Allerdurchleichtigister.
Allegnädigster khayser und herr, es werden e. röm. kay. May. durch meinen
von Sophia auß
deroselben zuegeschikhten curier meinen aufbruch zu
Constantinopl sambt andern umbständen
allergnädigst vernomben haben.
An iezo berichte ich
dieselbe allergehorsambist, das ich den 6. dits alhie
zu Ofen Gott lob glükhlich
ankhomben und fast mit der ganzen alhie
anwesenden
soldatesca einbeglaitet worden. In gestriger, bey dem herrn
visir gehabten
audienz hat er sich des ein zeit hero fast unaufhörlich unser
seits beschehenden straiffens und raubens,
sonderlich aber des neulich
bey Pentelin beschehenen angriffs und wegnembung einer
ansehenlichen
summa gelts und geltswert zum
hefftigisten und ernstlichisten bekhlagt,
mir
einen gefangenen fürgestellet, wellicher vermög beyligender urgieht
außgesagt, das sie von den bevelchshabern zu Raab und Comorrn auf
die tscheittä außgeschikht
und den raub under sie offentlich auß⸗
gethailt, ja noch selbiger orthen ungescheühet verkhaufft werde, welches
er dan für khein anzaigung einer
fridfertigkheit erkhenen khinde,
sonderlich weilen
e. May. auf sein beschehenes ersuechen der
satisfaction
halber und überschikhte specificirte
verzaichnus der zuegefüegten
schäden ihme gar
khalt und generaliter geantwortet, auch die sachen
(ungeacht herr graf von Althaimb sich
ungesaumbt auf die gränzen
zu verfüegen und
gebürliche satisfaction zu laisten versprochen) schon
ein guete zeit hero aufgeschoben werden wölle, dannenhero die
notturfft erfordere, das ich e. May. deßwegen zueschreibe undt
mich entzwischen, biß die gebürliche satisfaction ervolge, alhie
aufhalte p.
Hierauf ich ihme, visir geantwortet, das mir zwar von disem handl außer,
was ich underweges obiter gehört, nichts bewust,
noch vil weniger, was
etwan dessentwegen an e. May. gelanget, oder wessen sie sich
drüber möchten erclärt haben. Dessen aber sey ich
vergwisset, - 2 -
das solliches ausser deroselben bevelch, ja zu
sonderbahrem e. May.
mißfallen beschehen, das auch dieselben die
ienigen, so sich dessen under⸗
standten und auf die es beweißlich nach ungnaden bestraffen und der⸗
gleichen excess in das khünfftig
unzweiffentlich einstellen werden.
Der restitution
halber wisse ich zwar e. May. aigentliche
intention
nicht, vermuete aber gänzlich, weilen der
herr vesir deroselben sonsten
nach dem besten bevolhen und sie dero liberalitet
gegen ihme alberait
in mehr weg scheinen lassen,
sie werden ihne diß fals nit lassen in
schaden
stehen, ungeachtet dieselbe wider die Türkhen des vergangenen
einfalls, rauben, brennen und hinwegg führung so
viler tausent
gefangenen ohne comparation vil ein
stärkhere praetension hetten.
Derohalben ganz
unnoth sein werde, das ich mich deßwegen in die
läng alhie aufhalte, sondern ich werde villeicht personlich bey e. May.
vilmehr alß durch schreiben richten khinden, damit
der herr visir
satisfaction bekhombe. Da hergegen e. May. hoch empfinden wurden,
wan diser sachen halber dero gesandter wider seinen
willen (zugegen
beschehener schrifftlichen
assecuration) solte aufgehalten werden, zu
deme
ich schon alberait so lang über die bestimbte zeit außgewest
und mich meines noch immerwehrenden beschwärlichen fiebers halber
in so üblem standt befinde, wie mein gestalt
selbsten genuegsamb
beweise, geschweigendt, das
e. May. ganz beschwärlich fallen
wurde, mich mit einer so grossen anzahl volkhs und
pferdt alhie
zu underhalten, weillen derselben
ohne das auf dise legation so vil
aufgangen, das
sie bedenkhen haben würden, sollicher gestalt so bald
mehr ainen gesandten zu schikhen.
