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Allerdurchleichtigister.


Allergnedigister kayser und herr, ich erinnere e. kay. May.
meiner allerunderthenigisten schuldigkheit nach, das sich gestriges
tags alhie zu Griechischweissenburg ankhomben, und underwegs
zwar von den Türkhen mit allerhand erzaigter ehr erbietung,
freüdenschussen entgegen ziehen und belaitungen empfangen
worden, hergegen aber wegen meiner und der meinigen leibs
schwacheit, auch des gefärlichen raisens auf dem wasser so vil
unsägliche grosse mühe, sorg und gefahr außgestanden, das
das ich Gott dem allmechtigen grossen dankh zu sagen,
das ich noch sollicher gestalt alhie angelangt.


Underwegs hab ich an underschidlichen orthen zimblich vil türkhische
beegen sambt ihrem underhabenden kriegsvolkh thails selbsten
angetroffen, thails durch gewisse khundtschafft außgeforscht,
all dises vermuetlichen willens dem Ibrahim Bassa von
Bosna, so sich zwar noch zu Ossek aufhaltet und wider
desselben comando, dem Bethlen Gabor zuezuziehen, welches
alles auß bevelch des grossen visirs zu Costantinopl,
Mehre Hussain, beschehen, und derowegen von dem visir von
Ofen ungeacht seiner assicurationen nit wol hette verhüet
werden khünden. Dannenhero ich mit desto grössern freuden
vor etlichen tagen vernomben, das gedachter groß vesir
nit allain seines ambts entsezt, sondern auch mit lebens
gefahr gefankhlich enthalten worden.
Dise zeittung ist mir zu meiner alhie ankhonfft nit allain von
disen alhieigen türkhischen haubthern und briefen von Constanti
nopl confirmirt, sondern ich bin auch mit gewissen grund
avisirt worden, das der bißhero geweste sultan Mustafa
den 10. diß von der kay. dignitet, zwar mit seinen willen - 2 -
und ohne einigen vergangenen rumor entsezt und an seiner
stat seines bruedern sohn, des strangulirten sultan Osman
brueder nahmens Murath , ein jüngling von vierzehen jahren
auf den kay. tron gesetzt worden.
Dahero ich dann für ein notturff erachtet, gegenwertigen aignen
curir zu e. kay. May. in underthenigkheit abzufertigen, dieselben
dises verlaufs khürzlich, weiln sy die mehrern particulariteten
anderwerts villeicht empfangen haben oder in khürze bekhomben
werden, zu avisirn, benebens gehorsambist zu bitten, die credenz
schreiben an den sultan, so wol auch die schreiben an die anderen
vezier, des datumbs halber alßbald umbfertigen zu lassen,
und mir bey disem curier ganz ungesaumbt zuezuschikhen,
damit er mich noch vor meiner ankhonff zu Constantinopl,
welche ie eher sie geschieht, ie nüzlicher sie e. May. diensten
sein würdt, ereylen möge.


Beynebens, allergnedigister kayser und herr, habe ich nit unterlassen,
mich bey diser gelegenheit durch schreiben bey dem vizier
von Ofen des fortzugs der türkhischen soldadesca halber
höchlichen zu bekhlagen, mit vermelden, weil er nunmehr durch
privirung und absezung des gewesten fridhässigen und dem
Bethlem ganz zuegethanen grossen vezirs seine vilfältige
verhaißung und versicherungen in das werkh zu richten ainzig
verhinderung nit habe, alß versehe ich mich gänzlich undt
begehre in nahmen e. kay. May. ernstlich, er wölle ainzig
auß bemelten beegen oder ihrer underhabenden soldadesca
e. May. landen zu schaden, oder dero widerwartigen,
wer der immer sein möchte, zu hülf nit passiren lassen, sondern
alles, was e. May. zu nachtail gewraichen möchte, alßbald - 3 -
abschaffen. Und damit ich ihne hierzue desto mehr disponire,
habe ich ihm die in e. kay. May. nahmen gethane verhaissung
der 25.000 taller und seinem kyehaya der 4.000 widerholet,
ihme auch hierüber ein schrifftliche assicuration, welche ich
bishero zwar über offtermalliges ansuechen zurügg gehalten,
zuegeschikht, und bin der ganzlichen hofnung, es werde solches
bey dem visir vil würkhen. Und so es geschieht, dises gelt
sehr wol angeleget sein, auf dem widrigen fall aber, so
seind e. kay. May. so seind e. kay. May. khaines hallers
wegen verbunden, wie dieselben auß beygefüegten
abschrifften meiner obligation und schreiben allergnedigist
abzunemben haben werden.


