern der comission, so baiderthails
den beschwärungen abhelfen
werde, guetwillig und geduldig erwarten.
[…] alß gerathet er nicht in unbillichen
verdacht, zu deme das best
gewesen ime eingibt, das
die Türggen solches wolverdient hetten,
es möchte
etwas anders darhinder steckhen und möchten e.
Mt.
waß thättliches fürzuenemben im sinn haben, welches
er so dan
mit seinem kopff bezahlen mueste.
Verner, so befindt sich
alhie ein zimbliche anzahl
kriegß volckh ausser des bassa
von Bosna, so in wenig tagen auch mit volckh
alhie sein soll,
und deß cantemiers (welchen er
mit seinen Tartaren, alß
er fürgibt, aufgehalten,
und da die commission fortgehet,
nit berueffen
will) beisamben, welche albereith an⸗
fangen zu murren und bei dem täglichen straiffen der
unserigen und nicht erscheinung der commissarien von
den
vezier
zu wissen begern, ob dan frid oder krieg sey, und
warumb er sy berueffen und bei fürlauffenden feindtsä⸗
ligkheiten die beste zeit versaumben lasse.
Dannenhero er
sich zu besorgen, das bei so langer
außbleibung der commissarien
die soldatescha nicht für sich selbst etwas
thättlicheß
fürnemben und dardurch nit etwan einen
friden bruch
verursachen, und also nicht allein
e. Mt., sondern auch die
Portten, alß welche er zum friden geneigt, weiß
offendiere
und der in gefhar gesezt werde.
Allermaist aber
druckh in dises, das der tag Dimetrii, nach welchem
er das volckh nicht mehr wurde beisamen khönnen behalten, - 14 -
allgemach herzuenahet und er dardurch in gefhar
gesetzt wurd, wan das volckh also ohne ainiche
verrich⸗
tung zuruckh zeügt
und man wegen außbleibung der
commissarien weder des fridens
noch des kriegs mit
e. Mt. gesichert, das er nicht bey der Portten von seinen
mißgünnern angeben werde, alß ob er mit e. Mt.
collodiert und etwas widerwerttiges zu tentiern
ge⸗
legenheit haben möchte,
wie man ime dan ohne das
albereithe zeihen will,
alß ob ime e. Mt. taller
woll schmeckhen.
Diser und andern ime inmassen
imaginierten gefharen
halber ist er sehr perplex
undt will sich mit aufhaltung
meiner persohn auff
allen nothfahl zu erweisung seiner
unschuldt
versichern, welches ich ihm wenigist nicht
in acht
zue nemben, e. Mt. gehorsamst bitte aber woll
die wolfart der Christenhait und irer länder,
dan ie
einmahl nit ohne das e. Mt. dise commission zum öfftern
und letzlich durch mich gantz instendig gesuecht, unndt
alß sy (uber verhoffen, weillen es niemalß recht
darmit gehen wollen und man allzeit darfür
gehalten,
das sy den Christen mehr alß den Turggen
nutzen werde)
erhalten worden, den vezier nit allein wegen füer⸗
derlich herabordnung der commissarien
aigentlich ver⸗
gewissen und
versichern, sondern von zeit zu zeit - 15 -
ine mit gewissen vertröstungen aufziehen lassen,
dahero
e.
Mt. kay. verheissung und credit hierunder versiert
und wol zue vermueten, waß bei der wenigisten nicht halt⸗
tung der Turckhen, so ohne das zu
derselben nur mehr alß
zu vil geneigt, für anlaß
gewinnen würden, alle
mehrere verbindungs und
verheißungen in compromiss
zu ziehen.