Ich hab aber mit allen disen und noch viel andern
einwendungen anderst
nichts erhalten khinden, alß
das der visir begehret, ich solle e. May.
- 3 -
zueschreiben und mein ankhonfft, benebens auch
sein ernstliche pretension
wegen erstattung diser
neulich zuegefüegten schäden, zu wissen thuen,
und
darauf erwarten, was sich e May. für ein
satisfaction
zu geben erclären werden, und ob ich
länger alhie verbleiben oder
mich vollendts nach
hauß begeben solle.
A [chiffre]
Und das ich mich wegen meines schon ein ganzes jahr
lang wehrenden
beschwärlichen fiebers nit allain
zum negocirn ganz untauglich,
sondern also
beschaffen befinde, das da ich nit von e. May.
auß
sonderbahren kayserlichen gnaden (darumb ich
dan allerdiemüetigist
bitte) mit dem eheisten
erledigt würde, ich mich lebens gefahr un
fälbarlich zu besorgen habe.
Derowegen, allergnädigster kayser und herr, so
stehet zu e. kay. May.
mein allerunderthenigiste, ungezweifelte
zuversicht, sy werden in
allergnedigster
betrachtung, das mir dise verrichtung nicht länger alß
auf sechs oder längist acht monat lang aufgetragen worden, undt - 4 -
dennoch schon mehr alß ein jahr verflossen, dahin
gedacht sein, [chiffre]
B
[chiffre]
dem visir vertröstermassen satisfaction gegeben werde.
[chiffre]
Welliche comission halber
sich herr visir gegen mir erclärt, das
welliche stundt herr graf von Althain herab khomben werde, er
seines thails gleichsfalls alle notturfft verordnen
und dieselbe
khaineswegs saumen wölle, bey deme
ich es, weilen ich einige nach⸗
richtung hab, was biß dato hierinnen gehandlt worden, bewenden
lassen.
Interim aber bitt ich allerunderthenigist und
flehentlichist, e. May.
geruhen gegenwertige aigne persohn nahmens Christoff Khnoll,
welchen
ich mit e. May. cammerer herrn Draßkhowitz (so
auf sein begehren und damit er selbsten zeugnus
geben khündte, was
massen ich mir e. May. dienst authoritet und reputation hab
lassen angelegen sein und in was üblen standt
ich mich gesundtheit
halber befinde, von mir
entlassen worden) zue dem ende hinauf
geschikht,
damit er mir e. May. allergnädigst antwort auf
das
schleünigste widerumb zurugg bringe, mit dem
allereheisten
C [chiffre]
- 5 -
[chiffre]
Weillen ich auch ainige information nit hab, was
bißhero zwischen e. May.
und dem visir so wol diser schäden pretension alß der comission halber
fürüber gangen, derselben aber e. May. zum besten hochnotturfftig
bin, alß bitt ich gleichsfals allergehorsambist, mir aintweders
ein wol instruirte persohn, so mich deßwegen
informirn und deren
ich mich auch zum negocirn
(weil mir meine beste leüth fast all khrankh)
gebrauchen, und villeicht auch da es vonnötten, alhie hinder mir verlassen
khinde, oder aber aufs wenigist die in disen zweyen
puncten hin und
wider gewexlte schrifften und acta
bey gegenwertiger gelegenheit
zuezuschikhen.
D [chiffre] - 6 -
[chiffre]
Bitt nochmallen allerdiemüetigist, e. May. wöllen [chiffre] - 7 -
[chiffre]
Mein persohn betreffendt nimb ich Gott zum zeugen,
das ich weder
gefahr, mühe, noch ungelegenheit
ansihe, wan ich nuer e. May.
nuzlich dienen khan. Es hat mich aber das bose
fieber also zuegericht,
das ich mich selbst khaum
mehr khenne und wol befinde, das ich
diser
verrichtung der notturfft nach nit vorstehen khan und also
der entlassung zum höchsten bedürfftig bin, darumb ich dan
und das diser mein curier nicht, wie vor disem
beschehen, aufge⸗
halten,
sondern unverzüglich widerumb abgefertigt werde, aller⸗
gehorsambist bitte.
