[1]
10. Augusti 1624.
28. VI. 1624

Allerdurchleichtigister.

1
Allegnädigster khayser und herr×, es werden e. röm. kay. May.× durch meinen
von Sophia ×auß deroselben zuegeschikhten curier meinen aufbruch zu
Constantinopl× sambt andern umbständen allergnädigst vernomben haben.
An iezo berichte ich dieselbe allergehorsambist, das ich den 6. dits alhie
zu Gott lob glükhlich ankhomben und fast mit der ganzen alhie
anwesenden soldatesca einbeglaitet worden. In gestriger, bey dem herrn
visir×
gehabten audienz hat er sich des ein zeit hero fast unaufhörlich unser
seits beschehenden straiffens und raubens, sonderlich aber des neulich
bey Pentelin× beschehenen angriffs und wegnembung einer ansehenlichen
summa gelts und geltswert zum hefftigisten und ernstlichisten bekhlagt,
mir einen gefangenen fürgestellet, wellicher vermög beyligender urgieht
außgesagt, das sie von den bevelchshabern zu Raab× und Comorrn× auf
die tscheittä außgeschikht und den raub under sie offentlich auß
gethailt, ja noch selbiger orthen ungescheühet verkhaufft werde, welches
er dan für khein anzaigung einer fridfertigkheit erkhenen khinde,
sonderlich weilen e. May.× auf sein beschehenes ersuechen der satisfaction
halber und überschikhte specificirte verzaichnus der zuegefüegten
schäden ihme gar khalt und generaliter geantwortet, auch die sachen
(ungeacht herr graf von Althaimb× sich ungesaumbt auf die gränzen
zu verfüegen und gebürliche satisfaction zu laisten versprochen) schon
ein guete zeit hero aufgeschoben werden wölle, dannenhero die
notturfft erfordere, das ich e. May.× deßwegen zueschreibe undt
mich entzwischen, biß die gebürliche satisfaction ervolge, alhie aufhalte p.

2
Hierauf ich ihme, visir× geantwortet, das mir zwar von disem handl außer,
was ich underweges obiter gehört, nichts bewust, noch vil weniger, was
etwan dessentwegen an e. May.× gelanget, oder wessen sie sich
drüber möchten erclärt haben. Dessen aber sey ich vergwisset, [2]
das solliches ausser deroselben bevelch, ja zu sonderbahrem e. May.×
mißfallen beschehen, das auch dieselben die ienigen, so sich dessen under
standten und auf die es beweißlich nach ungnaden bestraffen und der
gleichen excess in das khünfftig unzweiffentlich einstellen werden.
Der restitution halber wisse ich zwar e. May.× aigentliche intention
nicht, vermuete aber gänzlich, weilen der herr vesir× deroselben sonsten
nach dem besten bevolhen und sie dero liberalitet gegen ihme alberait
in mehr weg scheinen lassen, sie werden ihne diß fals nit lassen in
schaden stehen, ungeachtet dieselbe wider die Türkhen des vergangenen
einfalls, rauben, brennen und hinwegg führung so viler tausent
gefangenen ohne comparation vil ein stärkhere praetension hetten.
Derohalben ganz unnoth sein werde, das ich mich deßwegen in die
läng alhie aufhalte, sondern ich werde villeicht personlich bey e. May.×
vilmehr alß durch schreiben richten khinden, damit der herr visir×
satisfaction bekhombe. Da hergegen e. May.× hoch empfinden wurden,
wan diser sachen halber dero gesandter wider seinen willen (zugegen
beschehener schrifftlichen assecuration) solte aufgehalten werden, zu
deme ich schon alberait so lang über die bestimbte zeit außgewest
und mich meines noch immerwehrenden beschwärlichen fiebers halber
in so üblem standt befinde, wie mein gestalt selbsten genuegsamb
beweise, geschweigendt, das e. May.× ganz beschwärlich fallen
wurde, mich mit einer so grossen anzahl volkhs und pferdt alhie
zu underhalten, weillen derselben ohne das auf dise legation so vil
aufgangen, das sie bedenkhen haben würden, sollicher gestalt so bald
mehr ainen gesandten zu schikhen.

