Die Internuntiatur des Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn (1649)BriefeBriefletterJohann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn an Ferdinand III., Konstantinopel, 2. April 1649Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn to Ferdinand III., Constantinople, April 2, 1649Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhornde1649-04-02Mit eraigneter gelegenheit der heiligen ostern, in welcher zeit der christlihen potentaten hie anwesende minister einander pflegen glukselige feyrtag zu wintschen, hab ich durch die perschon, so dis complement verricht, dem herr Baylo von Venedig in vertrauen obgemeltes, was ein Türkhischer minister dem dolmetsch Gioan Battista befragt und angedeut, enbieten lassen. Daruber hat der Baylo von Venedig sein secretarium zu mir geschikt, der avisen mitlber sich hohlih bedankt, mich instendiglih ersucht, umb das in der Republica mit den Türkh iezt versirenden khrieg und so gefarlihen sach ich das beste thuen und mich interponiren wolle. Er zweiffelne nicht meine etzperienz und gueter credit, furder ist EKM hohe authoritet der Republica ein reputirlihen frid zuwegen bringen werde, gar hofflih hab ich wegen gueten anverthrauens mih bedankt, aber dem secretario wider zu verstehen geben, der Baylo von Venedig der Republica schreiben und darob sein solle, damit die selbe EKM krefftig ersuhe und woll infurmire, wie und was gestalt ich ihnen, den Venedigern, hie dienen kann. Wann desthalben absonderlih von der EKM ich allergnedigsten fernern befelch empfange, werde ich alßdan nach eyseristen vermogen ihnen gern dienen und undterdessen, was von der Türkhen vorhaben ich erfahren werde, ihme, herrn Baylo von Venedig, alzeit in confidentia c mehrer vorsorg avisiren. Villeicht mochte aus dieser meiner wurklihen rays und internunciatur zu meiner widerkunfft bey EKM der Republica auch was nutzlihes entspringen.Es ist iungst hie ankommen mit ettlihen sclaf zum verkauffen ein tartarischer mirsa, welcher fur gewiß erzelt, affirmirt auch, er habe mit seinen ohren gehort von Tartar han selber, das dieser geschworen, mit seiner volligen macht dis iahr den moldauischen fürst verfulgen, biß an die Donaufluß straiffen und nacher wider gegen Polen sich wenden, auh nach glukliher verrichtung die statt Adrianopol haimbsuhen, alda mit den Ottomanner sein alte rehnung vornemen wolle.Warumb der Tartar han wider den Lupulo fürst in Moldau so sehr erbittert, ist die ursach, das in iungst verstrihenen iahr, alß viel Tartar mit reichen beutten aus Polen anhaimb ziehen wollen, man ihnen die beutt in Moldau wegenomen und der Tartar ein zimblihe menge erschlagen. Dis begehrt Tartar han an den Moldauern zu rehnen.Wegen der raittung zu Adrianopol hat es diese beschaffenheit, wie obgemelter mirsa erzelt: Es haben vor zeiten die Ottomanner kayser dem Tartarischen könig fur ein praesent oder zu besser undterhalt alle iahr angeschafft in Adrianopol 10.000 ducaten, die sein von viel iahr hero richtig bezalt worden. Sultan Murat aber hat diese pretension auffgehoben. Wann wahr ist, das ietziger Tartar han wider draub tringt, so mochte mit der zeit zwischen der ottomannische Porten und den Tartar han großse unanikeit entspringen. Constantinopol den 2. April.