Mich e. May. zu beharrlichen kay.
gnaden
allerunderthenigist bevelhend.
E. röm. kay. May.
allerunderthenigster
unnd gehorsambster
Hanns Jacob Kurtz
von Senfftenau m.p.
- 8 -
P.S.
E Allergnedigster khayser und herr, e. kay. May. berichte ich
ferners, des [chiffre] - 9 -
[chiffre]
Was wir sonsten der vorstehunden comission
halber conver⸗
sationsweiß, dan ich mich sonsten auß mangl information,
waß bißhero tractirt worden, nicht einlassen
dörffen,
miteinander conferirt, hab ich herrn
graffen von Traut
manstorff zu verscheuung e.
kay. May. noch längs
zuegeschriben, der
würdt es derselben der notturfft nach
referirn.
Ich aber thue mich e. May. nochmallen aller⸗
underthenigist und
gehorsambist bevelhen.
Gleich wie ich diß schreiben fortschikhen
wöllen, ist mein curier ankhomben, aber von e.
kay.
May. khein andere verordnung
mitgebracht, alß das ich sy meiner ankhonfft nach Ofen
ungesaumbt erindern solle. Das beschieht wie
obsteht allergehorsambist undt bitt
nochmallen
allerdiemüetigist, e. kay. May. wollen in
ansehung meiner beschwärlichen
leibsschwacheit
mich von dem visir ganz ernstlich abfordern und der vorstehenden
comission entheben, gegenwertigen meinen curier
unverzüglich abfertigen undt mir
die begerte
nachrichtung in ainem und dem andern sambt der vertrösten persohn oder
wenigist der acten beynebens allergnädigst
zuekhomben lassen.
A Auß welchem allem
unschwar abzunemben, das der visir
gesinet, mich biß zu ervolgender satifaction für
ein under⸗
pfandt in handen
zu behalten. Welches e. May. nicht allein
schimpflich, sondern auch in mehrweg nachtailig
sein wurde,
in dem sich niemandt mehr zu
dergleichen verrichtungen wurde
wollen gebrauchen
laßen, wan ein gesandter dergleichen
privat gräniz
zerungen halber nieder khommen und
glauben solte
aufgehalten werden, geschweigendt deß
schweren
uncosten, so e. May. auf mein underhaltung
nit sovil persohnen und pferdten aufgehen
wurde.
B Damit ich lenger nit
aufgehalten werde, sondern
deem visier vertröster maßen satisfaction gegeben
werde.
Welches dan meines geringfiegigen
erachtens, wo nicht durch
andere, schleinigere
mitl, doch wenigist durch be⸗
firderung deß herrn graffen von Althaimbs
herab⸗
raißens und
anfangung der vorstehundten commission
wierdet
beschechen khünen.
C Und meiner persohn halber den visier auf daß
ernstlichist und beweglichist zuezuschreiben und
begern,
das ich beschechener versicherung gemäß
alßbaldt und
unaufgehalten vortpaßiert werde.
Weilen
aber solches sonsten einen geringen effect
besorglich
haben würde, alß bitt ich benebens
entweder
mier oder dem visier selbsten anzudeuten, auf
waß weis und weg ihme die begerte satisfaction
zu laisten, und wan sie deß herrn graffen von
Althaumb herabraiß und den
anfang der commision
ihres thails ins werkh zu
setzen allergnädigst gesinnt
sein.
D
ISonsten, allergnädigister khayser und herr, als des
Bethlemb alhie
anweßendter gesander, wie er
vermeldt, auß
seines herrn bevelh bey mir gewest,
sich in deßen namben viller freundtschafft und
sonder⸗
baren beistandts
bey vorstehundter commission erbotten.
Benebens
[? erindterndt], e. May.
sollen sowol
ihrer alß deß Bethlem mit den Türggen ann⸗
gränizte länder, alß der sich befleißen, den friden
mit gedachten Türkhen zu erhalten, mit
austruckh⸗
lichen
vermeldt, e. May. haben ihne, Bethlemb, schrifft⸗
lich ersuecht, sich bey vorstehundter commision
entweders
persöhnich oder durch seine gesandte
den friden zum
besten gebrauchen zu laßen,
welches er den zuthain
ehrbietig sey.
