Allerdurchleüchtigist, großmächtigist undt unüberwindtlichister romischer kayßer, auch zu Hungarn undt Böhaimb könig etc., ertzhertzog zu Oesßterreich etc. etc.
1 Allergnädigißter herr herr. E.
röm. ksl. Mt. solle ich hiemit gehorsambist zu berichten nit umbgehen,
daß, nach dem ich wegen der von höchsternannt EKM meiner wenigen person ahn die
ottomannische Porten allergnädigist
anvertrauten internuntiatur
mit erheischender notturfft mich versehen unndt den würckhlichen auffbruch im
gelaith des Allmächtigen sambt meiner comitiva biß in fünffzig personen, den anderten
diß monaths undt jahrß vorgenommen habe, noch selbigen tag zu Pruckh unndt den darauff volgenden zu Hungarischen Altenburg ahngelangt, allwo ich mit herrn grafen
Paul Palfi, welcher selbigen abendts auch allda
ankhommen, zu underthänigster befürderung e. Mt.
unndt dero Cron Ungarn erspriesßlicher dienste
conferirt unndt fürters nacher Raab auffgebrochen.
Daselbst hab ich gleichfahls mit herrn graf Philipp von
Mannsfeldt aller notturfft nach, insonderheit aber wegen der in seinen
ahnbefohlenen gränizen von denen Türckhen verübten straifferey unndt hostiliteten halber mich
underredt, welcher mir drey gefangene Türckhen,
dieselbe dem
bassa zu Ofen zu praesentiren, mit geben, allermassen - 7v -
dan auch allhier gleich bey der ersten audienz
beschehen.
2 Den 6. dito hab ich von Raab nacher Dottes meinen weeg ahngestellt unndt den 7. mein nachtläger alldorten gehabt. Selbiger vesstung underhauptman hat neben einraichung einer lista der in selbiger refier einkhommenen neuen gravaminum wider die Türckhen mir beweglich zu verstehen geben, waß massen dißer vihl importirende platz nit allein ohne profiant unndt munition, sondern auch ahn all andern notturfften dergestalten schlecht versehen unndt ahn der mannschafft geschwächt, daß solcher bey leichtlich sich eraignenden feindtlichen ahnfall in höchster gefahr sein wurde undt die geringste beläger- oder auch nur ploquirung auszustehen nit vermögte, über welches alles, ob man sich schon hiebevor zuem öffteren beclagt undt umb vorsehung gebetten hette, seye doch biß dato nichts ervolgt. Gott wolle verhüetten, daß es nit wie vor jahren mit Waitzen ergehen möchte. Dahero dan EKM dises underthänigist anzuzaigen, ich ein nothwendigkeit zu sein erachtet habe.
3 In vortsetzung nun meiner rayß ist mir den 8. dito im Dotteser waldt der
aga von Czanbeckh mit ungefahr einhundert pferdten undt
fliegenden fahnen begegnet, so mich biß nach Pitzkhen convojiert. Allda hat er mich zu abendtes in meinem logiament im nammen des
veziers von Ofen freündtlich empfangen undt alßbaldt
befragt, waß fur leüth undt personen ich mit habe, ob auch ein resident bey mir
seye. - 8r -
Auß des
veziers
befelch
begehre er solches zu wissen, damit er destwegen vorahn schickhen undt eines undt
anders avisieren könne. Wegen dem
aga
wahre mein antwort, daß die röm.
ksl. Mt. mir ein feine, wohlqualificierte person mitgeben hetten, auff
daß selbige in beeder großmächtigster
kayßer dienste undt geschlosßenen fridens sachen sich wohl
underrichten lassen, fleisßig lehrnen undt treulich dienen solle, auch wan sye zu
dergleichen wichtigen geschäfften sich tauglich mache, auff mein verrer
gehorsambistes berichten, mein allergnädigister kayser, dieselbe für einen ordinarii residenten ahn der ottomannischen Porten allergnädigist erklären undt
confirmieren möchte. So vihl liesße ich neben freündtlichem grueß dem
vezier
durch den
aga
vohran zu
endtbietten.
