Allerdurchleichtigister. p.
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Allergnedigister khayser und herr×. Nach dem ich
den 9. vergangenen monats
Novemberis, Gott lob, glükhlichen (ausser ainer beschwärlichen leibs
indiposition)
hieher× angelangt, und dem gebrauch nach mit aller gewönlichen ehrerbietung
empfangen und einbelait worden, hette ich nicht
anders gewüntschet, alß
e. kay. May.× solliche meine ankhonfft mit dem eheisten zu
wissen
zu thuen, es seind aber die Türkhen
sonderlich im anfang dermassen so voller
verdacht
gewest, das ich hierzue khain fuegsambe gelegenheit bekhomben
khünden. Zuedeme, so hab ich wol erachten khönnen,
das e. May.× nit allein
meine ankhonfft, sondern auch, wie sich die negotia
anlassen wurden, zu ver⸗
nemben begirig sein möchten, darvon ich aber sonderlich darumben deroselben
im wenigsten khein nachrichtung hette geben
khönnen, weilen der curier, so
ich e. May.× wegen umbschreibung der credentialen
von Grichischweissenburg×
auß zuegeschickht, wider verhoffen also lang
außgebliben, das ich nit
allain nit hab wissen
khünden, was [chiffre] sondern auch umb willen ich nach
müglikheit [chiffre]
bald in [chiffre] , wie e.
May.× zu meiner hinaußkhonfft in underthenigkheit weitlufftig
sollen
berichtet werden.
2Es hat aber Gott der allmechtige sein gnad geben, das
bemelter curier etlich wenig tag vor meiner audienz bey dem sultan×
alhie angelangt, darauf dann dieselbige glükhlich
und wol abgangen,
e. May.× present, die ich gleichwol auß noth und guetachten
der
ienigen, so sich für e. May.× und des fridens freünd rühmen, mit etlich
stukhen gold und seiden wahren vermehret, mit
sonderm willen [2]
angenomben und fast gelobt worden, darauf ich dan
auch bey dem grossen×
und allen andern visirn in der ihnen über alle
macht gelaisten visita
(weillen ich mich mit einer
drifachen quartana, so mich täglich besuecht,
noch
immerdar beladen befinde) alle erwüntschte vertröstung emp⸗
fangen, das nämblich durch außtrukhliche
comandamenta alles
volkh vom Betlhlen Gabor× abgefordert und dem visir von Ofen× plenipotenz,
den friden auf all mitl zu erhalten, werde erthailt werden. Weilen
mir aber nit unbekhandt, das bey [chiffre] alß hab ich mich beflissen,[chiffre]
zu bekhomben und darauß befunden,[chiffre] etliche beschwärliche, der capitulation
ganz zu widerlauffende clausuln in sich haltet, dahero ich in willenß,
heut oder morgen [chiffre] zu begehren und mich dennoch dahin zu bemühen,
daß solliche clausuln, wo nit ganz außgelassen,
doch wenigist moderirt
werden.
3Die fürnembste darunder ist, [chiffre]
ihnen aber zur antwort geben, das hierauf kheines
wegs zu gedenkhen,
die capitulation in acht zu
nemben und für gewiß zu halten, das e. May.×,
eheunder das ganze Römische Reich× aufmahnen, alß hierein consentirn
wurden. Etliche andere praeiudicirliche anzüg wil
ich, wie oben gesagt,
nach müglikhait
widerfechten, zweifle aber, ob ich etwas außrichten
würde, weilen / ich
haubtsächlich befinde, [chiffre] und [chiffre]
und [chiffre] dahero dan e. May.× umb so
vil höchstverrnünfftiger handeln,
[chiffre]
4
Bey dem curier habe ich neben andern von e.
kay. May. ein allergnedigistes
schreiben
empfangen, darinen sy mich in kay. gnad erinern, das sy die
verordnung gethan, [chiffre] destwegen ich mich dann
gegen
e. kay. May.× allerunderthenigist bedankhe
und hette in [4]
warheit [chiffre] da mir der wexl brieff
bey disem
curier wäre zuegeschikht worden, vil guets verrichten, auch der
[chiffre]
Hab ich aber in effectu nichts empfangen, ausser
eines [chiffre] das er seinen correspondenten [chiffre]
zueschreiben und hernach die verordnung thuen
wölle. / Wievil
aber an diser zeit verlierung e. May.× und dem gemainen wesen gelegen,
ist auß deme leichtlich abzunemben, das [chiffre]
welliches dan e.
May.× ohne zweifel genuegsamb betrachtet, in dem sy
dise hochnottwendige verordnung also fürderlich fürgekhert, zweifelt
mir auch nit, e.