3
Ich hab aber mit allen disen und noch viel andern einwendungen anderst
nichts erhalten khinden, alß das der visir× begehret, ich solle e. May.× [3]
zueschreiben und mein ankhonfft, benebens auch sein ernstliche pretension
wegen erstattung diser neulich zuegefüegten schäden, zu wissen thuen,
und darauf erwarten, was sich e May.× für ein satisfaction
zu geben erclären werden, und ob ich länger alhie verbleiben oder
mich vollendts nach hauß begeben solle.

4
A [chiffre]
Und das ich mich wegen meines schon ein ganzes jahr lang wehrenden
beschwärlichen fiebers nit allain zum negocirn ganz untauglich,
sondern also beschaffen befinde, das da ich nit von e. May.× auß
sonderbahren kayserlichen gnaden (darumb ich dan allerdiemüetigist
bitte) mit dem eheisten erledigt würde, ich mich lebens gefahr un
fälbarlich zu besorgen habe.

5
Derowegen, allergnädigster kayser und herr, so stehet zu e. kay. May.×
mein allerunderthenigiste, ungezweifelte zuversicht, sy werden in
allergnedigster betrachtung, das mir dise verrichtung nicht länger alß
auf sechs oder längist acht monat lang aufgetragen worden, undt [4]
dennoch schon mehr alß ein jahr verflossen, dahin gedacht sein, [chiffre]
B [chiffre]
dem visir× vertröstermassen satisfaction gegeben werde.
[chiffre]
Welliche comission halber sich herr visir× gegen mir erclärt, das
welliche stundt herr graf von Althain× herab khomben werde, er
seines thails gleichsfalls alle notturfft verordnen und dieselbe
khaineswegs saumen wölle, bey deme ich es, weilen ich einige nach
richtung hab, was biß dato hierinnen gehandlt worden, bewenden
lassen.

6
Interim aber bitt ich allerunderthenigist und flehentlichist, e. May.×
geruhen gegenwertige aigne persohn nahmens Christoff Khnoll×,
welchen ich mit e. May. cammerer herrn Draßkhowitz× (so
auf sein begehren und damit er selbsten zeugnus geben khündte, was
massen ich mir e. May.× dienst authoritet und reputation hab
lassen angelegen sein und in was üblen standt ich mich gesundtheit
halber befinde, von mir entlassen worden) zue dem ende hinauf
geschikht, damit er mir e. May.× allergnädigst antwort auf das
schleünigste widerumb zurugg bringe, mit dem allereheisten
C [chiffre] [5]
[chiffre]

7
Weillen ich auch ainige information nit hab, was bißhero zwischen e. May.×
und dem visir× so wol diser schäden pretension alß der comission halber
fürüber gangen, derselben aber e. May. ×zum besten hochnotturfftig
bin, alß bitt ich gleichsfals allergehorsambist, mir aintweders
ein wol instruirte persohn, so mich deßwegen informirn und deren
ich mich auch zum negocirn (weil mir meine beste leüth fast all khrankh)
gebrauchen, und villeicht auch da es vonnötten, alhie hinder mir verlassen
khinde, oder aber aufs wenigist die in disen zweyen puncten hin und
wider gewexlte schrifften und acta bey gegenwertiger gelegenheit
zuezuschikhen.

8
D [chiffre] [6]
[chiffre]

9
Bitt nochmallen allerdiemüetigist, e. May.× wöllen [chiffre] [7]
[chiffre]

10
Mein persohn betreffendt nimb ich Gott zum zeugen, das ich weder
gefahr, mühe, noch ungelegenheit ansihe, wan ich nuer e. May.×
nuzlich dienen khan. Es hat mich aber das bose fieber also zuegericht,
das ich mich selbst khaum mehr khenne und wol befinde, das ich
diser verrichtung der notturfft nach nit vorstehen khan und also
der entlassung zum höchsten bedürfftig bin, darumb ich dan
und das diser mein curier nicht, wie vor disem beschehen, aufge
halten, sondern unverzüglich widerumb abgefertigt werde, aller
gehorsambist bitte.