Weillen ich nun destwegen, was villeicht
vorgeloffen
sein möchte, und ob dise ersuechung
vorgebendermaßen
beschechen, von e. May. ainzige nachrichtung nicht habe,
alß bin gegen den gesandten in generalibus verbliben,
mit vermelden, der Bethemb werde
ohne zweifel
die beßen offitia, so er allß ein
feindt bey der Portten
gelaistet, an ietzo alß
ain freundt mit desto beßern
compensiern.
Mier zweifelt aber im wainigisten nit ,e. May. werden
hierinen genuegsamblich gewarsamb gehen und wol wißen,
wie wait sie zu thraauen geben. Im wichtigen
bedenkhen,
das sich der visier alhier selbsten verlauten laßen, er,
Bethlemb,
trachte mit allermacht sich in dise commission
mit einzumischen und vertröste noch alleweil, wan er
von den Türggen gebraucht werde, den friden ihrer seits
in mehrweeg zu verbeßeren. Was hierauß - 12 -
abzunemben und wie weit einen und den anderen
glauben zu geben, werden e. May. allergnedigist woll
wißen, mier hatt gebirt, daßelbe pflichtigermaßen
in underthenigkheit zu berichten. I
Bitt nachmahlen allerdiemiettigist, e. May. wollen
mich auß dißer unverhofften gefänkhnus auf
das allerehiste mit kay. gnaden erledigen und ihnen
selbsten ire großen, beschwerlichen spesa, so auf
mein
underhaltung aufgehet, abhelffen. Dan da ich
baldt
entlaßen wurde, so hab ich noch geldt zum
haimbziehen,
da ich aber lenger als dits monat
aufgehalten wurde,
mechte ich e. May. umb neue verordnung molestirn.
Das überig volgt unaußgesezter ein schreiben etc.
P.S.
E Allergnädigster khayser und herr, e. kay. May.
bericht ich verners, das ich thails selbst
gesehen, thails
glaubwierdig vernomben, das
alberait etlich 1.000
man zu roß und fueß
alhie beisamben sein und noch
mehr in anzug
und da gleich ankhomben, das auch
die
sodateschkha sehr schwierig und mit gewaldt von
den visier erlaubnus begeren, sich der
zuegefiegten schäden
und deß noch continuirten
straiffens halber zu rechen,
wie dan khurz vor
meiner hieherkhonfft schon ein halber
tumuldt
soll erweckht sein worden. Dahero
zu besorgen,
das die commision unnd sonderlich deß
herrn
graffen von Althaimb herabkhonfft mit
der
begerten satisfaction in die leng solte
verschoben werden, - 13 -
die soldateskha mechte proprio ender
motu
einen straiff oder ander ungelegenhait
fürnemben
und von dem visier nicht khunden abgelaßen werden.
E. May.
werden ungezweiflentlich auf das ein und
das
ander, und das sie sich auf einen solchen fahl nicht
bloß befinden, der notturfft noch gedacht sein.
Nach deme ich diß alles geschriben, hab ich
ungefähr
ein gehaimbe audienz von den visier erlangt, darinen
ich mich zum höchsten beclagt, daß ich eines
solchen
privat granitz handls halber wider
meinen willen
alhie aufgehalten werde. Er aber
hat ver⸗
meldt,
ist eß bescheche nicht von deßen, sondern
von deß gemainen nutzen wegen und e. May.
resolution zu erwartten, ob sie mich nach hauß
abfordern oder noch lenger alhie zu
verbleiben
anbevelhen werden, mit disen
verhaißen, das
man mich e. May. abfordern, er mich lenger nit
aufhalten wolle, obwoll ich nun dißen kheinen
volkhomenen glauben setze. So biet ich doch
nochmahlen
e. May. in diefister diemuet, sy geruchen
ihme, visier, alle
entschuldigung zu benemben und zu⸗
widerbringung meiner gesundheit mich bey gegen⸗
wertigen curier mit allem ernst abzufordern,
damit ich noch lenger deroselben einen
gethreuen
dienner abgeben möge. Ut sequitur in
litteris.