Zu deme, so muß ich e. Mt. schuldiger
massen erindern, das ich noch bei täglicher
sammblung des
türckhischen kriegßvolckhs und iezt
vorstehenden an⸗
khunfft deß
bassa auß Bosna, sonderlich auch bei täg⸗
licher stimmulierung unserer
unruhigen gränizen,
die augenscheinliche gefhar
seye sihe, das die Türckhen
etwas
ungleichs fürnemben und von dem vezier
selbsten,
da er gleich gern wolte, nicht möchten
mögen aufgehalten werden,
darauß dan leichtlich
ain völliger friden bruch ervolgen
und dardurch
e. Mt. intention, welche ich bißhero
alzeit zu erhaltung deß fridens dirigiert befunden,
übel möchte volfüerth werden.
Ich verhoffe aber sicherlich, e. Mt. werden dise und noch
andere alhie kürze halber nicht vermelde motiva
albereit zuvor mit allerhöchst erleüchtem verstandt
ponderiert und die herabkhonfft der commissarien mit
solchem ernst verordtnet haben, das sie villeicht
vor - 16 -
ankhonfft dises meines schreibens sich albereit zu
Comorn
befinden und der sachen einen gewuntschten anfang
machen
werden.
Da es aber nit beschehen, so bith ich gehorsamst auß der
inneristen devotion, so ich zu e.
Mt. und dero ländern wol⸗
standt trage, die wollen diese occasion (wan sie anderst
noch zum friden gesinnet) etwaß nutzliches zu
richten
nicht verabsaumen und mit verrern
aufschieben khein
disturbo drein verursachen
lassen. Dan obwoln die
Turggen im anfang hoch
werden hinauß wöllen (wie
ich dan fast alle ire
disegni hierinnen penetriert zu
haben verhoffe und
e. Mt. so wol auch den commissarien
zu meiner hinauffkunfft genugsambe information
dest⸗
wegen wurde geben
khünnen), so werden sy doch nicht
darauff
verharren, weiln sy der difficulteten, ja zum
thail unmügligkheiten solche praetensiones zu erhalten,
thailß von ihr mir erindert worden, thailß auch iren
ietzigen standt und conditiones betrachten werden.
Hoffe
also einen guetten effectum, sonderlich weil
mir der vezier
in gehaimb versprochen, in dem
haubtwerckh sich alß
ein freundt zu erzaigen, wie
er sich dan auch erkhlärt,
das ime nit zu wider,
das ieder thail der commissarien
500 pferdt und darüber nicht mit ihm bringe,
wan nur die fürderliche ankhunfft der commissarien die
besorgende, widrige accidentia außschliessen
wurdt. - 17 -
Doch stehet solches wie alles zu e. Mt. allergnädigst
beliebenden verordnung, dero ich, so lang mir ain bluets
tropffen uberig verbleibet, eüserist müglichisten
fleiß nachzukhomben, mich in allergehorsamst
schuldig und
willig befinde.
Daß andere deß veziers begern wegen ainer summa
gelts zu
obbeschriebenen endt ist an ime selbst auch nit
unbillich wiewol spöttlich, das ich destwegen solt auff⸗
gehalten werden (es mueß aber zu zeiten sonderlich
mit
disen leüthen, so sich wol eines mehrern
understehen dörffen
dissimuliert werden), dan
einmal nicht zu laugnen, das
sonderlich alhie zu
Ofen so böses, unbendiges volckh ist, das
offtermahlen zwey oder drey böse buben ein gantze
aufruhr
erweckhen, also das der vezier ein zeitlang nit recht sicher
ist und in der obrigkheit macht nit stehet, ainen abgesandten
vor gewalt zu beschutzen, wie deß herrn Tschernins exempl
solches außweist. Solte ich dan umb eines solchen gelts
wegen ein ungelegenheit müessen austehen und etwan
in einem gedümmel sambt dem spott ein mehrers
ver⸗
liehren, oder aber
wenigist ein zeittlang aufgehalten werden,
so
wurde es e. Mt.nit lieb sein, sonderlich
weilen dieselben
dardurch zu einem risentimento
verursacht und
dero feinden ein ursach zum
frolockhen wurde gegeben werden.