Mich e. May.× zu beharrlichen kay. gnaden
allerunderthenigist bevelhend.


E. röm. kay. May.×
allerunderthenigster
unnd gehorsambster
Hanns Jacob Kurtz
von Senfftenau m.p.×

P.S. [8]

11
P.S.
E Allergnedigster khayser und herr, e. kay. May.× berichte ich
ferners, des [chiffre] [9]
[chiffre]

12
Was wir sonsten der vorstehunden comission halber conver
sationsweiß, dan ich mich sonsten auß mangl information,
waß bißhero tractirt worden, nicht einlassen dörffen,
miteinander conferirt, hab ich herrn graffen von Traut
manstorff×
zu verscheuung e. kay. May.× noch längs
zuegeschriben, der würdt es derselben der notturfft nach
referirn. Ich aber thue mich e. May.× nochmallen aller
underthenigist und gehorsambist bevelhen.

13
Gleich wie ich diß schreiben fortschikhen wöllen, ist mein curier ankhomben, aber von e. kay.
May.×
khein andere verordnung mitgebracht, alß das ich sy meiner ankhonfft nach Ofen×
ungesaumbt erindern solle. Das beschieht wie obsteht allergehorsambist undt bitt
nochmallen allerdiemüetigist, e. kay. May.× wollen in ansehung meiner beschwärlichen
leibsschwacheit mich von dem visir ganz ernstlich abfordern und der vorstehenden
comission entheben, gegenwertigen meinen curier unverzüglich abfertigen undt mir
die begerte nachrichtung in ainem und dem andern sambt der vertrösten persohn oder
wenigist der acten beynebens allergnädigst zuekhomben lassen.


Hanns Jacob Kurtz m.p.×
[9a] [9b] [9c] Expedit aufzuheben 19. Aug [1]624
[10]

14
A Auß welchem allem unschwar abzunemben, das der visir×
gesinet, mich biß zu ervolgender satifaction für ein under
pfandt in handen zu behalten. Welches e. May.× nicht allein
schimpflich, sondern auch in mehrweg nachtailig sein wurde,
in dem sich niemandt mehr zu dergleichen verrichtungen wurde
wollen gebrauchen laßen, wan ein gesandter dergleichen
privat gräniz zerungen halber nieder khommen und
glauben solte aufgehalten werden, geschweigendt deß
schweren uncosten, so e. May.× auf mein underhaltung
nit sovil persohnen und pferdten aufgehen wurde.

15
B Damit ich lenger nit aufgehalten werde, sondern
deem visier× vertröster maßen satisfaction gegeben werde.
Welches dan meines geringfiegigen erachtens, wo nicht durch
andere, schleinigere mitl, doch wenigist durch be
firderung deß herrn graffen von Althaimbs× herab
raißens und anfangung der vorstehundten commission
wierdet beschechen khünen.

16 C Und meiner persohn halber den visier auf daß
ernstlichist und beweglichist zuezuschreiben und begern,
das ich beschechener versicherung gemäß alßbaldt und
unaufgehalten vortpaßiert werde. Weilen
aber solches sonsten einen geringen effect besorglich
haben würde, alß bitt ich benebens entweder
mier oder dem visier× selbsten anzudeuten, auf
waß weis und weg ihme die begerte satisfaction
zu laisten, und wan sie deß herrn graffen von
Althaumb×
herabraiß und den anfang der commision
ihres thails ins werkh zu setzen allergnädigst gesinnt
sein.

[11]

17
D ISonsten, allergnädigister khayser und herr×, als des
Bethlemb alhie anweßendter gesander×, wie er
vermeldt, auß seines herrn× bevelh bey mir gewest,
sich in deßen namben viller freundtschafft und sonder
baren beistandts bey vorstehundter commission erbotten.
Benebens [? erindterndt], e. May.× sollen sowol
ihrer alß deß Bethlem× mit den Türggen ann
gränizte länder, alß der sich befleißen, den friden
mit gedachten Türkhen zu erhalten, mit austruckh
lichen vermeldt, e. May.× haben ihne, Bethlemb,× schrifft
lich ersuecht, sich bey vorstehundter commision entweders
persöhnich oder durch seine gesandte den friden zum
besten gebrauchen zu laßen, welches er den zuthain
ehrbietig sey.