Zue disem werkh gehören anyezo meines einfeltigen erachtens
zweyerlay: Dann aintweder würdet der visir von Ofen
sein zuesag in acht nemben und disen türkhischen succurrs
dem Bethlem vorhalten, so würdet auf disen fall die
höchste nott erfordern, das e. kay. May. dero kay. durch
mich gegebenes wort zu erhalten sich mit disem gelt
nach und nach gefast machen, dann es sonsten auf ein mal
schwarlich fallen und mit der nit zuehaltung aller credit
verlohren würde; oder es würdet der visir villeicht
auß unvermöglikhait oder sonsten auß bößen willen sein
wort nit in acht nemben und den succurs dem Bethlem
zuekhomben lassen, alßdann und auch zuvor in eodem eventum
ist vonnötten, das sich e. May. zum widerstandt genuegsam
fürsehen, welches dieselb ohne mein erinderung wol
erwegen werden, ich wil aber alles guets zue dem
allmächtigen verhoffen, sonderlich weiln die - 4 -
coniuncturn sich also schikhen das zu vermueten. E. May.
gewönlich von Gott habendes glükh werde sich auch in
disem türkhischen werkh würkhlich erzaigen, doch khan
guete fürsehung nit schaden, [chiffre] hat.


Es wurde villeicht auch sehr nuzlich sein, wan e. May. bey
zuruggschikhung dises curiers dem [chiffre] selbsten zueschreiben liessen und ihme zur nicht
[chiffre] dises [chiffre] und [chiffre] seines [chiffre], mit andeutung,
das die von mir beschehene [chiffre] auß
e. May. [chiffre] beschehen und auf den fall
seines [chiffre] gewiß in werkh
[chiffre] solte, vermahneten. Solches wurde ihme
grössere versicherung verursachen und dem [bethlenischen] [chiffre] unzweifentlich [chiffre] halten, ohne dessen
er meines erachtens wenig [chiffre] wurde.


In gleichem, allergnädigster khayser und herr, ist ie ainmal
die lautere warhait, das wan ich zu meiner ankhonfft
nach Constantinopl bey disem [chiffre]
mit einer [chiffre]
versehen wäre, ich den iezigen [chiffre], so sonsten ein gueter und dem friden genaigter
mann sein solle, wie auch andere [chiffre]
selbiger orthen [chiffre] und [chiffre] auf ein guete zeit vor dem [chiffre] schaffen khündte. Die mitl, mir
solliches [chiffre] zu machen, hette man bey dem
[chiffre], wan man ihme nuer deßwegen [chiffre] machen thate.
Weilen ich aber nit wais, was hierinnen e. May. derzeit
gesinet oder deroselben gelegenheit sein möchte, alß
thue ich alles dero kay. disposition underthenigist haimbstellen.


Ich meines thails wil, wie bißhero, nach aller möglikheit und so
weit sich mein geringer verstandt erstrekhen würdet
e. May. nuz und dienst treulich in acht nemben. Bitte
dieselb gehorsambist mir die beschaffenheit der [chiffre], auch in was gestalt die negotia mit dem
[chiffre] beruhen, und was ich meines thails zu meiner [chiffre]
nach [chiffre] deßwegen operirn
solle, mit disem curier allergnedigist zuekhomben, die
umbfertigung der credenz schreiben und die expedition
dises curirs maturirn lassen, auch allergnedigist anbevelhen,
das ihme, curier, der raiß unkhosten nach Constantinopl
geraicht werde.

Undt thue mich e. kay. May. zu
beharlichеn kayserlichen gnaden allerundthenigist bevelhen.



E. röm. kay. May.


P. S.
Allergnedigster herr, e.
May. resident, der Lustrier,
last ihme deroselben dienst mit allem
fleiß und eyfer biß dato angelegen
sein und ist würdig, wan er also, wie
ich nit zweifle, fortfahret, das ihne e.
May. deroselben alß einen treuen und
nuzlichen diener iederzeit bevolhen
sein lassen.


Allerunderthenigister
unnd gehorsatmbster
Hans Jacob Kurtz
von Senfftenau m.p.
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1623. 24. Septembris
18.
herr Hanß Jacob Kurz
orator an der ottomanischen
Portten,
schreibt auß Griechischweissenburg
vom 24. Septembris von seiner ankhunfft
mit einschluß etlicher avisa, item
per umbferttigung der credenz
schreiben an den neüen sultan
und vezier bassa.
Expedit 6. Oktober [1]623