Wie dan der sibenbürgische gesandte gleichwol per modum com⸗
miserationis solches albereith zu erkhennen geben,
ich hab ime
aber geandtwort, das ich nicht wider
meinen willen, sondern
etliche e. Mt. geschäfft mit dem vezier in ein richtigkheit
zu bringen mich
alhie auffhalte, geschweige das e. Mt.
auf mein underhaltung mit so vil persohnen unndt
pferdten in kurzer zeit wol ein mehrers aufgehen
und demnach nochmallen dise und ein mehrere
summa
nach befindung der angestelten commission
wurde
müessen außgezehlet werden, zu deme sich
leicht in
meinem alhie sein noch mehr dergleichen
casus
zu erregen möchten, dardurch mein
hinaußkhunfft
auffs neue difficultiert und e. Mt. noch mehr unge⸗
legenheiten und behelligung verursacht worden.
Will nicht vermelden, das ich in gegenwarth e. Mt. in vilen
sachen solche informationes wurde geben khönnen, welche
sich durch schrifften ainmahl nit verrichten
lassen,
davon aber nit wenig gelegen zu sein,
dieselben in werckh
befinden werden.
Hab mich demnach resolviert etc. ut sequitur in
litteris p.p.
[...] dan ich sonsten in warheit besorge, es
werde bey jezt
ankhommenden neuen volckh und der
Türckhen uberauß grossen - 19 -
schwirigkheit etwan unversehens etwaß vorüber
gehen, darin man
nachmallen ein guete zeit werde zu
flickhen haben.
Sonnsten hat
sich ein zeithero alhie anders nichts zugetragen, alß das
der sibenbürgische gesandte
seinen abschiedt begert und erlangt.
Von seiner
werbung haben die Türggen umb der sehr underschiedlich
mit mir geredt, die warheit aber, maine ich, seye, das er sich bear⸗
beitet, damit sein principal
von den Türckhen zu der vorstehenden
commission
möchte gezogen werden. Solches zu erlangen, sagen die
Türckhen, hab er fürgebracht, das sein
herr den friden mit e. Mt.
under dieser condition geschlossen, wan der fridt
zwischen e. Mt.
und den Türckhen confirmiert werde, sonst sey das
ienige, was
er mit e. Mt. tractiert, ungültig. So hab er ime auch etliche
puncten den Turckhen zum besten bei vorstehunder
commission
zu proponiern und behaubten
vorbehalten, darumb er billich
bei derselben nicht
solle praeteriert werden. Es ist aber
dises alles
der gesandte nicht geständig, mit vermelden,
er
sey kheiner anderen ursach wegen hieher geschickht worden,
alß zu baiden thailen guete officia deß fridens halber zu
praestiern, weil er aber sehe, das er nicht
gebraucht werde und
sich die commission so lanng
verziehe, hab er erlaubnus erlangt,
sich widerumb
anhaimbß zu verfuegen.
Ihme seye aber wie im wölle, so bedunckht mich so
vil pene⸗
triert zu haben,
das ime der vezier schwerlich gebrauchen
werde,
thails weil er ime nit günstig und deß mit
e. Mt. zu diser zeit - 20 -
gemachten fridens halber ubel content, thailß auch
auß
ambition, dan er sich befürchtet, er, Bethlem, möchte ime daß
ienige, so bei der commission dem friden zum besten wurd gehandlt ⸗
werden, bey der Portten
allein attribuiern und den vezier
seiner meriti berauben,welches ich e. Mt. zu einem liecht, damit
sie ihre resolutiones desto sicherer fassen mügen,
hiemit schul⸗
diger massen
erindern solle, periculum summum ist in mora
commissariorum.
Derowegen ich nochmallen e. Mt. selbst aigen
nutzen halber allergehorsamst bitte, solche
befürdern und den
Ganowitzer mit dem allerehisten widerumb abferttigen
zu lassen.
Und thue mich deroselben benebenß zu beharlichen
kay. gnaden allerunderthenigist
bevelhen.
Hannß Jacob Kurz