4
Zwen tag hernach, den 10.
dito, bin ich ein vierthl meil weegs von Ofen durch zwölff
cziaussen im nammen des
veziers
widerumb empfangen, also einbeglaittet, in die
vorstatt logiert undt baldt darauff durch andere cziaussen mit underschiedtlichen victualien undt
haußnotturfften regaliert worden. Der halbe theil darvon hat auß des
veziers
befelch dem vermeinten neuen residenten zu khommen
sollen. Weilen ich aber für alle, so mitrayßen (wie billich) die gantze spesa füehre undt EKM allergnädigisten intention und befelch nach keinen residenten der
zeit publicieren darff, hab ich mit repetierung des vorigen die praesenta vollig
ahngenommen. Ist auch also darbey - 8v -
verpliben.
5
Volgendten tag, 12. dito
hat der
vezier
zue publica audienza mich berueffen, auch
vorhero befragen lassen, ob der vermeinte neue resident neben mir im divan sitzen werde oder nit.
Ich aber hab darüber geantwortet, daß so lang er von ihr
röm. ksl. Mt. für einen residenten nit würckhlich declariert seye,
er noch im divan noch anderen
audienzen zu siezen nicht praetendieren könne. Über dises wurde verers begehrt, daß ich dem
vesier
auffs wenigist die person zaigen undt kennen
lehrnen solle, welches dan bey vortgang der audienz mit absonderlichem
redommendieren undt besten officiis offentlich beschehen. Sonst hat in diser
occasion der
vezier,
türckhischem gebrauch nach, sein gravität undt
pracht ahnsehenlich erscheinen lassen. Im übrigen ist damahlen außser der
gewöhnlichen complimenten undt einhändigung der credenz schreyben, auch wenig
mit gebrachter praesenten, nichts hauptsachliches tractiert (massen auch wegen
menge der umbstehenden Türckhen nit gebraüchlig), sondern alles auff ein andere
privat audienz verschoben worden, bey welcher alß ich
Pfingstag den 14. auff des
veziers
begehren erschinen undt diser baldt nach erstem
empfang alle umbstehendte, die meinige so wohl alß die seinige, ausser des
dollmatschen Hussaim Cziaus abgeschafft, wür
von allerley sachen discurierendt in die zwo stundt lang beysammen - 9r -
verpliben, umbwillen aber undter so langem gespräch
gemainiglich vast so vihl curios alß wichtige reden mit ein lauffen undt
vorübergehen, will ich mich wegen kürtze der zeit nit ahn iehne, sonderen ahn
dise nothwendige halten unndt zur nachricht die substantz in volgender
möglichster kürtze beschreyben.
6
Der
vezier,
nach dem
meine undt seine leüth, wie gehört, alle abgetretten, namme mich bey der handt
undt sagte: Mein Rudolph Beeg
(dergleichen terminos
gebrauchen in vertraulicher conversation die Türckhen), ihr raist nach der
ottomannischen Porten, allwo zwischen beeden großmächtigisten
kayseren ihr 15 jahrlang gedient habt. Ihr wisst unseren brauch undt
wie es bey unß zugeht, aber die Porten werdet
ihr seither zimblich verändert findten. Zwar anderst kein veränderung, dan das
Ottomannische Reich, ob es schon ein
kindt von 6 jahren zu einem kayser hat,
verpleibt dannoch bey seinen vorigen kräfften. Alles wirdt anietzo regiert durch
vornembe, hochverständige ministros. Daß nun dise in allem perfect seyen undt
wissen, waß sye wissen solten, sage ich selber von nein undt ist mir hertzlich
laydt, daß sye von disen gränitzen die beschaffenheit unndt die beederseiths
geschlossene fridens tractaten nicht allerdings recht verstehen undt diß orths
übel informiert seindt. Ich will sye aber so vihl möglich informieren, zu
welchem ende dan ihr mir auch entdeckhen müest eüers
kayßers intention, warumb, weßendt - 9v -
halben undt waß für commission ihr habt, auch ob man einen großen
bottschaffter schickhen werde, damit ich eüch ahn der Porten besser dienen undt meine mittl dem friden zum besten
vorschlagen undt ahn die handt geben könde. Der röm.
kayßer wie auch her graf Schlückh
schreyben mir, ich werde alles von eüch vernemben. Sagt mir, wie lang wehrt noch
der frid? Mich dunckht, von
des alten Murtesa Bassa zeiten ahn zuraitten
pleiben noch ungefähr drey iahr übrig. Seith ihr willens, den friden zu
prolongieren? Auff wie lang will ihn der kayßer
haben?
