Allerdurchleichtigister. p.
1
Allergnedigister herr×, p. Ich hab e. kay. Mt.×
daß ienige, so sich in meiner negotiation alhie biß
auf
den 23. tag nechst
verwichenen December verlofen
so wohl
durch aignen poten oder currier zue fueß
(wie man
die pauren alhie, welche man mit briefen hin und
wider schickht, zue nennen pflegt) alß auch über Venedig×,
durch ein dupplicat außfüehrlich
in underthenigkait
berichtet, seithero aber
ainigen buechstaben von hoff
auß empfangen,
welches e. Mt.× kayserlichen
dienst befürderung sehr schädlich, weilen ich daß
ienige, waß sich drausen zuetragt, offt mahls
von
villen übeln affectionierten leüthen und ohne
gewissen
grundt vernemmen mueß unnd demnach meine
handlungen auf khain gewißes fundament setzen
khan.
Da entgegen ich offtmahlen vill anderst und
nutzlicher
procediern khöndte, wann ich von hoff
auß deß gewissen
grundts bericht wurde, reuet mich
demnach offtmahl,
daß ich nicht e. Mt.× vor meinem verraissen
allerunderthenigist gepetten, sovil daran zue wagen
und mier alle monat einen aignen currier
hereinzue⸗
schickhen, dann
der nutzen den uncosten gewiß wurde
reichlich
bezahlt haben.
2
Diße tag hab ich von den Türggen und anderwertes
vernomen, daß e. Mt.× mit dem Bethlehem× ein anstandt
auf acht monat lang getroffen, und daß wohl er
alß die ime zuegezogene Türckhen sich nuhn mehr
gantz [2]
und gar auß e.
Mt.× landten retiriert
haben sollen. Weilen
ich aber von hoff auß nach dessen
ainige
nachrichtung, ob solches aigentlich und mit
waß
conditionen es beschehen, so khann ich mich
diser
zeitung, so ich ahn ir selbsten verguet halte,
nicht recht geprauchen, hoff täglich ein redste gwiß⸗
hait auß befelch e. Mt.× zu vernemmen.
3 Interim
hab ich kein stundt gefeürt, sondern in
manglung der
allergnädigst von e. Mt.× beschehenen verordnung
deß wechßelbriefes, welchen ich noch nit empfangen, auf
mitel gedacht, wie ich sonsten mit gueter
expedition
möchte von hinen khommen. Ich hab aber,
allergnädigster
herr unnd kaißer×, im werckhe wahr befunden, daß der
weiße
Salomon× ohne gelt bey den Türckhen nichts richten
wurde, hab auch erfahren, daß diße mein ambassada
in solchen concept bey den Türckhen gepracht
worden,
alß ob ich ganze fuehren mit thallern,
dieselben under
sie außzuetheillen, mit herein
gebracht hette,
dahero ich bey dem oberisten vesier× zue ainiger
privat audienzen biß dato nit gelangen khünen,
sondern bin genötigt worden, ime ein gelt present
über daß ienige, so er in e. Mt.× nammen
albereit
empfangen, nit allem ins khünfftig,
sondern noch
vor der audiez einzuehendigen, ver⸗
haissen. In gleichen hat der Ale
aga×, ietz⸗
iger
chausbascha unnd deß vesiers von Offen×
agent alhie, von deme alle meine sachen und
expeditionen
dependiern, ein ergäbige recompens
pretendiert, [3]
mit betrouung, daß er sich sonsten der sachen ganz
ent⸗
schlagen unnd mich
gleich wohl machen lassen wolte.
4
Wie ich e.
Mt.× vor 14 tagen über Venedig× weith ⸗
leüfig berichtet, bey solchen
difficulteten unnd (in
vermanglung e. Mt.× wohl angesehener provision)
zue haißen ainzigen haller gelts, bin ich getrungen
worden
zue sehen, ob ich durch mitel
verschreibungen und obliga⸗
tionen etwaß auftreiben möchte. Unnd bin mit dem
Ali aga× biß dato in tractation gestanden,
ob er
sich seines thails mit 8.000 reichsthaller
für die ienigen
gueten officia, so er biß dato
seinem berüehemen nach
prestiert unnd noch ins
khünfftig wohl prestiern
khan, contentiern, für
den oberisten vesier× ein
present per 5.000 thallern zue wegen bringen unnd
hergegen von mier ein obligation per 13.000
thaller,
unnd, daß ime solche vor meinem verraißen
von
Offen×
bezahlt werden sollen, ahnnemen wolte, doch
mit
dißen gwißen conditionen, daß deß vesiers
von Offen× plenipotenz in den ienigen dem
ietz⸗
igen friden gantz
zuewiderlaufenden puncten,
darvon ich e. Mt.× vor dißem angedeutung
gethan, corrigiert, derselben alßbaldt ein
aigne persohn mit der gebräuchlichen confirmation
deß fridens von dißem neuen sulthan× zuegeschickht,
ich hernacher mit dem eheisten und aufgehalten
von hinen abgefertigt, durch ine, Ale
aga×, ins
khünfftig e. Mt.× dienst alle befürderung
gelaistet und mit dero residenten×
alhie alle
vertrauliche guete correspondenz
gehalten werde. [4]
5
Welche conditiones meines erachtens eines
solchen gelts wohl würdig unnd mier zwar
mit worten gantz steüff verhaissen worden,
weilen mier aber der Türkhen natur diße
kurze zeit über zimblicher massen bekhandt
worden, so hab ich für bedenckhlich gehalten,
mich auf die blose worth zu verlassen, sondern
gegen meiner verschreibung ein andere contra
obligation begert, deren wüer noch biß dato
nit haben ains werden khönnen. Kan demnnach
e. Mt.× in
dißem particular für dißmahl
keinen weitern
allerundertheinigisten bericht
thuen.
6Wen diße negotiation ablaufen
möchte, soll aber
ins khünfftig aintweder durch
aignen currier oder
anderwerts beschehen, allein
zweiflet mier nit,
e. Mt.× werden hierauß
höchsterleucht abnemen, in waß große difficul ⸗
teten mich in mangl des mir
von e. Mt.× wolgegöndten
wexelbrieff gerathe, und daß ich (da ich
dessen were habhafft worden) mit e. kay. Mt.×
nutzen und reputation deroselben negotio albereith
verrichtet undt villeicht hette im zuruckhweeg
sein khünnen, da ich auf dise weiß auch in
meiner
taglichen underhaltung in kurze werde mangl
leiden und villeicht noch destwegen in spott
und schaden wurde gerathen müessen. Bitte dem
nach aller undertheinigist und instendig, e. kay.
Mt.×
wolten mir auf alle fähl, es sey destwegen [5]
verordtnung beschehen oder mir ein duplicat von
disem wexelbrieff bey eignen currier allergnädigst
zuschickhen und mich deroselben kay.
vertröstung,
daß ich gewißlich nit sol gelassen
werden, in
angeborner milde geniessen lassen. Will
hergegen gewißlich khein thaller anderst alß zu
e. Mt.×
höchst ersprießlichen diennsten
verwenden.
Undt thue mich deroselben zu
beharlichen kay. gnaden gehorsamist empfelhen.
Constantinopl × den 6 Januarii. 1624.
Kurz×