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Allerdurchleüchtigister p.

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Allergenedigister kayser unnd herr×. E. röm. kay. Mt.×
bis auf den letzten bluets tropfen in underthenigkheit
zu dienen bin ich schuldig und willig, und berichte
diselben hiemit allergehorsamist, das ich mit bösem
wetter, weeg und andern allerhandt ungelegenheitten,
doch Gott lob, ohne sonderbahres unglükh zu Sophia×
ankhommen, und sowol alhie alß auch zu Griechisch
Weissenburg×
den anwesenden vitzieren und bassen, deren
zu Wienn× mit kheinen presenten, umb willen sie an disen
orten nicht ordinarie residiren gedacht worden, underschid
liche verehrungen (weillen ausser derselben mit den Türggen
durhauß nichts zu richten) außthailen müssen. Morgen,
wils Gott, gedenkhe ich von hinnen aufzubrechen und
mein rais nach Constantinopel×, dahin ich noch in die
15 oder mehr tagraisen hab, mit hülf deß aller
höchsten zu vollenden.

2Disen aignen oder currir aber
hab ich diser ursach halber e. Mt.× von hinnen auszueschikhen wöllen, weillen deß visiers zu Ofen× halber
seider meines abraisens zu Constantinopel× große
mutationes fürgangen, damit e. Mt.× deßen noth
wendige information haben mögen. Und ist nicht ohne,
das baldt nach einsetzung deß iezigen sultans× der
gegenwertige vetzir zu Ofen× seines ambts privirt
und an seiner statt einer namens Mehemet×, so vor zeitt
gartner oder bostanghi passa im serraglio unnd
nachmalß passa in Egipten× gewesen, mit sollichem
ambt versehen worden. Welliches ich gantz ungern gehör,[t]
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thails weillen zu besorgen gewest, das bey diser mutation
der gegenwertige vetzir× seinem verhaissen khein genügen
thun, und demnach das türggische sich auf den weeg
befindende kriegs volkh, darvon ich e. Mt.× vor disem
avisiert, desto leichter e. Mt.× feinden zuekhommen möchte,
thails auch weillen ich vernommen, das der andere pas
sa×
, so an sein statt khommen solle, ein unruhiger khopf,
und also zu besorgen gewest, das er böse nachparschafft
halten würde, geschweigendt, das die durch mich zu
Ofen× außgethailte present und vertröstungen nicht
wären nach dem besten angelegt gewesen, dessen aber
weder ich noch iemandts anders deren bey den Türggen
gebreühigen unversehenen mutationen halber khein schuldt
gehabt hette.

3Es ist aber gestriges taages gewisse
zeittung hieher khommen, das diser neu benannte
vetzier× wegen eines unbeschaidenen worts, so ihne in der
lezten audienz, drinnen er von dem sultan× urlaub
und erlaubnuß zu seinem governo nach Ofen× zu ver
raisen nemen wöllen, entwischt sein solle, eilendts
und unversehens enthauptet und dem alten vezier×
solches ambt in optima forma widerumb confirmi
ret worden. Dise so unvorsehene topplete mutation
hab ich e. kay. Mt.× zu disem ende bei aignem
currier allerunderthenigst avisiren wöllen, damit sie
aigentlich wissen mögen, wie es mit dem governo zu
Ofen× beschaffen, und demnach nicht underlassen, die [95r]
correspondenz mit gegenwertigem vizier× zu continuirn
und ihn zu vermahnen, sein gethanene verhaissung
in acht zu nemen und das türggische sich in
anzug befindende khriegs volkh e. Mt.× zu
schaaden kheines weegs passiren zu lassen.

4Über dises werden e. kay. Mt.× allerhöchst verstän
dig hiebei in acht zu nemen haben, wie unversehe
nen grossen mutationen das türggische wesen, sonder
lich ieziger zeit underworffen, bey wellichen die
höchste noth erfordert, iedertzeit mit mittlen ge
fasset zu sein, die neuen officir zu freundten zu
machen. So aber bei den Türggen durch khein anders mit
tel als durch present beschehen khan, wie ich dann
nicht hette hinumb khündt, ob sich diser unverhof
te casus nicht hette zuegetragen, den neu benanten
visier× mit stattlichen presenten zu verehren, hette
ich anderst wöllen gesichert sein, das er das volkh
e. Mt.× zu schaden nicht würde lassen fort ziehen.
Wie übel ich aber hirzu gestaffiret und versehen,
das ist e. Mt.× selbsten am besten allergenedigist
bewust, weillen ich über die mir verordnete zeh
rung, davon ich den virten thail zu Comorrn× gelas
sen, mehr nicht auf solliche außgaaben als 7.000
reichstaler und 1.000 ducaten empfangen, welche ich
mehr alß halb zu Ofen× und andern orten zu
e. Mt.× diensten, Gott sei mein zeug, nicht unnüzlich,
sonder nothwendigkhlich außgeebe.

5
Auß wellichen erscheinet, das ich einmal derselbe
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zu Constantinopel× wenig ersprießliche dienst wider
laisten khinden, ich werde dann mit einem wechsel
brief offt angedeütter und vertrösteter massen
succurriert; und hat mir der ienige von adel,
so ich zu bestellung der losamenter voran geschikht,
angezaiget, das deß grossen veziers× erstes wort,
so er mit ihne geredet gewest, ob ich viel gelt
und schöne present bringe.
Bitt demnach e. kay. Mt.× allerunderthenigst,
sie geruhen solliches allergnädigst in acht zu nemen
und mir mit einem wechselbrif auf das
ehist, und wo möglich bei gegenwertigem currier
zu hülf zukhommen, und sich hergegen zu versichern,
das ich mit außgeebung deß gelts die coniun
cturen fleissig in acht nemen und ohne sonder
bahre grosse notturfft khein haller verwenden
werde.

6
Insonderheit aber bitt ich allegehorsamist, mir bey
disem currir alle zeittungen, sonderlich deß Betlehems×
halber communiciren zu lassen, dann man hier zu landt
allerley spargirt, deme ich ohne dergleichen nach
richtung mit rechtem grundt nicht begegnen khan.
Auf den currir, so ich e. Mt.× wegen umbfertigung
der credenz schreiben an den ietzigen sultan× zuge
schikht, warte ich mit grossem verlangen, hoff,
er soll nicht lang mehr ausbleiben.

7
Und thue mich e. Mt.× zu behärrlichen kay. ge
naden hiemit allerunderthenigist und gehorsamist
befehlen.


E. röm. kay. Mt.×
allerunderthenigister
und gehorsambister
Hans Jacob Kurtz von Senftenau m.p.×