7
Euer excellentz (vermeldete ich zu dem
vezier
) gahr recht ahn deme, daß ich ahn der Porten veränderung undt in unseren fridenssachen
übel informierte ministros finden werde. Ich habe mir nie anderst eingebildt,
vihlweniger, daß mit abgang des sultan Ibrahim
ahn dem ottomannischen regiment etwas mangel. Weise ministri werden dasselbige Reich, wan gleich der ietzige kayßer ein kindt, wohl zu gubernieren
wissen. In deren hohes guberno hab ich mich nit zu ingerieren, wohl aber in die
iehnige sachen, so unseren
geschlossenen friden, auch künfftige ruhe undt wohlstandt der armen
underthanen belangen. Eure excellentz wissen ohne zweiffel sich zu erinneren,
waß dieselbe iüngst dem römischen kayßer undt
herrn graf Schlickhen geschriben, auch
wessen sye sich gegen dem herrn
Ulrici mündtlichen
erclärt undt anerbotten, nemblichen wan die - 10r -
röm. ksl. Mt. ahn die ottomannische Porten einen getreuen ministrum schickhen werden,
euer excellentz den friden dermassen beförderen undt so cooperieren wollen, daß
er beständig undt langwürig verpleiben solle. Nun hat mein
allergnädigister kayßer mit fridtsamben commissionen undt credenz
schreyben ahn den neuen sultan Mehemet so wohl
alß ahn dessen hochahnsehenliche ministros mich nach der ottomannischen Porten allergnädigist abgefertigt (ohngeacht, daß
erwehnter ietziger sultan altem gebrauch nach
von seiner antrettung ins Reich nit parte
geben) hab auch im befelch, den friden nit allein besser zu stabilieren, sondern
da es der Porten auch beliebe, denselben zu
verlängeren. Im fahl aber eure excellentz gethanes anerbieten undt zusagen nicht
stattfindten undt man sich wider verhoffen ahn der Porten widerwertig erzaigen wurde, köndte ich auch unserer
seiths nichts fridtsambes vergwissen, dan aller orthen guete disposition da sein
müesse, so wür anderst in rechtem friden leben wollen.
8
Mein Rudolph Beeg
(sagte der
vezier),
darff ich keckh glauben, daß es wahr seye, was ihr sagt? Keckhlich (gab ich zur antwort),
wan nur auch ich euer excellentz worten recht trauen darff. Glaubt nur
(repetierte der
vezier
), wan indes in meinen gwalt
stunde, hier hier, ohne das ihr nach der Porten zurayßen bemüehen soltet, wolte ich den friden
stabilieren. Aber es khan nicht anderst sein, nacher Constantinopel will ich eüch befördern undt die sach also
recommendieren, daß ihr dorten sehen undt - 10v -
erfahren werdt, waß ich vermag. Ihr müsst aber auch wissen, daß an der Porten die blossen wort ohne praesent nicht vihl
gelten. Ihr werdt ia etwas mitbringen zuem verehren? Nicht vihl, wahre mein
antwort, dan durch internuntios man nie keine sonderliche praesent geschickht. Ich hab
etwas wenigs von galanterien
bey mir, die will ich ahn gehörigen orthen außtheyllen undt man wirdt für
dißmahl mit deme verlieb nemmen müessen. Ist nichts da für den sultan?, meldete der
vezier.
Etwas
wenigs, sprach ich. Ihr werdt sehen, sagte der
vezier,
ahn
unseren kayser, ein khindt von sechs iahren,
über solche königliche kinder hält der Allmächtige mehrers alß offt über die
erwachsene hoche potentaten sein göttliche handt. Ist nicht Moyses, wie er noch ein kleines kindt in einem
schäffel ertrinckhen sollen, alß er im flusß
abwerths gerunnen, durch eines königs tochter
wunderliche von denen wellen errettet, herauß gezogen undt entlichen zue
höchsten dignitet erhebt worden? Darumb solt ihr nit gedenckhen, ob schon
unser kayßer ein kindt, daß eüch über unß
ainiger vorthl hierauß entstehe.