May.× wissen nit anderst, alß das dasselb schon ins
werkh gerichtet worden sey. Es ist aber, allergnedigister khayser
und herr, noch nit beschehen und wais Gott, wan ich
dessen zu gewarten.
5Interim erfodert die notturfft, [chiffre] zu Wien× kheine
ainige meldung beschehen und doch unumbgänglich
seind, geschwaigend, welches
alles mir ganz und
gar [chiffre]
unmüglich, weilen ich alhie alles bißhero auß
meinem beütl zehren,
und bey diser ungewönlichen
teurung ein unglaubliche spesa auf⸗
wenden mueß. Dan obwoln mir die Türkhen einen tayn oder underhal ⸗
tung von 8.000 asperl des
tags offerirt, so ist aber solliches bey iezigen [5]
hohen werth des gelts alhie, in dem alle münzsorten
mehr alß doppelt
gestigen, ein so spöttlichs,
sonderlich weiln ohne das khaum der halbe
thail
dessen, was man verhaist, bezalt würdet und andern vorfahrern
meines gleichen ein mehrers geraicht worden, das ich noch auf dato
von e. May.×
reputation und einer khonfftigen consequenz wegen
nichts annemben wollen. Dahero leichtlich abzunemben, wie hoch ich
[chiffre] und das ich
ohne demselben
nicht [chiffre] oder [chiffre] sondern [chiffre]
Bitt dennoch allerunderthenigist, sy geruhen an
orth, wo es etwan
hafftet, die allergnedigiste,
ganz ernstliche verordnung zu thuen, damit
ich
wider deroselben außtrukhliche intention nit lang mehr darmit
aufgehalten werde.
6
[chiffre]
werden e.
May.× auß dero residenten herrn Lustriers×
bericht, deme ich solliches meiner leibsschwacheit
halber aufgetragen,
zum thail vernemben. Khainen
aigentlichen grund khan man nit
wol penetrirn, dan
obwol der rebellisch Abasa× mit einem
starkhen kriegsvolkh nicht vil über acht tag raiß
von hinen sich
befindet und ihr etlich der
mainung, daß [chiffre] so sein doch
hinwiderumb
etliche der mainung, es seye ein haimblicher verstandt
zwischen dem sultan× und ihme×
[chiffre] Die warheit würdt
die zeit in
khürze entdekhen. Dem eüserlichen erzaigen nach sein [chiffre]
aintweders wissen sy, das sie sich [chiffre] der [chiffre]
7
Obbesagten Lustrier× hab ich ursach e. kay. May.×
auf das beste zu
recomendirn, weil er ihme
deroselben negotien nach eüseristen
vermögen
angelegen sein lasset, und ich mich seiner in diser krankheit
unerpörlich gebrauche. Ich wil mich desto mehr
befleissen, mich aufs
eheist von hinen zu
expedirn, derweilen ich sehe, das e. May.×
dienst durch ihme, Lustrier×, eben so wol, alß ob ich personlich zu
gegen wäre, und mit wenigern unkhosten würdet
khönnen
versehen werden.
Entzwischen thue ich mich e. kay. May.×
zu beharlichen kay. gnaden allerunderthenigist
und gehor⸗
sambist
bevelhen.
E. röm. kay. May.×
allerunderthenigister
unnd gehorsambster
Hanns Jacob Kurtz
von Senfftenau m.p.×
8
P. S.
Allergnedigister kayser unnd herr, dieweil ich verhoffe,
mich nicht so gaar lang mit der hülf Gottes alhie auf⸗
zuhalten, so hab ich gleich den Johann Paulo Damiani×, so das
agenten ambt ein zeit lang alhie versehen,
interim bei mir
behalten. Den befinde ich in
e. Mt.× diensten mit verrichtung
alles deß ienigen, so ihne anbefohlen wirdet,
fleissig unnd
willig und demnach würdig, das er
von mir e. Mt.×
zu kay. genaden in underthenigkheit
recommendirt werde.
In gleichen,
allergnädigster kayser und herr, mueß ich der warheit
zu steur ungemeldet nicht lassen, das sovil ich bis dato
von underschidlichen unparteyschen personen zu
erfahrung gebracht,
das sich der Startzer× die zeit über, so er sich alhie
aufgehalten,
anderst nicht als einem e. Mt.× getreuen, fleissigen diener
gebürrt, ertzaiget und demnach vermuetlich, das
ihne
etwan das gegenspil von seinen
widerwertigen zugemessen werde.
Welliches ich
desto lieber gehört und e. Mt.× in under ⸗
thenigkheit berichte,
weillen er ein mensch, so in türggischen
sachen
wol zu gebrauchen und e. Mt.× solliches in
ansehung seiner
unschuldt (wie mir bis dato
nicht anderst bewust)
desto sicheren werden
thuen khinden.