18
Weillen ich nun destwegen, was villeicht vorgeloffen
sein möchte, und ob dise ersuechung vorgebendermaßen
beschechen, von e. May.× ainzige nachrichtung nicht habe,
alß bin gegen den gesandten× in generalibus verbliben,
mit vermelden, der Bethemb× werde ohne zweifel
die beßen offitia, so er allß ein feindt bey der Portten
gelaistet, an ietzo alß ain freundt mit desto beßern
compensiern.

19
Mier zweifelt aber im wainigisten nit ,e. May.× werden
hierinen genuegsamblich gewarsamb gehen und wol wißen,
wie wait sie zu thraauen geben. Im wichtigen bedenkhen,
das sich der visier× alhier selbsten verlauten laßen, er,
Bethlemb,× trachte mit allermacht sich in dise commission
mit einzumischen und vertröste noch alleweil, wan er
von den Türggen gebraucht werde, den friden ihrer seits
in mehrweeg zu verbeßeren. Was hierauß [12]
abzunemben und wie weit einen und den anderen
glauben zu geben, werden e. May.× allergnedigist woll
wißen, mier hatt gebirt, daßelbe pflichtigermaßen
in underthenigkheit zu berichten. I

20
Bitt nachmahlen allerdiemiettigist, e. May.× wollen
mich auß dißer unverhofften gefänkhnus auf
das allerehiste mit kay. gnaden erledigen und ihnen
selbsten ire großen, beschwerlichen spesa, so auf mein
underhaltung aufgehet, abhelffen. Dan da ich baldt
entlaßen wurde, so hab ich noch geldt zum haimbziehen,
da ich aber lenger als dits monat aufgehalten wurde,
mechte ich e. May.× umb neue verordnung molestirn.
Das überig volgt unaußgesezter ein schreiben etc.

21
P.S.
E Allergnädigster khayser und herr, e. kay. May.×
bericht ich verners, das ich thails selbst gesehen, thails
glaubwierdig vernomben, das alberait etlich 1.000
man zu roß und fueß alhie beisamben sein und noch
mehr in anzug und da gleich ankhomben, das auch
die sodateschkha sehr schwierig und mit gewaldt von
den visier× erlaubnus begeren, sich der zuegefiegten schäden
und deß noch continuirten straiffens halber zu rechen,
wie dan khurz vor meiner hieherkhonfft schon ein halber
tumuldt soll erweckht sein worden. Dahero
zu besorgen, das die commision unnd sonderlich deß
herrn graffen von Althaimb× herabkhonfft mit der
begerten satisfaction in die leng solte verschoben werden, [13]
die soldateskha mechte proprio ender motu
einen straiff oder ander ungelegenhait fürnemben
und von dem visier× nicht khunden abgelaßen werden.
E. May.× werden ungezweiflentlich auf das ein und
das ander, und das sie sich auf einen solchen fahl nicht
bloß befinden, der notturfft noch gedacht sein.

22
Nach deme ich diß alles geschriben, hab ich ungefähr
ein gehaimbe audienz von den visier× erlangt, darinen
ich mich zum höchsten beclagt, daß ich eines solchen
privat granitz handls halber wider meinen willen
alhie aufgehalten werde. Er aber hat ver
meldt, ist eß bescheche nicht von deßen, sondern
von deß gemainen nutzen wegen und e. May.×
resolution zu erwartten, ob sie mich nach hauß
abfordern oder noch lenger alhie zu verbleiben
anbevelhen werden, mit disen verhaißen, das
man mich e. May.× abfordern, er mich lenger nit
aufhalten wolle, obwoll ich nun dißen kheinen
volkhomenen glauben setze. So biet ich doch nochmahlen
e. May.× in diefister diemuet, sy geruchen
ihme, visier,× alle entschuldigung zu benemben und zu
widerbringung meiner gesundheit mich bey gegen
wertigen curier× mit allem ernst abzufordern,
damit ich noch lenger deroselben einen gethreuen
dienner abgeben möge. Ut sequitur in litteris.