9
In disem hab ich dem
vezier
nicht weiter einreden, sondern lieber von einer andern materia etwas hören
wollen, wie ich ich dan auch wegen der von Raab, Dottes undt anderwerts wider
die Türkhen einkommener neuen gravamina mit vihlem beschwähren undt remonstrieren nicht
auffgehalten, in deme erstens - 11r -
das hauptwerckh
hirinnen nit hafftet, zumahlen der
vezier
gegen mir
austruckhlich vermeldt, daß wür unß dißorths mit keinem fueg, sondern sye sich wider unß
vihl mehr unndt allzeit zehen gegen einmahl zu beschwähren hetten. Er köndte mir
gantze catalogos nacheinander zaigen, ia underschidtliche personen, so er de
facto gefangene habe, alsobaldten vorstellen, welche mir in das gesicht sagen
werden, daß sye zu ihrem straiffen undt ausfallen darumben benöttiget werden,
weillen ihnen nit allein ainige bezahlung nit ervolge, sondern so gahr auch die
natürlich undt unendtpährliche lebensmittl abgehen, welches dan die haupt- undt
gründtliche ursach ihrer excursionen.
10 Undt demnach wür in ein anders gespräch gerathen, fielle unser discours auff die Pollackhen. Eß erzehlte der vezier grosse sachen von dem Tartar han, wie diser allein mit seinem volckh, ohne der Türkhen hilf, ganz Pohln überschwembt, vihl tausendt gefangen undt nidergemacht, stätt undt schlösser eingenommen undt in Cameniz einen vornemben Cossaken , welcher es mit den Tartaren hält, eingesezt undt denselben für einen könig auffgeworffen haben etc.
11
Alß ich in disem widerpart gehalten undt denen
rebellierten Cosßaken
mehrers alß denen Tartaren die macht zuaignen wollen, liesse es der
vezier
mir nit ahngehen, sondern affirmierte, alles was in
Pohln fürübergangen, seye mehrers von
denen Tartaren alß Cossaken
beschehen, welcher handl noch nit gestillet. Er habe gahr iüngst aus Constantinopel schreyben bekommen von seinem
correspondenten, dem Sulficar Aga, den ich wohl
- 11v -
kennen werde, continuierte beneben seinen
discours mit nachvolgenden worten, so wohl zu beobachten.
12 Die Tartaren haben unlängst mir selbst auch sorgen machen undt in Sibenbürgen einfallen wollen, seindt schon gahr nahendt herbeykhommen, hette ich dem Tartar han (dem ich zu des sultan Murath zeiten vihl gedient undt ihne zum Tartar han hab helfen machen) nicht geschriben undt zum zuruckh ziehen ermahnt, währe es gewiß seltzam hergangen, dan wo dise üble leüth mit menge ihrer pferdt die erdt einmahl betretten, thuet kein graß mehr wachsen. Nach disem kam der vezier mit nachvolgender frag auff den Ragoczy.
13 Nun ist der Ragoczy gestorben. Mein, sagt mir, hat man oben bey eüch dessen todt gehen gehört? Wür (sagte ich) habens wenig geachtet, wahr uns auch nit vihl daran gelegen. "Warumb?", replicierte der vezier , "ihr habt die gespanschafften wider bekhommen, wie ich höre, so ist iezt in Caschau der Vesseleni. Hat der iunge Ragoczy die örther gleich also übergeben lassen?" Darauff gab ich zue antwort, eß seyen die örther dem verstorbenen Ragoczy eben wie vor disem dem Bethlen Gabor, niemahls anderer gestalt überlassen worden, alß daß nach dem todt selbige dem röm. kayßer immediate widerumb sollen restituiert werden, massen sich dan der Ragoczy solenniter mit teurem schwuehr undter seiner handtschrifft undt pettschafft gegen der römisch ksl. Mt. also verbundten.
14
Eß hat aber, sprach der
vezier
,
der iunge Ragoczy
- 12r -
diß also für sich selbst nicht thuen khönnen.
Iüngst ist dessen bottschaffter mit praesenten
allhier bey mir gewesen, halt ahn, daß die ottomannische
Porten ihne zuem fürsten in Sibenbürgen conformieren wolle. Ich habe ihn aber ahn die
Porten gewisen, dorten soll er sein sach
anbringen undt richten. Annoch aber ist dessen verhalten undt erzaigen auch die
person nit darnach, daß man ihne soll zuem fürsten machen. Er ist gahr zu iung,
khan dem landt nicht vorstehen, wie sichs
gebührt, zu deme mueß man erst vernemmen, ob das
land ihne haben will oder nit. Wahr ist es, hab ich darauff
gesagt, daß die sibenbürgische stände jeh- undt allemahl die freyheit gehabt,
under ihnen einen fürsten zuerwöhlen, wurde auch iezt das beste sein, wan man es
bey solcher freyen wahl verpleiben liesse. Mit deme wahr unser [!!!Sachkommentar: #sachko305]discours von Sibenbürgen
beschlossen.
15
Eß fragte darüber der
vezier,
wie es stuende mit unserem krieg
undt unserem frid. Er höre, daß
sich die Schweden der statt Prag gantz
bemächtiget undt nicht mehr herauß ziehen wollen. Alß ich darauf geantwortet, eß
seye deme nicht also, auch die statt Prag
niemahlen in ihren händten gewest, sondern vorhero, ehe man fridt geschlossen,
vom feindt vihl volckh darvor gepliben, fienge auff solches der
vezier
ahn zulachen, sprechendt, dem währe vihl anderst,
auch genuegsamb bewusst, waß für grosse reichthumb die Schweden in Prag gefunden undt erobert. Daß ist beschehen, sagte
ich, auff der Kleinen Seithen, wo nur ein
schlosß. - 12v -
Prag aber ist niemahlen vom feindt eingenommen
worden. Meinen kopf will ich zu pfandt setzen, daß die sach nit anderst
beschaffen, so halte ich auch gänzlich darvor, daß die Schweden vermög des getroffenen fridens auch bereits
die Kleine Seithen quittiert haben
werden.
16 Wie ist dan diser fridt gemacht?, fragte der vezier. Ich gabe zue antwort, niemandt hat darbey verlohren alß die iehnige rebellen, welche die Schweden ahn sich berueffen. Dieselbe ergeben sich iezt gantz und gahr dem röm. kayßer, offerieren ihre kräfften undt waß für macht sye haben gantz zu der röm. ksl. Mt. diensten, verlangen nichts mehrers alß wider die iehnigen, welche den röm. kayßer ahnfechten möchten, zustreitten. Hingegen lassen ihre Mt. etwaß von denen landeren, so die rebellen possediert, dannenhero nur dise, welche ursacher des kriegs anietzo den kürtzeren ziehen müessen. Ihr redet wohl, sagte halb lachendt der vezier, aber ich bin nicht schuldig, alles zu glauben. Villeicht glaubt ihr auch nicht alles, waß ich eüch sage. Dises gespräch endte sich so mit einem höflichen gelächter.
17
Nach disem fienge ich ahn, den
vezier
freündtlich zue bitten, er wolle mir nit vor übel
haben, umb das ich frage, wie es dan stehe mit ihrem krieg wider die Venediger, waß man in Candia guths mache, ob es baldt zwischen der
ottomanischen Porten unndt der Republica zuem friden gelangen möchte. - 13r -
Hierauff bekamme ich vom
vezier
zue
antwort, eß stunde mit ihrem krieg wider
die Venetianer gahr wohl, die statt Candia seye gantz umbringet undt belägert. Ahn der Porten werde ich von kriegs schiffen grosse
praeparatoria findten, also daß in kurtzer zeit sye, Türkhen, die gantze insul zu überwältigen verhoffen,
hernacher es villeicht einen friden abgeben möchte. Die Ottomanner füehren umb
wenig undt auff ein kurtze zeit nie keinen krieg, sondern daß er lang wehren
undt ihr Reich erweitern müesße. Ich höre
aber (widerlegte ich), daß in Candia auff der
ottomanischen seithen die sach nit so leicht, sondern schwahr hergehe. Der
venedische bottschaffter ahm ksl. hof
gebe für gewiß aus, daß in der insul Candia
alle underthanen undt baurs gesindt die waffen ergriffen, sich zusamben gerott
undt zwischen der statt Candia und Rettimo ahn einen orth undt pasß gelegt,
denselben auch dermasßen verschanzt haben, daß die iehnigen, welche Candia belägert, mit denen anderen Türkhen nicht
communicieren können. Desthälben dan der Hussain
Bassa umb soccorso starkh ahn gehalten.
18
Glaubt diß nicht, replicierte der
vesir,
ich hab gahr frische zeittung auß Morea, daß die sachen für unß gahr wohl abgehen.
Baldt werdt ihr darvon mehrers hören. Sonst hab ich in diser materia im
heraußgehen heimblich von dem Hussain Cziaus
verstanden, daß die zeittungen wegen der zusammen rottierten bauren gahr wahr,
gestaltsambe - 13v -
dan sye dem
vezier
auch selbsten also zukhommen seyen.
19 Den 14. diß, alß ich mich zuem anderten mahl in privato ohne dollmatschen allein bey dem vezier befunden, hab ich auff nachvolgende weyß anfangen zu reden: Waß euer excellentz iüngst mit vihlen umbständten mit mir gespracht undt wesßen sye mich vergwüsßet, werden sye ohne zweiffel noch in frischer gedächtnuß haben. Nun ligt mir ob, der röm. ksl. Mt., meinem allergnädigisten herren, durch den Dietzen von unseren gehabten discursen gehorsambist parte zu geben. Euer excellentz beliebe ich auch dessen, so sye mir zugesagt undt versprochen, durch schreyben meinen allergnädigisten kayßer selbst zu versicheren. Sye geruehe auch vorderist, ihre hohe authoritet ahn der Porten dahin zu interponieren, damit etwa dorten das iehnige, so sye hier versprochen, nit geändert undt was anders auff die bahn gebracht werde. Mir währe sehr lieb, wann euer excellentz cooperierten, daß man mich zu Constantinopel nicht lang auffhalten, sondern mit gueter expedition bald widerumb abfertigen thätte.
20
Mein Rudolph Beeg,
sagte der
vezier,
wahr ists, waß ich vorhero gemelt, daß es ahn der Porten andere köpf, die in den sachen nit informiert, abgibt.
Der
groß
vezier
aber wie auch der
muffty
seindt
witzige leüth. Die alte valida
, des iüngst umbgebrachten
sultan - 14r -
Ibrahim mutter (für gueth hielte ich, wan dise mit etwaß regaliert
wurde), ein verständige fürstin, vermag vihl, durch dise müesßen eure negotien
gehen. Ich will eüch ahn allen orthen dermassen recommendieren, daß hoffentlich
alles wohl außschlagen solle. Etwas hab ich zu advertieren, nit für gueth halte
ich, daß ihr so geschwindt auff die abfertigung solt tringen, ihr müesst eüch
bequemben zu deme, wie etwa ahn der Porten es
sich schickhen möchte.
21 Belangendt daß ich der röm. ksl. Mt. schreyben solle, bin ich willens, meiner vornembsten officier einen hinauff zu schickhen. Fragte dabey: Wo werden ihr ksl. Mt. anietzo anzutreffen sein? Waß köndte ich ihnen schickhen, so angenemb währe? Ihre ksl. Mt., sagte ich, werden in Wienn oder villeicht zu Presßburg sich befindten, waß deroselben hingegen belieben möchte, khan ich nit wisßen. Wohl aber waiß ich, daß bey ihro von allem, waß ein grosßer potentat haben solle, die menge überflüsßig verhandten.
22
Darüber hatte ich gefragt, ob dan die
valida
deren (sohn man
umbgebracht) so vihl gelte, ob sye zu ihres
sohns todt geholfen. Nein, sagte der
vezier
, geholfen
hat sye nicht, wohl aber darvon gewüsst, ob sye schon des sultan Ibrahim muetter wahre, stunde sye doch nit sonderlich in
gnaden bey ihme, dan er sye einmahl selbst schier hingericht hette. Von des
sultan Ibrahim humor, üblen governo undt
proceduren, so ich vor dißem ahn ihme observiert, ist - 14v -
zwischen unß vihl geredt worden, dieweilen aber ahn
dem nit vihl gelegen, thue ich darvon auch kein weitere meldung.
23 Den herrn graffen von Mannßfeldt betreffend sagte der vezier, ich habe mit ihme ein zusammenkhunfft ahnstellen wollen, in mainung, wan die granitzer beederseiths solche vertreulichkeit sehen, sye alß dan umb so vihlmehrers in cervello stehen undt ihr straiffen underlassen wurden. Aber der herr graf von Mannßfeldt, wie man mich berichtet, khan die Ungarn nit wie ich meine underhabende gräniz Türckhen bestraffen. Er hat kein so grosßes commando alß ich undt das ist übel. Auff dises wahre mein antwort: Waß solche zuesammenkunfft antrifft, ist auch zu Wienn darvon geredt, aber wegen meiner abrayß der zeit für unnothwendig gehalten worden. Willß Gott zu meiner widerkehrung, wan alles ahn der Porten wohl agiustiert undt verricht, khan dem gränitz verordnungen besßer abgeholffen undt etwa desthalb ein nachbarliche conferenz ahngestellt werden, damit sich dan auch dise audienz geendet.
24
Undt alß ich über dises den 19.
diß das lezte mahl zue publica audienza durch vihl cziaussen undt janitscharen, wie
gebräuchlich, in offentlichen divan beglaitet worden, hat allda der
vezier
sein vorig
fridtliebendes anerbietten (der hoffnung, daß in disem unser seiths auch nichts
erwinden werde) - 15r -
kürtzlich repetiert, under
meinen leütten zehen kafftan sambt einem stuckh tuech außtheyllen undt einen
capuggi bassa führ
einen commissarien mit mir nach der Porten zu
rayßen vorstellen lassen, warauff ich der allhie empfangenen cortesien undt
guetthatten mich höchlich bedankcht undt also vom
vezier
meinen
abschiedt freündtlich genommen.
25 So baldt ich widerumb in meinem logiament ahngelangt, kamen geschwindt nach ein
andern dahin der iüngst zu Wienn geweste Aly Cziaus undt der dollmatsch Hussain Cziaus mit fleisß vom
vezier
geschickht,
umb dextramente zuerkhundigen, ob man oben in Wienn
den cappuggi bassa, welchen der
vezier
mit regaliern ahn EKM abfertigen wolle, zur audienz admittieren undt vorlassen werde
oder nit. Der erste cziaus
kamme etwas höflich hervor,
gabe mir zu verstehen, der
vezier
hette ihn (weilen er offt oben
gewesen undt umb unßer braüch wisße) destwegen gefragt, er,
cziaus
, aber
habe solches in zweifl gesezt undt gemeldt, daß man einen, der nit immediate vom
türckhischen kayßer geschickht, bey der
röm. ksl. Mt. schwärlich vorkommen lasse. Der
Hussain Cziaus aber fiele gröber drein, mit
vermelden, wan der
vezier
wissen solte, daß man seinen
capuggi bassa oben beim
kayßer nit vorkommen liesse, er gewiß keinen
hinauff schickhen wurde. Vorhero begehre der
vezier
von mir einen
gründtlichen bericht. - 15v -
Zue antwort hab ich geben,
der
vezier
möge schickhen oder nit, es seye sonst nit
braüchig, daß ein vom
vezier
geschickhter gleich so vor den
röm. kayßer kann. Ich wisse mich zuerindern, alß
ich ksl. Mt. zu Presßburg auff dem lezten ungarischen landtag wahren undt damahlen
der Aly Cziaus mit einem capuggi bassa dahin kame, welche vorgeben, sye
hetten schreyben vom türckhischen kayßer,
desthalben dan sye zwar vorgeslasßen, aber die unwahrheit, daß vom sultan keine, sondern nur vom Murtesa Bassa schreyben vorhanden gewesen, hoch empfunden worden. Wan
der Murtesa zuem anderten mahl solte geschickht
haben, währe es nit mehr also angangen. Eß schickhe sich besser, man procediere mit
offenem hertzen undt erzeige denen großmächtigisten kayßeren den respect, der ihnen
gebührt. Werde der
vezier
seinen capuggi ahnbefehlen, daß er oben ahn gehörigen orthen offenhertzig procedieren undt
undt mit ehrentbiettung umb audienz bey der röm. ksl. Mt. anhalten solle, zweiffle nur nicht, daß man
ihne vorlassen undt gnädigist anhören werde, sonderlichen weilen von dem herren vezier
ich so vihl gueths hinauff schreybe. Anderer gestalt
die röm. ksl. Mt. so wenig alß der türckhische kayßer ihnen nicht vorschreyben lassen, wie
sye sich gegen einen oder anderen verhalten sollen.
26 So vihl in substantz von meiner allhie abgelegten verrichtung,
welche EKM ich inzwischen - 16r -
gehorsambist (weilen ich morgen,
den 21. diss mein rayß von hier in dem namen Gottes weiter prosequieren
werde) referieren undt zu beharrlichen ksl. gnaden undt landtsfürstlichen hulden
mich underthanigist befehlen sollen.
Offen, 19. Januari 1649
EKM
Allunderthenigister, gehorsambister Johann Rudolff Schmidt zum Schwarzen Horn, internuncius
- 16v -Ahn die röm. ksl., auch zu Hungarn undt Böhaimb kgl. Mt., ertzhertzogen zu Össterreich etc. etc. allerunderthänig-, gehorsambiste interims relation deroselben nach der ottomannischen Porten abgeordneten internuntii Johann Rudolphen Schmidts zuem Schwartzenhorn etc. seine hieinnen zu Ofen abgelegten verrichtung betreffend.